Duisburg Der Ruhrpott und seine Tücken

Duisburg · Mit ihrem Programm "Rund umme Ruhr" haben Ursula Jung und Okko Herlyn den Bogen zwischen neuem und alten Ruhrgebiet, Berchmanns-Erinnerungen und Kulturhauptstadt-Selbstverständnis gespannt. Lacher waren garantiert.

Rheinhausen Als Ursula Jung vorne auf der Bühne die Mimi Müller gibt und mit echter "Ruhrpott-Schnauze" das Publikum verzaubert, sieht man die Kunstfigur fast bildlich vor sich. Die schlanke gepflegte Frau Jung verschwindet, vor dem geistigen Auge taucht Mimi auf. Mit Schürze, Zigarette und Lockenwicklern im Haar. Resolut schimpfend, philosophierend und tratschend. Eine echte Ruhr-Madame aus vergangenen Zeiten.

Mäuschen spielen für Momente

Ursula Jung und Okko Herlyn haben es geschafft, für 100 Zuschauer im voll besetzten Raum in der Bezirksbibliothek Rheinhausen den Bogen zwischen neuem und altem Ruhrgebiet, "Berchmanns"-Erinnerungen und Kulturhauptstadt-Selbstverständnis zu spannen. Neben humoristischen Dialogen fanden auch ernsthafte Texte, oft aus der Feder von Herlyn selbst, Eingang in die Lesung unter dem Titel "Rund umme Ruhr".

So vermittelte das "Revier-Kleinerlei" in szenischer Lesung das Gefühl, mit einem Hubschrauber über das Ruhrgebiet zu kreisen und einfach hier und dort für Minuten oder bloß Sekunden Mäuschen spielen zu dürfen. Lacher ernteten besonders Mimis markige Sprüche. So zum Beispiel, als sie sich über den "Schönheitsfaam"-Besuch ihrer Kollegin auslässt: "Du duselige Hippe, du kannst wohnen in 'nem Schönheitscenter, dann siehst du immer noch wie 'en Schrubber aus."

Ausgestopfter "Berchmann"

Und auch die Warnung an alle innerdeutschen Besucher bleibt nach wie vor bestehen: "Wer unvorbereitet zu uns kommt, ist, fürchte ich, überfordert." Denn Ruhrpott-Deutsch hält insbesondere für den arglosen Bayern einige Tücken bereit. So ist das Ruhrpott-"zamma", das für "zeig mal" steht, nicht mit der bayerischen Übersetzung "zusammen" identisch und kann zu Missverständnissen führen. Daneben klingt der einzige Satz mit "der die das" fast harmlos: "Unser Gabi kriegt ein Kind. Der die das gemacht hat ist abgehauen."

Auch der Verlust von Geschichten und die Glorifizierung alter Stätten härtester Arbeit wie Landschaftspark oder Zollverein kamen zu Sprache. So sehen Herlyn und Jung den "Berchmann" von morgen "ausgestopft und mit einem lateinischen Schildchen versehen" im Heimatmuseum stehen. Den "homo püttensis" könnten sich die Kinder dann ansehen, um völlig verstört ihre Eltern zu fragen: "Was ist denn das, so'n Berchmann?"

(RP)
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