Duisburg Dokus auch für Flüchtlingskinder

Duisburg · "doxs!", die Kinder- und Jugendabteilung der Duisburger Filmwoche, findet Anfang November zum 14. Mal statt, diesmal unter dem Motto "Halt finden, wo andere straucheln". Eingebunden werden diesmal sogar Flüchtlingsunterkünfte.

 Krasser können die Gegensätze kaum sein: Diego (links), der 20-jährige Physikstudent ("Diego") und der zwölfjährige Kuzba ("Jeg er Kuba / Mama arbeitet im Westen"), der lange Zeit ohne seine Eltern auskommen muss.

Krasser können die Gegensätze kaum sein: Diego (links), der 20-jährige Physikstudent ("Diego") und der zwölfjährige Kuzba ("Jeg er Kuba / Mama arbeitet im Westen"), der lange Zeit ohne seine Eltern auskommen muss.

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Zur 39. Duisburger Filmwoche vom 2 bis 8. November gehört zum 14. Mal auch wieder "doxs!". Die auf Europa ausgerichtete Kinder- und Jugendabteilung ist inzwischen zu einem gleichberechtigten Teil des größten Festivals des deutschsprachigen Dokumentarfilms geworden. Mit Gelsenkirchen eröffnet das Festival 2015 neben Bochum, Essen, Dinslaken, Dortmund und Duisburg den sechsten Spielort im Ruhrgebiet. Festivalzentrum bleibt das Duisburger kommunale Kino "filmforum" am Dellplatz. Und zum fünften Mal verleiht auch in diesem Jahr eine Jugendjury den europäischen Filmpreis "Große Klappe".

Duisburg: Dokus auch für Flüchtlingskinder
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Die jungen Menschen, die bei den Filmen des Programms im Mittelpunkt stehen, suchen noch ihren Platz in der Gesellschaft - weil sie ihre Heimat verloren haben, ausgegrenzt werden oder an Wendepunkten ihrer Entwicklung stehen. Sie sehnen sich nach Orten zum Jungsein und Erwachsenwerden, machen sich auf den Weg und probieren sich aus. "doxs!" präsentiert 23 zeitgenössische Dokumentarfilme, darunter eine Uraufführung, sieben Deutsche Erstaufführungen und drei Festivalpremieren. Lange vor der Flüchtlingskrise stand das immer aktuelle Haupt-Thema fest, nämlich Migration. Es geht aber auch um das Aufwachsen mit sozialen Medien, das Bemühen um eine eigene stabile Identität in einem Meer von Möglichkeiten und Ablenkungen, oder auch die Erfahrung von Akzeptanz und Zurückweisung. Die jungen Menschen in den Filmen zeigen viel Fantasie, Energie, Eigensinn und Optimismus.

In Zusammenarbeit mit dem Kulturrucksack NRW wurde in diesem Jahr erstmals ein kompletter Programmblock von Schülerinnen und Schülern des Duisburger Steinbart- und des Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasiums kuratiert. Sie entschieden sich für drei Filme, darunter "AlieNation", der die Probleme Pubertierender - die sich in ihrem Körper plötzlich wie Aliens fühlen - umsetzt in eine amüsante Animation.

Am Festival-Donnerstag stellen die Schüler ihre Auswahl dem Publikum vor. Dokumentarfilme zeigen die Wirklichkeit und somit auch, wie unterschiedlich Globalisierung sein kann. So muss der zwölfjährige Kuzba in "Jeg er Kuba / Mama arbeitet im Westen" seinen kleinen Bruder aufziehen, weil seine Eltern in Polen keine Jobs gefunden haben und nun in Schottland beziehungsweise in Österreich arbeiten. Die Rolle überfordert ihn, er fühlt sich selbst noch als Kind, das seine Eltern braucht. Ganz anders liegen die Dinge bei "Diego". Dem 20-jährigen Physikstudenten aus reichem Haus steht die Welt offen. Er jettet zwischen der Uni in Oxford und seiner Herkunft in der Schweiz hin und her, er kann sich seine Heimat aussuchen. Und dann wieder Ilia, ein 14-jähriger Flüchtling aus Afghanistan, der in "Onder de sterren was ik thuis / Unter den Sternen war ich zuhause" über seine Situation in einer Asylunterkunft in Holland berichtet: Keine Privatsphäre, keine Internetverbindung (wenn man zum Beispiel etwas für die Schule nachschauen soll), keine Sicherheit, überhaupt bleiben zu dürfen. Kein Ort, um jung zu sein und erwachsen zu werden.

(hod)
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