Schwarzfahrer gegen Kopf getreten Häufiger Beschwerden über Sicherheitskräfte in Duisburg

Duisburg · Nicht jeder darf in Bussen und Bahnen einfach so die Fahrkarten überprüfen. An die Kontrolleure gibt es spezielle Anforderungen, auch bei Konflikten. Trotzdem ist in Duisburg ein Streit mit einem Schwarzfahrer eskaliert. Schön häufiger gab es Beschwerden über das dortige Sicherheitspersonal.

 Es habe in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden aus Duisburg über die Freundlichkeit und das Verhalten des Sicherheitspersonals gegeben.

Es habe in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden aus Duisburg über die Freundlichkeit und das Verhalten des Sicherheitspersonals gegeben.

Foto: Andreas Probst

Bei einer Fahrkartenkontrolle in Duisburg ist es am Dienstag zu einem Streit zwischen drei Mitarbeitern des Sicherheitspersonals und einem Mann gekommen. Als der Schwarzfahrer flüchten wollte, kam es zum Tritt gegen den Kopf. Er musste schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die genauen Hintergründe sind noch offen. Fest steht: Zu dem Vorfall hätte es so nie kommen dürfen.

Für Lothar Ebbers, Pressesprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn NRW, liegen die Probleme bei der Kontrolle der Mitarbeiter durch die DVG. Ähnliche Fälle wie der aktuelle Übergriff seien ihm zwar nicht bekannt. Es habe in der Vergangenheit aber immer wieder Beschwerden aus Duisburg über die Freundlichkeit und das Verhalten des Sicherheitspersonals gegeben. Ihm sei allerdings auch bewusst, dass Duisburg es nicht ganz einfach hat, sagte uns Ebbers. Schließlich sei die Schwarzfahrerquote mit acht bis zehn Prozent sehr hoch.

Die Kontrolleure bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) sind allesamt geprüfte Sicherheitskräfte. Diese Anforderung bestätigte uns Unternehmenssprecher Helmut Schoofs. Allerdings sind diese Sicherheitskräfte nicht bei der DVG angestellt, sondern bei Fremdfirmen, im konkreten Fall bei der ebenfalls städtischen Tochter Octeo. Weitere Details wollte Schoofs aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht nennen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werde man aber Konsequenzen ziehen.

Um bei der DVG als Kontrolleur zu arbeiten, seien eine Überprüfung der Zuverlässigkeit durch das Ordnungsamt, ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintrag sowie eine entsprechende Sachkundeprüfung der Industrie- und Handelskammer (IHK) nötig, sagte uns Schoofs. Wer diese IHK-Prüfung ablegen will, muss sich gut vorbereiten: Einer der Ausbildunsträger, mit denen auch Octeo zusammenarbeitet, empfiehlt dafür mehrere Monate Training. Teil der Prüfung: Deeskalierende Maßnahmen, also das Verhindern von Gewalt.

Wie DVG-Sprecher Helmut Schoofs weiterhin sagte, gibt es zudem eine interne Schulung für die Kontrolleure. Dabei lernen sie das Tarifsystem kennen und werden von erfahrenen Mitarbeitern angeleitet. Sollte sich dabei zeigen, dass ein Mitarbeiter nicht weiß, wie er auf Konflikte reagiert, gebe es weitere Deeskalationsschulungen. Auch ein ansprechendes Erscheinungsbild sowie die Kenntnis der deutschen Sprache seien Pflicht für die Arbeit als DVG-Fahrkartenkontrolleur, sagte Schoofs.

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Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Dass zwangsläufig ausgebildete Sicherheitsleute als Kontrolleure eingesetzt werden, ist nicht überall in Nordrhein-Westfalen so. Das zeigt der Blick auf die Düsseldorfer Rheinbahn. Dort werden zur Fahrkartenkontrolle etwa auch umgeschulte Mitarbeiter eingesetzt, die früher als Fahrer tätig waren, sagte uns Georg Schumacher, Presseprecher der Rheinbahn. Um als Kontrolleur zu arbeiten, müsste man bei der Rheinbahn freundlich und zuverlässig sein sowie das Tarifsystem kennen. Spezielle Deeskalationstrainings gebe es nicht.

Komme es allerdings zum Streit mit einem Fahrgast, gebe es ohnehin klare Regeln, sagte Schumacher weiter. Dann müsse die Kontrolle abgebrochen werden. Das sei dann Sache des Sicherheitspersonals. Gebe es große Probleme, etwa durch Handgreiflichkeiten, seien die Kontrolleure angehalten, die Polizei zu verständigen. Grundsätzlich gebe es bei der Rheinbahn die Trennung zwischen Kontrolleuren und Sicherheitspersonal. Es komme jedoch auch hin und wieder dazu, dass Sicherheitsleute die Fahrkarten kontrollieren würden, sagte Schumacher.

Bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) gibt es ebenfalls eine Trennung zwischen Kontrolleuren und Sicherheitskräften. Diese sind allesamt direkt bei den KVB angestellt, sagte uns Pressesprecher Matthias Pesch. Auch die Kontrolleure erhalten hier aber ein deeskalierendes Training, die Ausbildung dauert zwei Monate.

Auch für die Deutsche Bahn ist die Verhinderung von Gewalt in den Zügen und Bussen des Unternehmens ein wichtiges Thema. Deshalb will das Unternehmen alle Schaffner im Nahverkehr in speziellen Trainings auf Konflikte vorbereiten und für die Verhinderung von Gewalt ausbilden, sagte uns ein Bahnsprecher. Aktuell läuft in Düsseldorf die erste Runde dieser Trainings. Dabei werden mehr als 800 Schaffner geschult.

(hebu)
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