Einzelhandel in Duisburg Königstraße verliert an Attraktivität - Sorge um Karstadt

Duisburg · Ein WM-Sieg beflügelt auch den Konsum. Der Duisburger Einzelhandel in der City wird allerdings davon nicht übermäßig profitieren. Trotz Rückschlägen gibt es auch Hoffnung auf bessere Zeiten. Karstadt macht wieder Sorgen.

Fortschritte auf der Baustelle des "Stadtfenster"
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Filialen großer Ketten, Ein-Euro-Shops, Einkaufsmalls - ist das die Zukunft im einstigen Oberzentrum Duisburg? "Eindeutig nein", sagt Wilhelm Bommann. Der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes Niederrhein sieht trotz zahlreicher "Nadelstiche" auch weiterhin eine Perspektive des inhabergeführten Einzelhandelsgeschäftes.

Dies habe nach wie vor seine Berechtigung und werde auch weiterhin in Duisburg eine Rolle spielen. "Duisburg hat hier auch keinen Sonderstatus. Auch der Weggang Einzelner besagt nicht, dass es dem Einzelhandel insgesamt schlecht geht. Allerdings sind die Belastungen hier zum Teil besonders hoch, wie das Beispiel De Haan gezeigt hat", so Bommann.

Duisburger Stadtansichten früher und heute
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Bommann kennt eine ganze Reihe von Faktoren, die es dem Handel in Duisburg schwerer machen als anderswo. "Grund- und Gewerbesteuer sind besonders hoch, Parkplätze bis 20 Uhr bewirtschaftet. Dazu kommt die Ungewissheit, wie es um die Zukunft des Factory Outlet Centers in Marxloh bestellt ist." Auch dass es an der Steinschen Gasse und am Güterbahnhofsgelände nicht vorangeht, sei ein Problem.

In einem Umfeld, das von vielen Unsicherheiten geprägt ist, siedelten sich neue Investoren nur ungern an. "Und dann erlaubt man beim geplanten Möbelhaus auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände auch noch ein viel zu großes zentrenrelevantes Sortiment, was dem Handel zusätzlich schadet", so der Verbandsvertreter. Dazu gräbt das veränderte Kundenverhalten den Einzelhändlern zusätzlich das Wasser ab. Zum Teil kontern Händler wie das Optikgeschäft Uhlig an der Königstraße damit, dass sie selbst verstärkt Online-Angebote machen.

Historische Bilder der Innenstadt: So sah Duisburg früher aus
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Auch das Kapitel Karstadt ist noch längst nicht zu Ende. Die Spekulationen um einen Verkauf der Warenhauskette sorgten für zusätzliche Unsicherheit, so Wilhelm Bommann.

Die CDU in Duisburg sieht sich in ihrer Warnung bestätigt, dass Haupteinkaufsstraße stetig an Attraktivität und Wertigkeit verliert. "Mit Bedauern" nahm die CDU-Fraktion die wirtschaftliche Entscheidung von Clemens John zur Kenntnis, sein traditionsreiches Feinkostgeschäft "De Haan" an der Kuhstraße zu schließen. De Haan hatte am Samstag zum letzten Mal geöffnet. Ein Großteil der Ladeneinrichtung wurde inzwischen bereits ausgebaut.

"Es ist einfach nur traurig. Die von den Händlern und der Politik mehrfach aufgelisteten Probleme werden von der SPD-geführten Verwaltung schlicht ignoriert. Statt die beste Lage Innenstadt aufzuwerten, schaut die Stadtspitze zu, wie die Einkaufsstraße immer mehr verkommt", kritisiert der CDU-Ratsherr für die Innenstadt, Ralf Jörg Brotzki.

Ausdrücklich liste auch Clemens John auf, was sein Geschäft zuletzt belastet hatte, so die CDU. Dazu gehört die Verschiebung der kostenfreien Parkzeit auf den Abend, defekte Brunnen und die gewaltbereite Trinkerszene. "Im immer zäheren Ringen um Kundschaft kämpfen die Fachhändler der Kuh- und Königstraße zusätzlich noch gegen eine zunehmende Verwahrlosung ihrer Straßen an. Es gab bereits Hilferufe an den Oberbürgermeister, doch passiert ist wenig", sagt Brotzki.

Kurz vor der Kommunalwahl habe das Ordnungsamt für wenige Tage verstärkte Präsenz gezeigt, doch seien die Kontrollen längst wieder eingeschlafen. "Noch immer dominiert in einigen Teilen die Trinkerszene das Erscheinungsbild der Einkaufsstraße, weitsichtige Entscheidungen zur Unterstützung der lokalen Betriebe sind von diesem OB offenbar nicht zu erwarten", sagt CDU-Ratsfrau Svenja Crookes-Dudziak, die nach eigenem Bekunden bereits mehrfach Kontakt zu den Händlern gesucht hat.

Gemeinsam mit Ralf Jörg Brotzki will die CDU-Politikerin nun noch einmal das Gespräch mit den Händlern suchen. "Wir werden eine Liste mit zentralen Forderungen des Handels erstellen und sie dem Oberbürgermeister übergeben. Wegschauen hilft nicht", meint Brotzki.

(RP)
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