Duisburg Die Zukunft der Kultur in Duisburg

Duisburg · Die mit Spannung erwartete Veranstaltung "Ohne Moos nichts los" hielt nicht ganz, was ihre Ankündigung versprach. Doch es lag weder an den Referenten, noch an den Diskutanten. Die Erwartungshaltung war einfach zu groß.

"Geld oder Leben" lautet das Motto der diesjährigen Duisburger Akzente, ein kulturelles, vor allem aber ein kulturpolitisches Thema. Kurz vor Abschluss des Festivals gab es am Donnerstagabend im Duisburger Audimax der Universität Duisburg-Essen (UDE) eine Thementagung unter der Überschrift "Ohne Moos nichts los — Kein Stadtleben ohne Kultur!?" mit kompetenten Referenten und ebensolchen Diskutanten auf dem Podium.

Die mit Spannung erwarteten Vorträge und Diskussionen sollten sich der Frage widmen, wie der seit Jahren anhaltenden Struktur- und Finanzkrise der Kultur in Duisburg und dem Ruhrgebiet zu begegnen sei. Von "konkreten Lösungsansätzen", die gefunden und benannt werden sollten, war im Einladungstext die Rede. Hoffnungsvoller Lichtblick im diskursiven Wortgefecht des Abends war die Ankündigung von Kulturdezernent Thomas Krützberg eines "Kulturentwicklungsplans für Duisburg".

"Impulse (setzen) für eine Neubestimmung von Stadtkultur, Kulturpolitik und Kulturfinanzierung in Duisburg und der Metropole Ruhr in Zeiten knapper Kassen", hieß das Grundsatzreferat des Hauptredners der Veranstaltung, Prof. Dr. Oliver Scheytt, "Macher" der Kulturhauptstadt "Ruhr.2010" und vormaliger Kulturdezernent der Stadt Essen. Sein kulturwissenschaftlicher Vortrag blieb zwar passend zum universitären Rahmen intellektuell theoretisch und auf hohem Niveau, aber ohne konkrete Handlungsempfehlungen. Einzig das sogenannte "Vier-K-Modell" — Kommunikation, Kooperation, Koordination, Konsens — erfüllt den Impulscharakter zur Lösung der Kulturkrise.

Ähnlich war es beim Referat von Prof. Dr. Volker Eichener, dem Gründungsrektor der EBZ Business School in Bochum. Sein Vortrag "Von der Kohle zur Kultur — Kreative Perspektiven für den Strukturwandel der Metropole Ruhr", war im Wesentlichen eine "Suche nach Hoffnungsträgern" in der Krise, die er in der Kreativwirtschaft und deren "Creative Class" auszumachen meint, wie auch im Eintreten für Kreativquartiere in der Region. "Kultur", sagte er, "ist ein Standortfaktor im globalen Wettbewerb der urbanen Räume."

Doch "welcher Honig lässt sich aus den Vorträgen für Duisburg heraussaugen?", fragte anschließend die insbesondere vom WDR her bekannte und selbst in Duisburg aufgewachsene Moderatorin Asli Sevindim die inzwischen auf dem Podium Platz genommenen Diskutanten. Schnell waren diese sich übereinstimmend einig, dass die Bestandssicherung der Kultur höchste Priorität genieße. Dabei dürfe es keine Spaltung in Hoch- und Subkultur geben, wie Dr. Bettina Rutsch als freischaffende Tänzerin, Choreografin und Regisseurin ausdrücklich hervorhob. Man würde ja auch nicht Kindergärten und Schulen gegeneinander ausspielen.

Dr. Christian Esch, Direktor des NRW-Kultursekretariats, trat vehement für mehr Transformation und mehr Kooperation im Kulturbereich ein und verwies darauf, dass Kunst und Kultur deutlicher als bisher der demografischen Entwicklung in der Region entgegensteuern müsse. Dabei dürfe es keine Tabu-Themen geben. Dafür wiederum sei es dringend erforderlich, "einen angstfreien Raum für eine Debatte über Kultur zu schaffen."

Thomas Krützberg, dessen derzeitiges Kulturengagement ausschließlich auf substanzerhaltende Maßnahmen ausgerichtet sei, bemängelte, dass er als Kulturdezernent der Stadt Duisburg nur reagieren und nicht agieren könne. Von daher erhoffe er sich von einem Duisburger Kulturentwicklungsplan zwar nichts Visionäres, so doch aber ein Strategiepapier über das, "was wir in Duisburg in Sachen Kultur haben und brauchen."

Genau ein solcher Kulturentwicklungsplan, sagte Armin Klaes von der UDE als Mitveranstalter nachträglich gegenüber der RP, sei der thematische Rahmen für die Fortsetzungskonferenz am Donnerstag, 15. Mai, um 20 Uhr an gleicher Stelle — zehn Tage übrigens vor der NRW-Kommunalwahl. Dann werden die seitens des Publikums am Donnerstag bereits vorgebrachten Themen wie Zukunft der Alten Feuerwache in Hochfeld, Sicherung der Beschäftigungsverhältnisse in der freien Kulturarbeit, Ruhrort als Kreativquartier und Schaffung eines soziokulturellen Zentrums sicherlich erneut debattiert, dann allerdings nicht unter der Fragestellung "Geld oder Leben", sondern unter der Forderung "Geld und Leben".

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