Duisburg Die Stimme aus dem Ikea-Småland

Duisburg · "Liebe Eltern, der kleine (...) möchte aus dem Småland abgeholt werden". Diese Durchsage dürfte jedem Ikea-Besucher bestens bekannt sein. Bis zu 50 Mal am Tag schallt sie durch das Einrichtungshaus in Meiderich.

 Bruni Booms ist die Stimme aus dem Ikea-Småland Duisburg in Meiderich.

Bruni Booms ist die Stimme aus dem Ikea-Småland Duisburg in Meiderich.

Foto: Christoph Reichwein

Stimmen aus dem Hintergrund sind im Alltag jedes Einzelnen so selbstverständlich, dass man sie kaum noch wahrnimmt oder sich über sie nähere Gedanken macht. Ob Informationsdurchsagen am Bahnsteig, Aufrufe bei Behörden und Ämtern oder Hinweise am Flughafen — vielerorts sorgen Stimmen dafür, dass alles geordnet abläuft.

Eine der bekanntesten Stimmen aus dem Hintergrund vernimmt man regelmäßig bei einem Besuch der Ikea-Einrichtungshäuser. Während die Besucher durch die ausgestellten Wohnwelten wandeln, ihre Küche am Bildschirm planen oder einfach nach dekorativen oder nützlichen Accessoires stöbern, werden sie nach kurzer Zeit folgenden Satz aus dem Off vernehmen: "Hallo liebe Eltern, der kleine Kevin (oder andere Vornamen) möchte aus dem Småland abgeholt werden. Bitte holen Sie Kevin aus dem Småland ab". Bruni Booms, bei Ikea Duisburg in Meiderich zuständig für die Betreuung der spielenden Kinder im 190 Quadratmeter großen Småland, verbirgt ich hinter der Durchsage, deren Text fest vorgeschrieben und darum in allen Filialen der Möbelhauskette gleich ist.

Die Kinderbetreuung bei Ikea ist stets gut besucht. An Samstagen tummeln sich bis zu 200 Kinder in dem Bereich, toben oder lesen, während ihre Eltern oder Begleitpersonen nach Ideen für die eigenen vier Wände suchen. Damit es nicht zu voll wird, ist die Zeit, in der die Kleinen beaufsichtigt werden, auf eine Stunde begrenzt. Wurden sie innerhalb dieser Frist nicht abgeholt, greift ein Ikea-Mitarbeiter zum Mikrofon und macht die berühmte Durchsage — nicht selten über 50 Mal am Tag. "Wenn die Kinder früher abgeholt werden möchten, geben sie uns Bescheid", sagt Bruni Booms. Damit der Ausruf klappt und die Mitarbeiter die Kinder eindeutig zuordnen können, werden der volle Name, das Geburtsdatum und die Anschrift jedes Kindes aufgenommen. Außerdem müssen die Eltern oder die Begleitpersonen ihren Personalausweis vorzeigen — sowohl bei der Anmeldung als auch beim Abholen. "Nur diese Person darf das Kind auch wieder abholen", so Booms. "Sonst könnte ja jeder kommen", ergänzt Melanie Leuten, bei Ikea Duisburg zuständig für den Bereich Local Marketing. Um "doppelte Sicherheit" zu gewährleisten, werden die Småland-Besucher zusätzlich mit einem Nummernstempel versehen.

Jeder Mitarbeiter im Kinderbereich darf maximal 15 Kinder beaufsichtigen. Bei kleinen "Zwischenfällen" sind sie sofort zur Stelle. "Manche Kinder schaffen es nicht schnell genug zur Toilette. Wir helfen auch in diesem Fall und rufen nicht jedes Mal sofort aus", so Bruni Booms, die seit der Eröffnung des Ikea-Einrichtungshauses in Duisburg im Jahr 2005 im Småland arbeitet.

In den vielen Småland-Jahren hat sie schon so manche amüsante Situation miterlebt. So habe sich einmal ein Junge auf den Vorschlag hin, ins "Bällebad" zu springen, direkt komplett ausgezogen, erinnert sich Booms schmunzelnd. Damit die Aufsichtspersonen auf kleinere Blessuren, die beim Toben manchmal nicht ausbleiben, gut vorbereitet sind, absolvieren sie vor dem Einsatz im Småland (auf deutsch: "Kleines Land") einen speziell auf Kinder zugeschnittenen Erste-Hilfe-Kursus. Zu größeren Unfällen käme es glücklicherweise äußerst selten, sagt Melanie Leuten.

Die kostenlose Betreuung ist bei den Eltern sehr beliebt. "Die Menschen nehmen das in allen Häusern sehr dankbar an", so Leuten. Laut Bruni Booms gebe es sogar schon "Stammeltern", die sich regelmäßig im Ikea-Restaurant nur zum gemütlichen Kaffeetrinken treffen und währenddessen ihre Kinder in der Spielecke "abgeben". Ist das Småland einmal "ausgebucht", zeigt dies eine rote Ampel an. Den Kindern scheint es zu gefallen: "Manche Kinder müssen wir heraustragen und sie dann mit viel Gezeter den Eltern übergeben", so Bruni Booms.

(RP)
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