Euregio Rhein-Waal Und Rp Präsentieren 25 Jahre Interreg (8) Der Seuchenfall als Praxistest

Duisburg · Bei Safe Guard ging es um den Verbraucherschutz in der Region. Forciert werden sollte die Zusammenarbeit von Experten über die Grenze hinweg. Auch, damit im Krisenfall besser und schneller gehandelt werden kann.

 Safe Guard setzt sich für Zusammenarbeit auf dem Agrarsektor über die Grenzen ein. So soll mit daran gearbeitet werden, dass es den Tieren in den Betrieben gut geht und sie sich wohlfühlen.

Safe Guard setzt sich für Zusammenarbeit auf dem Agrarsektor über die Grenzen ein. So soll mit daran gearbeitet werden, dass es den Tieren in den Betrieben gut geht und sie sich wohlfühlen.

Foto: dpa

NIEDERRHEIN Die Situation ist kritisch: 38 Betriebe im Grenzgebiet hat die Maul- und Klauenseuche heimgesucht. Zur Sicherheit werden in Deutschland 151 Betriebe geräumt mit 66.000 Tieren. In den Niederlanden sind es 44 Betriebe mit 14.000 Tieren. Weitere Bauernhöfe im Umkreis müssen mit Restriktionen leben. Insgesamt sind fast 3,6 Millionen Tiere von den Maßnahmen betroffen.

Glücklicherweise handelt es sich bei diesem Szenario nur um eine Übung. Im Zuge des Interreg-Programms Safe Guard trafen sich Verantwortliche aus dem Grenzgebiet im März 2013 im Euregio-Forum Kleve, um den Erstfall zu simulieren und durchzuspielen. Die Übung war in drei Runden unterteilt, in denen die Teilnehmer mit immer neuen Fakten konfrontiert wurden. Zunächst ging es darum, im Seuchenfall Handel und Verkehr von Tieren schnell und effektiv zu stoppen.

Das Szenario in der zweiten Runde konfrontierte die Teilnehmer mit einer grenzüberschreitend bislang noch nie eingeübten Situation: Es sollten Impfungen vorgenommen werden. In früheren Jahren war es üblich, alle Tiere in einem definierten Radius präventiv zu keulen - gleichgültig, ob infiziert oder gesund. Im Zuge verstärkter Tierschutzbemühungen setzt man mittlerweile jedoch wieder auf das Impfen. Bislang ungelöst sei zurzeit noch das - rein marktwirtschaftliche - Problem der Vermarktung von gesunden und geimpften Tieren. In der abschließenden dritten Runde ging es darum, die Ergebnisse auszuwerten und daraus Konsequenzen für künftige Ereignisse abzuleiten. Der fachliche Austausch wurde von den Beteiligten ausdrücklich gelobt. Die Übung war ein praktischer Teil des Interreg-Projekts Safe Guard, das fünf Jahre lang eine Plattform für deutsch-niederländische Aktivitäten im gesundheitlichen Verbraucherschutz in der Agrar- und Ernährungsbranche bot. "Safe Guard hat den gesundheitlichen Verbraucherschutz im Grenzgebiet eindeutig vorangebracht", meint Projektkoordinator Dr. Oliver Breuer. "Einerseits durch die vielen neuen Fachnetzwerke, andererseits durch eine Vielzahl praktischer Verbesserungen, die die alltägliche Arbeit im Sinne der Krisenprävention und -beherrschung grenzüberschreitend ermöglichen und damit effektiver und einfacher machen."

Die Internationalisierung stellt auch für die Agrar- und Ernährungswirtschaft eine Herausforderung dar. Landesgrenzen erweisen sich oft als Hürden. Gleichzeitig entstehen Fragen für Forschung und Entwicklung, die besser im Verbund beantwortet werden. Daher ist auf Initiative der Universitäten Bonn und Wageningen mit dem Verein GIQS (Grenzüberschreitende Integrierte Qualitätssicherung) 2001 ein gemeinnütziges und internationales Netzwerk aufgebaut worden. Ziel war, sich bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu unterstützen. Eins dieser Projekte, das GIQS auf den Weg gebracht hat, war das Interreg-Programm Safe Guard. "Die von den Vereinten Nationen verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungsziele machen deutlich, dass die zukünftigen Herausforderungen nicht mehr allein national gelöst werden können", sagt GIQS-Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Hamer. Vielmehr werde es in Zukunft darauf ankommen, mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft über Grenzen hinweg zu kooperieren, um nach dem "Eine Welt"-Ansatz gemeinsam globale Verantwortung zu übernehmen.

(RP)
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