Duisburg Die größte Herausforderung der Zukunft

Duisburg · Die Sommerausgabe des Unternehmertages war vom Thema Digitalisierung geprägt. Dazu referierte mit Christoph Keese ein ausgewiesener Experte. Zudem stellten 14 Gründer ihre Start-Ups vor.

 Diese 14 Gründer haben ihr Start-Up im Haus der Unternehmer vorgestellt. Im Vordergrund stehen die neuen Unternehmer aus Duisburg (von links): Roland Golla, Michelle Lorenz und Susann Ulbricht.

Diese 14 Gründer haben ihr Start-Up im Haus der Unternehmer vorgestellt. Im Vordergrund stehen die neuen Unternehmer aus Duisburg (von links): Roland Golla, Michelle Lorenz und Susann Ulbricht.

Foto: Unternehmerverband

"Wir müssen uns in Deutschland noch bedingungsloser, offener und ehrgeiziger dieser Entwicklung stellen." Mit diesen Worten hat sich Wim Abbing, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbands, über die Digitalisierung geäußert. Diese Entwicklung, die immer mehr Unternehmen weltweit (und somit auch die in der Region) erfasst, war das Hauptthema der Sommerausgabe des "Unternehmertages" im Haus der Unternehmer im Duisburger Süden.

Abbing fügt an, dass es in den kommenden Jahren primär darum gehen müsse, die Stärken der deutschen Wirtschaft - wie zum Beispiel die technologischen Kompetenzen - in das digitale Zeitalter zu übersetzen. Dafür gebe es gewisse Voraussetzungen: "Gerade Städte wie Duisburg müssen mit schnellem Internet bei Investoren punkten können." Abbing hält es zudem für sinnvoll, Schulen stärker mit digitalen Lehr- und Lernmitteln auszustatten. "Die heranwachsende Generation wächst ganz selbstverständlich digital auf", sagt er. "Die Frage ist, warum dieses Potenzial nur rudimentär genutzt wird." In Schulen könnten z.B. gängige Programmiersprachen gelehrt werden.

Der Journalist Christoph Keese, der sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt, hielt im Verlauf des Abends einen Vortrag. Er schlägt Alarm, weil die Digitalisierung zu langsam voran kommt. "Digitalisierung meint nicht, von Fax auf E-Mail umzustellen. Wir brauchen einen kulturellen Wandel in den Unternehmen", so der Experte. Es gehe darum, dass eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen und seine Produkte aus einer radikalen Kundenperspektive zu betrachten, sagt Keese.

Seine Prognose für ein digitales Deutschland fällt zwar nicht rosig aus. Doch es gebe Hoffnung: "Wenn wir jetzt beginnen, haben wir noch eine Chance. Aber wir dürfen keine Zeit mehr verlieren."

Ein gutes Beispiel für gelungene Digitalisierung ist die Hans Turck GmbH aus Mülheim, die in der Industrieautomation tätig ist. Für Christian Wolf, Geschäftsführer des Unternehmens, gibt es kein Patentrezept für Digitalisierung: "Wichtig ist, dass der Prozess auch intern beginnt, zum Beispiel bei den Produktionsabläufen."

Am "längsten Gründertisch an Rhein und Ruhr" stellten sich am Dienstagabend zudem 14 Gründer mit ihren Ideen und Projekten vor. "Wir wollen so kreative Gründer mit den etablierten Unternehmen an Rhein und Ruhr zusammenbringen", erläutert Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes.

"Never Code Alone" ist ein Start-Up aus Duisburg. Gründer Roland Galla möchte damit die Software-Qualität in Deutschland steigern. Herzstück der Firma, die 2016 gegründet wurde, sind vierteljährliche, von Agenturen gesponsorte Workshops für Web-Entwickler. Diese erhalten bei dem Seminar kostenlosen Zugang zu neuem Fachwissen. "Dabei soll auch der persönliche Kontakt zwischen Firmen und Arbeitnehmer hergestellt werden", so Galla. So konnten bei den vergangenen drei Events bereits sechs Entwickler erfolgreich vermittelt werden. Zudem hilft Galla sozialen Institutionen beim Web-Design. Zum Beispiel hat er für die Duisburger Tafel ein Übersetzungstool erstellt. So können jetzt auch arabische, rumänische oder bulgarische Menschen über ihre Essgewohnheiten befragt werden - beispielsweise ob eine Person Vegetarier ist oder Schweinefleisch essen darf.

Ein weiteres Start-Up aus Duisburg namens "BangNi Institute" bietet deutschen Unternehmen, die in den chinesischen Markt einsteigen wollen, Unterstützung an. Die drei Mitarbeiter, einer davon in China, helfen bei der Markenanmeldung, der Websitenoptimierung und der optimalen Präsentation auf dem Markt. "Wir pflegen maßgeschneiderten Content ein, der für die chinesische Zielgruppe gedacht ist", berichtet Michelle Lorenz, die selbst zwei Mal im Jahr nach Fernost reist. "Es geht vor allem darum, das 'Made in Germany' zu bewerben und sich von Plagiaten abzuheben", erklärt sie die Geschäftsidee.

Momentan arbeitet "BangNi Institute" hauptsächlich für Wirtschaftsförderungen und Kosmetikfirmen in Süddeutschland - Unternehmen aus der Region sollen aber folgen.

Das junge Unternehmen "Compatibilé", das erst in diesem Jahr von Susann Ulbricht gegründet wurde, berät und begleitet kleine und mittlere Unternehmen in Duisburg und am Niederrhein bei der Entwicklung einer familienbewussten Unternehmenskultur. "Die Maßnahmen oder Konzepte sind immer individuell auf den Betrieb abgestimmt", so die Gründerin. Mögliche Schritte seien dabei zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen, aber auch Zuschüsse zu Kinderbetreuung oder ein eigener Betriebskindergarten.

(jlu)
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