Urteil in Düsseldorf Drei Jahre Haft für jungen IS-Dolmetscher aus Duisburg

Düsseldorf · Ein 19-jähriger Gymnasiast aus Duisburg ist zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er nach Auffassung des Düsseldorfer Oberlandesgerichts als Übersetzer für den Islamischen Staat gearbeitet hat.

Beim Prozessauftakt verbarg der Duisburger sein Gesicht hinter einer Akte.

Beim Prozessauftakt verbarg der Duisburger sein Gesicht hinter einer Akte.

Foto: dpa, fg fpt

Der 19-Jährige hatte nach Überzeugung des Düsseldorfer Oberlandesgerichts in seinem Kinderzimmer als Übersetzer und Lektor des IS gearbeitet. "Er hat die Ideologie des IS stark und noch immer verinnerlicht", sagte die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza. Er befürworte nach wie vor die Scharia und habe sich bislang nicht wirklich glaubhaft vom IS distanziert.

Reisebürobesitzer Hassan C. aus Duisburg habe ihn "maßgeblich indoktriniert". Dabei habe er auch den späteren Berlin-Attentäter Anis Amri getroffen. C. soll ein Komplize des mutmaßlichen IS-Deutschland-Chefs Abu Walaa sein. Der Angeklagte sei zu seinem "Musterschüler" und Opfer seiner subtilen Einflussnahme geworden, sagte die Richterin.

Mit seiner Propagandaarbeit habe er "der gefährlichsten Terrorgruppe der Welt" geholfen und dazu beigetragen, die Terrorgefahr in der westlichen Welt zu erhöhen - obwohl er von den grausamen Hinrichtungen des IS und der unmenschlichen Behandlung seiner Gefangenen gewusst habe.

Der 19-Jährige habe nach wie vor eine "große Nähe zum Dschihadismus und zum IS". Seine Pläne, ins IS-Gebiet zu reisen, habe er nach eigenen Worten nur mit Rücksicht auf seine Eltern aufgegeben. Er sitzt seit zehn Monaten in Untersuchungshaft. "Wir können es derzeit nicht wagen, ihn auf freien Fuß zu setzen."

Mit dem Urteil folgte das Gericht dem Strafantrag der Bundesanwaltschaft. Die Verteidigung hatte eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung gefordert. Der Angeklagte hatte gestanden, für den IS gearbeitet zu haben. Er hatte sich auf eine Stellenanzeige in einem islamistischen Internetforum gemeldet.

Einige Texte waren im Internet im IS-Propagandamagazin "Dabiq" veröffentlicht worden. Die Aufträge habe er vom österreichischen Dschihadisten Mohammed M. erhalten.

(sef/lnw)
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