Duisburg Der richtige Umgang mit Natur und Tier

Duisburg · Der Ingenhammshof am Rand des Landschaftspark Nord ist seit 1993 ein Lernbauernhof für Kinder und Jugendliche. Indem sie mit anpacken, können die jungen Besucher eine Menge über das Leben auf dem Land erfahren.

 Margarete Heseke von der Awo-Integrations GmbH füttert die Hühner auf dem Ingenhammshof.

Margarete Heseke von der Awo-Integrations GmbH füttert die Hühner auf dem Ingenhammshof.

Foto: Luhrenberg

Der Ingenhammshof wurde 1529 erbaut und ist somit der älteste Hof in Meiderich. Nachdem der Hof jahrzehntelang das Thyssenkrupp-Werk belieferte, hatte die Stadt ursprünglich geplant, auf dem zwölf Hektar großen Grundstück eine Müllhalde zu errichten. "Den Plan hat die Stadt aber verworfen, als wir mit unserer Idee vorstellig wurden, dort eine Jugendeinrichtung aufzubauen", so Margarete Heseke von der AWO-Integrations gGmbH. Seit 1993 betreut der Sozialdienstleister nun schon die Einrichtung, die hauptsächlich als Lernbauernhof für Kinder und Jugendliche dient.

 Das Schafescheren war schon immer ein Event auf dem Ingenhammshof.

Das Schafescheren war schon immer ein Event auf dem Ingenhammshof.

Foto: Hohl

Bis zu 500 Leute kommen auf den Hof. Der Geruch von Tieren, Futter und Stroh verbreitet sich von den vielen Holzställen. Schon am Eingang zum Lernbauernhof schnattern zehn Gänse um die Wette und begrüßen Neuankömmlinge. Insgesamt leben über 70 Tiere auf dem Hof, einige Haustierrassen gelten dabei als vom Aussterben bedroht. Das exotischste Lebewesen auf dem Hof ist ein Kamerunschaf, das die Polizei freilaufend in der Stadt aufgelesen und in die Obhut des Bauernhofes gegeben hat. Den Großteil der Tiere machen aber Hühner aus. "Sie sind die absoluten Lieblingstiere unserer Besucher, vor allem der Kinder", sagt Margarete Heseke. "Sie müssen oft als Kuscheltier herhalten."

Der Hof bietet alles, was zu einem echten Bauernhof gehört: So weit das Auge reicht, erstrecken sich grüne und weitläufige Wiesen sowie Felder, auf denen sich Pferde und Shetlandponys tummeln. Nachmittags können Kinder ab vier Jahren auf ihnen reiten. Dazu gehört auch, dass die Tiere aus ihrem Stall geholt, gesattelt und gebürstet werden. Ab April bietet AWO-Integration außerdem therapeutisches Reiten an, zunächst für eine Gruppe von Kindern mit Down-Syndrom.

Generell darf jedermann das Grundstück betreten, sich die Tiere anschauen und auch streicheln. Für Schulklassen finden am Vormittag jedoch exklusive Hofführungen statt. Am Nachmittag ist zudem Platz für weitere Gruppen, wie Kindergeburtstage oder Pfadfinder, die in drei Stunden hautnah erleben können, wie der Alltag auf einem Bauernhof abläuft. "Diese Gruppenbesichtigungen sind sehr nachgefragt", sagt Margarete Heseke, die den Ingenhammshof seit 2012 leitet.

In Begleitung einer Aufsichtsperson dürfen Kinder und Jugendliche bei den Führungen aktiv am Landleben teilhaben: Sie bringen Tiere auf die Weide, misten Ställe aus, füttern die Tiere oder suchen Eier im Hühnerstall.

Die AWO-Integration hat den Lernbauernhof aus einem einfachen Grund auf die Beine gestellt: Kindern soll die Natur, das Leben in ihr und der Umgang mit Tieren nahe gebracht werden. Woher kommt die Milch? Was fressen eigentlich Hühner? Was ist der Unterschied zwischen Heu und Stroh? Diese und weitere Fragen versuchen etwa 20 Mitarbeiter gemeinsam mit den Kindern zu beantworten. "Uns ist auch ganz wichtig, dass der Respekt vor Tieren nie verloren geht", so Margarete Heseke.

Ein weiterer Schwerpunkt sei, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen auf dem Bauernhof zusammengeführt werden, sagt die Projektleiterin. Ein Feuer hätte der Jugendeinrichtung im Oktober 2013 beinahe ein jähes Ende bereitet. Seitdem bemühen sich die Verantwortlichen der AWO, den zerstörten Teil des Gebäudes wieder aufzubauen. "Zumindest das Dach ist bereits erneuert worden", so Heseke, "im nächsten Monat beginnen dann die Arbeiten für den Rohbau." In dem neuen Gebäude sollen eine Werkstatt, ein Lager und ein Stall Platz finden. Vor allem die Lagerung von Futter und die Unterbringung der Tiere sei seit dem Brand nur provisorisch möglich, so Haseke. Auch finanziell sehe es für den Hof seitdem nicht rosig aus: "Die finanziellen Einschränkungen sind enorm." Doch das Projekt werde nicht eingestellt, wie Haseke versichert. In Zukunft sollen sogar weitere Tiere hinzukommen. Es ist geplant, eine Schafsherde auf dem Hof unterzubringen und eine Schweinezucht aufzuziehen.

(jlu)
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