Bis zu 15.000 Rumänen und Bulgaren Duisburg erwartet Flüchtlingswelle

Duisburg · Ab 1. Januar 2014 werden nach Expertenmeinung bis zu 15.000 Rumänen und Bulgaren in Duisburg leben. Obwohl sie dann hier berufstätig sein könnten, sind ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher schlecht.

Blick auf Duisburgs "Problemhaus" in Rheinhausen
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Foto: dpa, obe hpl

Neun Monate bleiben der Stadt und den Behörden noch, um sich für eine Änderung aufzustellen, denen sie wenig erfreut entgegensehen. Ab dem 1. Januar haben Rumänen und Bulgaren als EU-Bürger das Recht, hier zu arbeiten, was sie in der Regel heute noch nicht dürfen. Derzeit leben in der Stadt knapp 7000 von ihnen, ab Januar wird mit bis zu 15.000 Personen gerechnet.

Für die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Polizei, für den Zoll und die Stadt mit ihren Fachämtern bedeutet dieser Anstieg eine enorme Herausforderung. Auf die öffentliche Hand kommt zudem eine gewaltige Kostensteigerung zu. Denn bei den Arbeitsbehörden herrscht die Überzeugung vor, dass unter den Neuankömmlingen eher keine gut ausgebildeten Fachkräfte sein werden, nach denen sich Industrie, Handwerk und Handel die Finger lecken.

"Es werden wie heute schon überwiegend Armutsflüchtlinge sein", heißt es aus der Arbeitsverwaltung. Im Wissen darum, dass es Arbeitslosengeld und ähnliche Unterstützung nur gibt, wenn der Antragsteller vorher einen Job hatte, "werden sich etliche bei Landsleuten anstellen lassen, die als vermeintlich selbstständige Unternehmer hier tätig sind." Nach einer Weile würden diese Leute dann Unterstützung beantragen, zum Beispiel, weil der angebliche Arbeitgeber den Lohn einbehält, insolvent ist, oder so wenig bezahlt, dass Anspruch auf zusätzliche staatliche Unterstützung besteht.

Die heute in Duisburg lebenden Rumänen und Bulgaren bestreiten ihren Lebensunterhalt weitgehend vom Kindergeld und können damit hier weitaus besser leben als in ihren Heimatländern. Was uns als menschenunwürdig erscheint, wird von ihnen anders beurteilt, weil sie von zu Hause weitaus Schlimmeres gewöhnt sind. Können Eltern ab Januar 2014 auch noch Ansprüche auf Arbeitslosenhilfe oder -geld anmelden, verbessert sich der Status aus deren Sicht deutlich.

Wer allerdings staatliche Unterstützung bekommt, nimmt damit auch Pflichten auf sich, zum Beispiel die, Arbeitsangebote der Arbeitsagentur bzw. des Jobcenters anzunehmen beziehungsweise an Umschulungen und Qualifizierungsmaßnahmen teilzunehmen. Den Arbeitsbehörden bereitet dies großes Kopfzerbrechen. Denn sie sind davon überzeugt, dass der überwiegende Teil dieser Klienten so ohne weiteres für den deutschen Arbeitsmarkt gar nicht fit gemacht werden kann. Gelingt bei Kindern und Jugendlichen die Integration meist noch, wird es bei den Älteren schon sehr schwierig. Das Gros der hier lebenden Bulgaren und Rumänen ist allerdings bereits älter als 27 Jahre.

Die Ordnungsbehörden wiederum werden verstärkt vor die Aufgabe gestellt, die Einhaltung von Aufenthalts- und Beschäftigungsvorschriften zu prüfen, Missbrauch beim Kassieren von öffentlicher Unterstützung zu verhindern oder auch Fällen von Scheinselbstständigkeit und Schwarzarbeit konsequent nachzugehen. "Es ist hier bekannt, dass es in Hochfeld einen Arbeitsstrich gibt", heißt es aus dem Hause der Agentur für Arbeit.

Gegen diese illegalen Machenschaften vorzugehen, ist allerdings kompliziert. Wird heute an der einen Stelle kontrolliert, träfen sich die kriminellen Arbeitsvermittler und die Arbeitssuchenden dann eben anderswo.

(RP/rl/top/jco)
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