Duisburg Düstere Aussichten für Rentner

Duisburg · Bei seiner Jahrespressekonferenz warnte gestern der Sozialverband VDK vor einem enormen Schub der Altersarmut in den kommenden drei Jahren. Die VDK-Mitgliederzahlen steigen in Duisburg und den Kreisen Kleve und Wesel stetig.

 Viele Senioren müssen mit wenig Geld im Monat auskommen - da muss ganz genau gerechnet werden.

Viele Senioren müssen mit wenig Geld im Monat auskommen - da muss ganz genau gerechnet werden.

Foto: NGG

Den meisten Rentnern geht es heutzutage vergleichsweise gut. Der Sozialverband VDK Niederrhein, zuständig für die Stadt Duisburg sowie die Kreise Kleve und Wesel, rechnete gestern bei seiner Jahrespressekonferenz vor, dass zurzeit "nur" 3, 5 bis 4,5 Prozent der Rentner in seinem Bezirk von Altersarmut betroffen sind. Diese Zahlen, die zwischen den ländlichen und städtischen Bezirken leicht schwanken, würden sich aber in den kommenden drei Jahren dramatisch erhöhen.

Horst Vöge, VDK-Landesvorsitzender, geht davon aus, dass bereits im Jahr 2020 rund 20 Prozent aller Rentner von Altersarmut betroffen sein könnten. Das heißt: Bei jedem fünften Rentner erreicht demnächst das monatliche Einkommen kaum den Sozialhilfesatz. Gründe für diese besorgniserregende Entwicklung seien die heutigen Beschäftigungs- und Lebensverhältnisse sowie die Rentenpolitik. Hinzu kämen als Gründe die zurückliegende Zeit der Massenarbeitslosigkeit, Minijobs, Teilzeitarbeit, prekäre Arbeit, Selbstständigkeit ohne vorausschauende Absicherung fürs Rentenalter, Pflegezeiten, Erwerbsminderungsrenten oder auch private Schicksalsschläge, wozu nicht selten auch Scheidungen gerechnet werden könnten.

Der Sozialverband VDK, der sich als Interessenvertretung der Behinderten, Kriegs- und Wehrdienstopfer, Sozialversicherten, Sozialhilfeempfänger und Arbeitslosen in Deutschland versteht, möchte bei seiner Lobbyarbeit auf diese düsteren Aussichten für Rentner verstärkt aufmerksam machen. Die Politik sei gefordert, Regelungen zu schaffen, damit die drohenden sozialen Verwerfungen ausbleiben. Manches könne da ganz schnell geschehen. So dürfe es nicht sein, dass Frauen, deren finanzielles Auskommen nur aus der Grundsicherung besteht, auch noch zusätzlich dadurch "bestraft" werden, dass ihnen die Mütterrente gestrichen wird, die beispielsweise eine "gut gestellte Zahnarztgattin selbstverständlich bezieht", wie es Robert Walter, Geschäftsführer des Kreisverbandes am Niederrhein, pointiert ausdrückte.

Beim Blick auf die Zahlen zur Entwicklung des Kreisverbandes berichtete Robert Walter gestern Erstaunliches: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen im Kreisverband am Niederrhein die Mitgliederzahlen um knapp fünf Prozent auf aktuell 24.355 Mitglieder, rund 1000 mehr als im Jahr zuvor.

Im Monatsdurchschnitt würden sich 240 neue Mitglieder anmelden; vom Montag, 2. Januar, bis gestern hätten sich sogar schon 113 Mitglieder neu angemeldet. Natürlich gebe es auch die Abgänge durch Tod oder Austritt aus dem VDK, wenn ein konkretes Problem nicht mehr besteht. Solche Austritte seien schade, da sich der VDK als Solidargemeinschaft verstehe. Die meisten Mitglieder hat der VDK am Niederrhein im Kreis Wesel (10.879), gefolgt von Duisburg (7021) und dem Kreis Kleve (6498).

Der VDK am Niederrhein möchte nah bei seinen Klienten sein und ist in 55 Ortsverbänden aufgeteilt: 27 im Kreis Wesel, 15 im Kreis Kleve und 13 in der Stadt Duisburg, wobei sich der größte Ortsverband mit 1186 Mitgliedern in Rheinhausen befindet. Im vergangenen Jahr wurden im VDK-Bezirk am Niederrhein 10.000 Einzelberatungen in den Sprechstunden durchgeführt. Die Hauptthemen bei diesen Beratungsgesprächen waren nach Auskunft von Horst Vöge und Robert Walter: Erwerbsminderungsrenten, Schwerbehinderung, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie Pflegeversicherung.

Dieser letzte Punkt wurde beim gestrigen Pressegespräch besonders in den Blick genommen. Als positiv wertet der VDK, dass nach dem neuen Pflegestärkungsgesetz, das zum 1. Januar in Kraft getreten ist, auch Menschen, die an Demenz erkrankt sind, berücksichtigt werden. Dies sei auch der Lobbyarbeit des Verbandes zu verdanken.

Trotz dieser Verbesserung bleibe nach wie vor das Problem, dass es viel zu wenig Pflegekräfte gibt. Das Problem werde sich in den kommenden Jahren durch die demoskopische Entwicklung noch verstärken: In den Kreisen Wesel und Kleve sowie in der Stadt Duisburg müssten Tausende Pflegekräfte in den kommenden Jahren mehr eingestellt werden. Das könne aber nur gelingen, wenn der Beruf attraktiver gemacht wird, sagten Vöge und Walter. Es sei ein Unding, dass sich dieser anspruchsvolle Pflegeberuf fast im Niedriglohn-Sektor befinde.

(pk)
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