Kolumne Unsere Woche Die Kunst des Schönredens

Duisburg · Das Image Duisburgs ist angeschlagen. Doch wie kann man es aufpolieren? Darüber redet die Stadtspitze seit geraumer Zeit bekanntlich nicht nur mit Multiplikatoren und Politikern, sondern auch mit interessierten Bürgern.

Kolumne Unsere Woche: Die Kunst des Schönredens
Foto: Christoph Reichwein

Das ist durchaus lobenswert, denn es geht ja um ihre Heimat. Ein anderer Weg scheint zu sein, weniger gute Nachrichten in hübsches Papier einzuwickeln und darauf zu hoffen, dass die feine Hülle vom hässlichen Inhalt ablenkt. Hätten sich früher bei derart einschneidenden Maßnahmen, wie es die Sperrung der Mercatorstraße und der Karl-Lehr-Brücke sind, die Verantwortlichen im Rathaus bei einem Pressegespräch noch unangenehmen Fragen gestellt, so gibt es heute schriftliche Erklärungen mit vielen wohl gewählten Worten, die alles in einem positiveren Licht erscheinen lassen. Die beiden Sperrungen sind dafür nur ein Beispiel. Aber auch die Politik ist in weiten Teilen ziemlich handzahm geworden.

Dass im Zusammenhang mit diesen beiden Baumaßnahmen aus Kreisen der eigentlich oppositionellen CDU-Ratsfraktion öffentlich Kritik an der Arbeit von Planungsdezernent Tum geübt wurde, ist da schon ungewöhnlich. Denn die Christdemokraten schweigen lieber, als den großen (inoffiziellen) Koalitionspartner SDP zu verärgern - als Gegenleistung dürfen sie die eine oder andere Spitzenposition in Verwaltung oder in städtischen Gesellschaften besetzen. Dieser Kurs könnte gefährlich werden. Denn wie will man den Wählern so deutlichmachen, dass man für andere Inhalte und bessere Politik steht? Wie will man zum Beispiel erklären, dass man offensichtlich die Arbeit des Planungsdezernenten kritisiert, aber keine personellen Konsequenzen fordert? Dass der anerkannte CDU-Sozialexperte Wörmann im Sozialausschuss der Stadt unangenehme Fragen zum Thema Flüchtlingspolitik stellt, wirkt da schon fast wie eine Palastrevolution.

Und dass der stellvertretende Fraktionsvorsitzende öffentlich Kritik an der Informationspolitik in Sachen Brückensperrung übt, das dürfte ihm kaum den Beifall seines Fraktionschefs einbringen, der mit dem Kuschelkurs offenbar besser klar kommt als mancher seiner Fraktionskollegen.

hildegard.chudobba@rheinische-post.de

(RP)
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