Duisburg Die ersten Asylbewerber ziehen ein

Duisburg · Am Samstag werden 100 Asylbewerber eine vorübergehende Unterkunft im ehemaligen St.-Barbara-Hospital in Neumühl finden. Der Vermieter geht in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, um für Akzeptanz zu werben.

 Das frühere St.-Barbara-Hospital in Neumühl, in das die Flüchtlinge einziehen sollen.

Das frühere St.-Barbara-Hospital in Neumühl, in das die Flüchtlinge einziehen sollen.

Foto: ARchiv

Eine ähnlich aufgereizte und zum Teil hasserfüllte Atmosphäre wie bei der Bürgerversammlung im September soll es nicht geben, wenn am Samstag etwa 100 Asylbewerber ins ehemalige St.-Barbara-Hospital in Neumühl ziehen. Jedenfalls haben sich viele dafür eingesetzt, dass auch in Neumühl eine Willkommenskultur gepflegt wird, die meist auch in dieser Stadt vorhanden ist. Gestern erläuterte im Duisburger Rathaus Thomas Sommer, der für die Unterbringung von Asylbewerbern verantwortliche Dezernent bei der Bezirksregierung Arnsberg, die Hintergründe und den Vorbereitungsstand der neuen "Landesaufnahmeeinrichtung".

Das Wort mag zwar ein Ungetüm sein, doch ist wichtig zu wissen, dass die Asylunterkunft im ehemaligen Neumühler Krankenhaus eine Landesangelegenheit ist und keine in Verantwortung der Stadt Duisburg. Darauf wiesen gestern sowohl Sommer als auch Duisburgs Stadtdirektor und Sozialdezernent Reinhold Spaniel hin. Die Stadt Duisburg profitiere von der Landeseinrichtung, weil die Anzahl der Flüchtlinge, die im ehemaligen Krankenhaus eine Bleibe finden, von der Anzahl der Flüchtlinge, die die Stadt aufnehmen muss, abgezogen wird. Anders ausgedrückt: Die Flüchtlinge, die nach Neumühl kommen, wären ohnehin gekommen, doch muss die Stadt Duisburg jetzt nicht dafür bezahlen.

In den vergangenen Wochen wurde zunächst das einstige Schwesternwohnhaus für die Aufnahme von Asylbewerbern hergerichtet. Thomas Voß vom Deutschen Roten Kreuz, das für die Betreuung der Asylbewerber zuständig ist, zeigte sich erfreut über den guten Zustand der Zimmer, die dem Standard eines Zwei-Sterne-Hotels entsprächen. Für die Renovierungsarbeiten ist die Investorin, die Immobilien-Projekt-Gesellschaft (ipg), zuständig, die das ehemalige Krankenhaus gekauft hat und es nun für die kommenden drei Jahre als Asylbewerberunterkunft an das Land NRW vermietet.

Thomas Sommer hatte auf eine rasche Fertigstellung des Gebäudes gedrängt. Gesucht waren Unterkünfte für Asylbewerber, die in der "kritischen Zeit" (kurz vor Weihnachten bis kurz nach Neujahr) bei den Erstaufnahmestellen in Dortmund und Bielefeld eintreffen und mit Wohnraum versorgt werden müssen.

Im ehemaligen Krankenhaus sollen Asylbewerber nicht nur "durchgeschleust" werden, sondern bis zu drei Monaten leben. Man habe den ursprünglichen Plan geändert, nach dem die Ankömmlinge nur für ein bis zwei Tage in Neumühl bleiben sollten, sagte Sommer. Das DRK möchte ein Betreuungsangebot bieten, das der Verweildauer angemessen ist. In diesen Wochen seien Mitarbeiter des Immobilienunternehmens ipg von Haus zu Haus gegangen, um in der Nachbarschaft für Akzeptanz zu werben, sagte ipg-Mitarbeiter Peter Rieck. Spaniel ergänzte, dass mit Informationsblättern und Bürgerversammlungen versucht wird, Verständnis und Sympathie für Menschen zu wecken, die in Deutschland Asyl suchten. Demnächst soll ein vielfältig besetzter Runder Tisch eingerichtet werden, der mögliche Sorgen von Anwohnern aufgreift und Probleme auszuräumen versucht.

Wer am Samstag nach Duisburg kommt, konnte der Arnsberger Dezernent Sommer gestern noch nicht sagen. Das entscheide sich ganz kurzfristig. Es könnten beispielsweise verfolgte Christen oder auch Kriegsflüchtlinge aus unterschiedlichen Krisengebieten sein, die um ihr Leben fürchten. Spaniel wies darauf hin, dass es in Duisburg viele Menschen gibt, die sich für das Wohl von Asylbewerbern einsetzen. Es gebe hier großzügige Sachspenden und andere Hilfsangebote. Die Bürgerversammlung im September sei aus dem Ruder gelaufen, weil sie von rechtspopulistischen Kräften instrumentalisiert worden sei.

Im ehemaligen St.-Barbara-Hospital werden die Instandsetzungsarbeiten in den kommenden Wochen fortgesetzt. Am 1. März soll auch das eigentliche Krankenhausgebäude so hergerichtet sein, das weitere 200 Asylbewerber aufgenommen werden können. Bis Ende 2017 sollen dann insgesamt 300 Asylbewerber in Neumühl eine vorübergehende Unterkunft bekommen, die menschenwürdig ist.

(RP)
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