Duisburg Die Röhren müssen in jedem Fall weg

Duisburg · Beim geplanten Abriss des Stadtwerketurms haben die Denkmalschützer das letzte Wort. Ginge es nach den Stadtwerken, würde im kommenden Jahr mit der Demontage begonnen.

 Vor dem Stadtwerketurm (von links): Markus Rost, Martin Ebbinghaus und Unternehmenssprecher Thomas Nordiek.

Vor dem Stadtwerketurm (von links): Markus Rost, Martin Ebbinghaus und Unternehmenssprecher Thomas Nordiek.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bevor der Stadtwerketurm in zwei Jahren seinen 50. Geburtstag feiern könnte, soll er verschwunden sein. Im kommenden Jahr soll mit dem Rückbau begonnen werden, vorausgesetzt, es gibt die Zustimmung der Unteren Denkmalbehörde. Sie hatte das 200 Meter hohe Bauwerk im Frühjahr 2013 vorläufig unter Schutz gestellt. Seitdem müssen alle baulichen Veränderungen mit ihr abgestimmt werden. Ob der Turm endgültig in die Denkmalliste eingetragen wird, entscheidet sich bald. Die Stadtwerke haben bis Ende November Zeit für ihre Stellungnahme.

 So sähe es aus, wenn der Turm bliebe und nur die rostigen Röhren verschwinden. Duisburg hätte ein optisch ganz neues Wahrzeichen.

So sähe es aus, wenn der Turm bliebe und nur die rostigen Röhren verschwinden. Duisburg hätte ein optisch ganz neues Wahrzeichen.

Foto: Stadtwerke

Aus Sicht des Versorgungskonzerns führt an dem Rückbau kein Weg vorbei. Denn bei den laufenden Untersuchungen hat sich laut Sprecher Thomas Nordiek bereits gezeigt: "Die drei alten Röhren müssen in jedem Fall zurückgebaut werden." Denn in dem Bauwerk wurde Asbest verarbeitet. Durch den Betrieb haben sich zudem viele andere Schadstoffe an den Innenwänden abgesetzt. Zudem gibt es bauliche Mängel an der Befestigung. Ob bei einem geforderten Erhalt des Turms "Kopien" der entfernten Röhren eingesetzt werden müssten, das sei die Entscheidung der Denkmalbehörde, so Nordiek.

 Noch sind die drei Röhren das besondere Charakteristikum des Stadtwerketurms. Das könnte sich bald ändern.

Noch sind die drei Röhren das besondere Charakteristikum des Stadtwerketurms. Das könnte sich bald ändern.

Foto: Christoph Reichwein

Seitdem die beiden angeschlossenen Kraftwerksblöcke außer Betrieb genommen wurden, rosten die Röhren innen und außen unübersehbar vor sich hin. Ein Gutachten soll jetzt Klarheit über die Standfestigkeit bringen. Bis Ende Oktober will der beauftragte Experte, Professor Constantin Verwiebe, seine Einschätzung vorlegen. "Die Standsicherheit ist gegeben, es gibt bisher keine anderslautenden Indizien", betont Stadtwerke-Sprecher Thomas Nordiek. "Aber die Röhren rosten eben weiter." Irgendwann käme der Punkt, an dem man die Lage anders beurteilen müsse.

Es muss der Ausblick sein. Oder ist es der Anblick, der dem nachts beleuchtenden Stadtwerketurm einen Platz im Herzen der Duisburger verschafft hat? Die bloße Ankündigung, dass das 200-Meter-Monstrum abgerissen werden könnte, löste schon Proteste aus. Der emotionalen Seite steht aber eine betriebswirtschaftliche gegenüber. Der Turm wird nicht mehr benötigt, seine Instandsetzung würde Millionen, der bauliche Unterhalt jedes Jahr viele hunderttausend Euro kosten - und das alles vor dem Hintergrund der Diskussionen um die aktuelle wirtschaftlich angespannte Lage.

Seit etwa einem halben Jahr untersuchen Markus Rost und Martin Ebbinghaus von der Firma Exponent, Düsseldorf, wie der Rückbau über die Bühne gehen könnte. Dabei berücksichtigen die beiden Bau-Ingenieure vor allem, dass keine Schadstoffe beim Abriss freigesetzt werden dürfen und (natürlich) die Ruine nicht instabil werden darf. Der Abriss würde etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Er wäre eine komplizierte Angelegenheit. Möglicherweise werden die Röhren Stück für Stück von einem Kran in die Tiefe gelassen, der oben an den Rippen des Turms befestigt wird. Es gibt aber auch eine Variante, nach der vom Sockel aus demontiert wird und die Röhre quasi Stück für Stück tiefer rutscht.

Selbst über die Zukunft des Falken-Paares, das seit Jahren auf rund 80 Metern Höhe am Turm nistet, haben sich die Stadtwerke schon Gedanken gemacht. An einem der beiden neuen, niedrigeren Türme des gegenüberliegenden Kraftwerks haben sie vor wenigen Wochen auf Ratschlag von Tierschützern eine Kiste angebracht, in der sich die beiden Vögel im kommenden Frühjahr einnisten können - wenn sie denn wollen!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort