Duisburg Die Imbiss-Bude als wichtige Anlaufstelle

Duisburg · Kantine mal anders: Auf dem Werksgelände von ThyssenKrupp Steel Europe versorgt die gute alte Imbiss-Bude die Stahlkocher von Früh- bis Spätschicht.

 Die gute Seele im Steh-Imbiss "Kantine 17/18" auf dem Werkgelände von ThyssenKrupp Steel Europe: Seit gut 25 Jahren versorgt Monika Mausbach schon frühmorgens die Stahlkocher in Hamborn mit Essen und Trinken.

Die gute Seele im Steh-Imbiss "Kantine 17/18" auf dem Werkgelände von ThyssenKrupp Steel Europe: Seit gut 25 Jahren versorgt Monika Mausbach schon frühmorgens die Stahlkocher in Hamborn mit Essen und Trinken.

Foto: ThyssenKrupp Steel Europe Fotografie

Die Bude ist Kult. Sie gehört zum Ruhrgebiet wie die Hochöfen zum Stahl. Die ersten sind zu Zeiten der Industrialisierung entstanden, damit sich die Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit mit Essen und Getränken verpflegen können. Auf dem Werksgelände bei ThyssenKrupp Steel Europe tun sie das bis heute. Eine davon ist die "Kantine 17/18" nahe an Tor 1 im Werksteil Bruckhausen - direkt hinter einem Backstein-Bürogebäude, das hier alle nur "Bundeshaus" nennen. Hierhin kommen im Schnitt irgendwo zwischen 400 und 800 Stahlkocher und Angestellte täglich. In der kalten Jahreszeit ist der trotz der Fliesenwände gemütliche Stehimbiss die erste Adresse für den Kaffee vor der Frühschicht oder eine heiße Suppe am Mittag. Insgesamt gibt es fünf solcher Kioske auf dem Werkgelände zur Versorgung der Mitarbeiter, darüber hinaus Essens-Kantinen in Verwaltungsgebäuden sowie das Restaurant "Schifferheim" am Hafen Schwelgern.

 Kaffeepause: Der Kiosk ist schon seit Jahrzehnten beliebte Anlaufstelle.

Kaffeepause: Der Kiosk ist schon seit Jahrzehnten beliebte Anlaufstelle.

Foto: ThyssenKrupp Steel Europe Fotografie

Wenn es morgens beim Bäcker nach frischen Brötchen riecht, gehen im "17/18" die ersten Currywürste über die Theke. Um 5.30 Uhr öffnet Verkäuferin Monika Mausbach die Stehbude für hungrige Mitarbeiter nach der Nacht- und vor der Frühschicht. Für die 62-Jährige, die sich selbst als Morgenmensch bezeichnet, heißt das früh aufstehen: Ab 3 Uhr bereitet sie frische Brötchen, Salate, Koteletts und Soßen zu, und das bereits seit gut 25 Jahren. "Leichte Kost sieht anders aus. Aber wer hart arbeitet, muss auch gut essen", weiß Monika Mausbach, die bis 7 Uhr allein ist im Kiosk, ehe eine Kollegin dazu kommt und hilft.

"Im Grunde geht alles", bringt sie das Produktangebot des Imbiss', der mehr ist als eine Pommesbude, auf einen einfachen Nenner. Und so verkaufen die beiden Damen vom Grill neben der immer gefragten "Currywurst rot-weiß" rund 200 Brötchen, 100 Brühwürstchen und 30 Liter Kaffee täglich. "Bei manchen Stammkunden, die zum Teil seit 20 Jahren kommen, weiß unser Personal direkt, was sie wollen, wenn sie den Raum betreten", weiß Betreiber Martin Brinkschulte von der Firma brimatic mit Sitz in Velbert. "Einige Kandidaten brauchen nichts anderes als ihre Currywurst."

 Die Automaten stehen rund um die Uhr zur Verfügung.

Die Automaten stehen rund um die Uhr zur Verfügung.

Foto: ThyssenKrupp Steel Europe Fotografie

Der schlichte überdachte Bereich mit Stehtischen macht die Bude am Bundeshaus auch in den kalten Monaten zur beliebten Anlaufstelle. Die Kundschaft sind Mitarbeiter aus den Anlagen und Büros nebenan, aus technischen und gewerblichen Bereichen des Konzerns. "Es ist sehr freundschaftlich, hier sind wir alle per 'Du'. Die meisten kennen mich und klopfen morgens an die Hintertür für Kaffee und Zeitung", erzählt Monika Mausbach, deren "Schicht" jeden Tag um 11 Uhr endet.

"Der Name '17/18' stammt von früher", erläutert Brinkschulte. "Da wurden die Kantinen in Doppelschicht betrieben. Das heißt, es gab direkt nebeneinander die gleiche Kantine, eine rechts eine links, eine 17, die andere 18. Wenn die eine Seite zumachte und gereinigt wurde, startete in der anderen Seite der Verkauf. Insgesamt gab es 25 Kantinen an verschiedenen Stellen, die wurden einfach durchnummeriert zur leichteren Auffindbarkeit."

Auf dem 9,5 Quadratkilometer großen Werksgelände im Duisburger Norden arbeiten so viele Menschen, wie in einer Kleinstadt leben. Von den ehemals 25 Buden werden heute noch fünf betrieben. Daneben dienen moderne Versorge-Automaten mit Stehtischen auf dem Werksgelände als kleine Pauseninseln. "Sie sind Versorge- und Kommunikationstreffpunkt zugleich", sagt Brinkschulte. Der Trend zu der 24-Stunden-Versorgung am Automaten konnte die klassische Pommesbude auf dem Werksgelände aber nicht ersetzen.

(RP)
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