41. Filmwoche startet im November Duisburg als Dokumentarfilmstadt

Duisburg · Am 6. November wird im Filmforum die 41. Duisburger Filmwoche mit einer Dokumentation eröffnet, die zum großen Teil in der Sportschule Wedau gedreht wurde. 26 Produktionen werden gezeigt und diskutiert.

 Der langjährige Leiter der Filmwoche, Werner Ruzicka, freut sich wieder auf viele spannende Dokumentarfilme.

Der langjährige Leiter der Filmwoche, Werner Ruzicka, freut sich wieder auf viele spannende Dokumentarfilme.

Foto: Peter Klucken

In der deutschsprachigen Filmbranche und den einschlägigen Filmhochschulen ist allgemein bekannt, dass Duisburg DIE Dokumentarfilmstadt in Deutschland ist. Beim gestrigen Pressegespräch im Filmforum hat dies Kulturdezernent Thomas Krützberg wieder einmal besonders herausgestellt. So werden sich auch bei der 41. Duisburger Filmwoche, die vom 6. bis 11. November im Filmforum am Dellplatz stattfindet, zahlreiche Filmautoren, Filmstudenten und Filmdozenten sowie Redakteure von Sendeanstalten versammeln, um zusammen mit dem "normalen" Publikum 26 ausgewählte Dokumentarfilmproduktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sichten und anschließend zu diskutieren.

 Szene aus dem Film "Die anderen Plätze", der zum großen Teil in der Sportschule Wedau gedreht wurde.

Szene aus dem Film "Die anderen Plätze", der zum großen Teil in der Sportschule Wedau gedreht wurde.

Foto: Filmwoche

Genau dieses Duo von Sichten und Diskutieren macht die Duisburger Filmwoche zu einem einzigartigen Festival. Nirgendwo sonst wird dem Gespräch über die präsentierten Festivalfilme so viel Raum gegeben wie in Duisburg. Nach jedem Film gibt es eine längere Diskussionspause, in der die Filmautoren unter der Moderation eines Mitglieds der Auswahlkommission mit dem Publikum sprechen. Und jede Diskussion wird protokolliert. So manches Diskussionsprotokoll wird dabei selber zum Gegenstand von weiteren Diskussionen - entweder während des Festivals oder später in einem Hochschulseminar.

Bei den Filmautoren gilt es als Gütezeichen, in Duisburg dabeizusein. Die Mitglieder der Auswahlkommission, Filmexperten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, wählen aus schätzungsweise 800 Produktionen der vergangenen zwölf Monate 26 aus, die in Duisburg gezeigt werden. Das Filmwochenteam hat den Anspruch, die besten längeren Dokumentarfilme mit besonderem Anspruch zu präsentieren, ohne dabei thematische Vorgaben zu machen. Genau diese Offenheit macht die Filmwoche interessant, wie deren langjähriger Leiter, Werner Ruzicka, gestern sagte. Beim Pressegespräch wurden Ausschnitte aus vier Filmwochen-Filmen gezeigt. Darunter "Die anderen Plätze" von Marco Kugel und Simon Quack, der zur Eröffnung am Montag, 6. November, gezeigt wird. Gedreht wurde der Film zum großen Teil in der Sportschule Wedau. Dort werden Fußballer trainiert, die ihren Sport als Beruf ausüben möchten, die aber unter einem Karrierestillstand leiden. Gezeigt wird, wie die Spieler trainieren, wie sie motiviert werden, wie sie um eine Rückkehr in den Profisport kämpfen und wie sie, mit standardisierten Gesundheitschecks, kontrolliert werden.

Gezeigt werde der Film nicht, weil er in Duisburg gedreht wurde, sondern weil er die Auswahlkommission überzeugt habe, wurde gestern versichert. "Tiere und andere Menschen" heißt eine herausragende österreichische Produktion, die am Mittwoch, 8. November, ab 11.30 Uhr, im Filmforum zu sehen ist. Der Filmemacher Flavio Marchetti hat im Wiener Tierschutzhaus gedreht und dabei die Tiere ebenso beobachtet, wie die Menschen, die diese pflegen oder abgeben. Der Blick mit der Kamera weckt Emotionen beim tierliebenden Betrachter, bleibt aber nüchtern genug, um Diagnosen stellen zu können - über die Menschen und Tiere.

Wie fast bei jeder Filmwoche, so gibt es in diesem Jahr Beiträge, die sich mit der Berufswelt beschäftigen. Bei "3 Schichten Arbeit" von Christine Schäfer bekommen wir Einblicke in eine Porzellanfabrik. Die Herstellung einer Tasse ist eine zerbrechliche Angelegenheit: Das wird mit durchaus symbolischer Bedeutung klargemacht.

Der letzte Film aus dem Festivalprogramm führt in ein südosttürkisches Camp. Wir lernen das Schicksal von Familien kennen, die vor dem IS flüchten konnten und die nun auf ein besseres Leben hoffen. Dieser Film von Helin und Martin Klingenböck wird als Deutsche Erstaufführung gezeigt.

Gerd Jahn, der als Volkshochschuldirektor für die Filmwoche mitverantwortlich ist, nutzte das Pressegespräch für einen Appell zum dauerhaften Erhalt der Duisburger Filmwoche. Dieses Festival sei ein kulturelles Aushängeschild und ein Juwel für Duisburg. Für Gerd Jahn war es die letzte Filmwochen-Pressekonferenz im Amt: Ende März 2018 geht er in Pension. Die Filmwoche werde er danach als Privatmann verfolgen.

(pk)
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