Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Die Äbtissin verhinderte die Plünderung

Duisburg · Duisburg litt im 30-jährigen Krieg massiv unter den Einquartierungen der Truppen. Im September 1632 schlug der berüchtigte General Graf zu Pappenheim mit seinem Regiment sein Lager auf. Margarete von Münch wurde zur Diplomatin.

 Das Standbild des berühmt-berüchtigten Grafen zu Pappenheim findet man - natürlich - in Pappenheim.

Das Standbild des berühmt-berüchtigten Grafen zu Pappenheim findet man - natürlich - in Pappenheim.

Foto: touristik pappenheim

Die Ähnlichkeit des Verlaufs des 30 jährigen Krieges mit dem Nahost-Konflikt ist frappierend. Damals wie heute handelte es sich vordergründig um einen "Religionskrieg", ständig tauchten immer mehr ausländische Konfliktparteien auf und die lokalen Kriegsschauplätze verlagerten sich ständig. Vor rund 400 Jahren geriet auch Duisburg in die Konflikte, obwohl es eine Politik der Neutralität verfolgte. Die Äbtissin Margarete von Münch und der Graf zu Pappenheim spielten dabei eine zentrale Rolle.

Die Stadt litt im 30-jährigen Krieg massiv unter Einquartierungen und Plünderungen ausländischer Truppen. Seit 1614 lagerten nacheinander spanische, deutsche, italienische und niederländische Truppen in Duisburg. Nach Abzug der niederländischen Truppen im Jahr 1631 hofften die Duisburger auf Frieden. Ein Trugschluss, bereits ein Jahr später, im September 1632, schlug der für die katholische Liga kämpfende General Graf zu Pappenheim mit seinem Regiment in Ruhrort sein Lager auf. Der zum katholischen Glauben konvertierte Graf zu Pappenheim und sein Kürassier-Regiment galten aus Sicht seiner Gegner als unberechenbar, brutal und draufgängerisch. Das wussten die Duisburger: Eine Einquartierung kam einer Plünderung gleich und zudem sah die Stadt extrem hohe Geldforderungen auf sich zukommen. "Die Zahlung von 1300 Reichstalern, die Lieferung von 3000 Pfund Brot und 30 Tonnen Bier standen damals im Raum", recherchierte der ehemalige Stadtarchivar Joseph Milz. Bürgermeister Gottfried Schommert wollte die enormen Forderungen auf dem Verhandlungswege reduzieren. Ein schwieriges Unterfangen. Mit seinem Narbengesicht ("Schrammenhans") wirkte der Haudegen Pappenheim auf jeden Verhandlungspartner furchteinflößend. Gleichzeitig zeichnete den Feldmarschall akademische Bildung und strategische Intelligenz aus. Der protestantische Duisburger Bürgermeister suchte Unterstützung und bat die Äbtissin des Klosters, Margarete von Münch, um Hilfe. Würde die Äbtissin zusagen? Protestanten und Katholiken lebten innerhalb Duisburgs zwar friedlich nebeneinander, aber Kloster und Stadt stritten damals um Steuerprivilegien. Margarete von Münch sagte trotz des internen Zwistes mit den Stadtoberen zu. "Wir werden um Gnade und Schonung bitten", erklärte die Äbtissin. Tatsächlich gelang es dem Bürgermeister und der Äbtissin, die Verhandlungen mit dem gefürchteten Kriegsherrn erfolgreich zu gestalten. Das historische Ereignis findet seinen Niederschlag in der Legende, dass die Äbtissin "nebst ein paar Klosterfräulein in büßender Kleidung hinaus in Pappenheims Lager gegangen und fußfällig um Gnade und Schonung der unglücklichen Stadt" gebeten habe". Mit dem Gesuch überreichte sie eine wertvolle Kunststickerei. Pappenheim nahm das Gnadengesuch an und weihte wiederum diese Stickerei dem Damenstift. Die Legende hat einen wahren Kern: Duisburg blieb von Kriegshandlungen verschont und die Tributzahlungen wurden tatsächlich reduziert (Quelle: Milz: Duisburger Forschungen Nr. 23).

Das Zentrum des 30-jährigen Krieges verlagerte sich nach Sachsen. Graf zu Pappenheim erhielt am 15. November 1632 den Hilferuf Wallensteins in Form eines Briefes: "Der Feindt marschirt hereinwarths der herr lasse alles stehen undt liegen undt incaminire sich herzu mitt allem volck und sticken auf das er morgen frie bey uns sich befinden kann". Graf zu Pappenheim eilte unverzüglich mit seinen vier Regimentern nach Lützen (bei Leipzig), um in der Schlacht gegen den schwedischen König Gustav Adolf für Entlastung zu sorgen. Die Schlacht bei Lützen fand am 16.11.1631 statt. Beide Seiten hatten unglaublich hohe Verluste zu beklagen. Feldmarschall Gottfried Heinrich zu Pappenheim und der Schwedenkönig Gustav Adolf erlitten tödliche Verwundungen.

Nachtrag: Die Äbtissin, Margarete von Münch, erweiterte ein Jahr später den Klostertrakt zwischen Ober- und Niederstraße um eine Kirche. Die Stadt bestätigte später dem Kloster seine verbrieften Steuerprivilegien aufs Neue und befreite es von allen Diensten insbesondere für die seit 1608 erworbenen Häuser. In der Urkunde wird ausdrücklich der Verdienste gedacht, die sich die Äbtissin durch ihre Verwendung bei Pappenheim um die Stadt Duisburg erworben hatte.

Margarete von Münch starb am 26. November .1652 im Alter von 75 Jahren. Das Amt der Äbtissin hatte sie von 1616 -1652 inne.

(RP)
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