Duisburg Duisburg ist Anker der China-Schau

Duisburg · Die Verbundausstellung "China 8", die in dieser Woche in acht Städten NRWs eröffnet wird, ist die bislang größte Schau zeitgenössischer chinesischer Kunst in Deutschland. Duisburg ist mit zwei, vielleicht sogar drei Museen dabei.

In dieser Woche wird eine Schau der Superlative eröffnet. So jedenfalls mutet die Verbundausstellung an, die den Titel trägt "China 8 - Zeitgenössische Kunst aus China an Rhein und Ruhr". Acht Städte an Rhein und Ruhr werden in den kommenden Monaten rund 500 Werke von 120 Gegenwartskünstlern chinesischer Abstammung präsentieren. Offiziell sind neun Museen an "China 8" beteiligt. Duisburg ist die einzige Stadt, die mit zwei Museen dabei ist, mit dem Museum Küppersmühle für moderne Kunst und dem Lehmbruck-Museum.

Sprecher des dreiköpfigen Kuratoriums, das die künstlerische Gesamtverantwortung für das Ausstellungsprojekt trägt, ist Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle. Im Museum Küppersmühle wird es am Mittwoch, 19 Uhr, auch die zentrale Eröffnung von "China 8" geben. Bei der Eröffnung anwesend werden u.a. Shi Mingde, Botschafter der Volksrepublik China, und Sigmar Gabriel, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Energie, sein. Am Tag darauf, dem Feiertag Christi Himmelfahrt, wird die China-Ausstellung um 12 Uhr im Lehmbruck-Museum eröffnet. Duisburg kann man gewissermaßen als Anker der China-Schau bezeichnen.

Es ist nicht verwunderlich, dass "China 8" bereits vor Beginn hohe Wellen schlägt. Dabei ist nicht nur Euphorie zu spüren, sondern auch eine gewisse Skepsis darüber, dass angesichts der politischen Situation in China nicht nur künstlerische Gesichtspunkte bei der Auswahl der beteiligten Künstler eine Rolle spielten. Walter Smerling wurde in einem dpa-Interview die heikle Frage gestellt, ob er und seine Mitkuratoren Ferdinand Ullrich (Kunsthalle Recklinghausen) und Tobia Bezzola (Museum Folkwang) zensiert worden seien. Schließlich habe sie bei den Besichtigungsreisen in China der Ex-Direktor des Nationalmuseums in Peking, Fan Di'an, begleitet. Smerling antwortete auf diese Frage mit einem "Nein". Fan Di'an sei kein "Oberkontrolleur" gewesen, sondern ein "Berater", mit dem die deutschen Ausstellungsmacher die Künstlerliste diskutiert hätten. Wobei nicht alle Diskussionen harmonisch verlaufen seien. Aber stets sei die Zusammenarbeit von "gegenseitigem Respekt" geprägt gewesen. "Es ging uns immer um Kunst", so Smerling. Vorgaben von Politikern oder Funktionären seien für die Kuratoren nicht maßgeblich gewesen. In der Ausstellung seien viele Künstler vertreten, die von der offiziellen Seite wenig Anerkennung erfahren würden.

Allerdings sagt Smerling auch, dass es ihm in erster Linie darum gehe, eine Kunstausstellung zu machen und nicht darum, möglichst viele Positionen der Opposition in China zu präsentieren. Aber er legt Wert auf die Feststellung, dass "China 8" weder im Auftrag des chinesischen noch des deutschen Staates realisiert werde.

Unter den 120 chinesischen Künstlern findet man nicht den Namen des bekanntesten regimekritischen Künstlers, Ai Weiwei. Es habe viele Gespräche mit Ai Weiwei gegeben, sagt Smerling. Doch habe sich Ai Weiwei dazu entschieden, nicht an "China 8" teilzunehmen.

Ai Weiwei lenkt aber den Blick auf das dritte Duisburger Kunstmuseum, das Museum DKM. Dort gehören Werke des international bekannten Künstlers, der in seiner chinesischen Heimat mit Repressalien zu kämpfen hat, zum Sammlungsbestand. Neben Skulpturen aus dem alten China sind neben Ai Weiwei auch andere zeitgenössische chinesische Künstler zu erleben, zum Beispiel Qiu Shihua, Song Dong oder Yin Xiuzhen. Die DKM-Gründer Dirk Krämer und Klaus Maas betrachten ihr Museum auch ohne unmittelbare Teilnahme als wichtige Ergänzung zu den verschiedenen Ausstellungsstationen der "China-8"-Schau. "Wir würden uns freuen, wenn viele Interessierte aus Anlass des Gemeinschaftsprojekts die im Museum DKM präsentierten Positionen mit ihrem Besuch verbinden würden", so Krämer und Maas. Sie wünschen der Verbundausstellung "hohe Aufmerksamkeit und großen Erfolg".

(RP)
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