Duisburg Duisburg mangelt es an Dynamik

Duisburg · In einem Städteranking, das das Institut der deutschen Wirtschaft Köln zusammen mit Immobilienscout24 und der Wirtschaftswoche erhoben hat, liegt Duisburg bei fast allen geprüften Kriterien am Ende.

 Die Universität und mit ihr die Forschungsinstitute zählen im Städte-Ranking zu den Top-Indikatoren für Duisburg.

Die Universität und mit ihr die Forschungsinstitute zählen im Städte-Ranking zu den Top-Indikatoren für Duisburg.

Foto: Hans Blossey

Die Großstadt ist Lebensraum für zahlreiche Menschen, Geburtsort wichtiger Ideen und Entwicklungen und Heimat wichtiger Wirtschaftsräume. Doch die Unterschiede in den einzelnen Städten sind enorm. In einem Ranking nimmt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln zusammen mit Immobilienscout24 und der Wirtschaftswoche aktuell die Unterschiede unter die Lupe. Duisburg liegt dabei auf den hintersten Plätzen.

Mit 35 Millionen Menschen leben fast 50 Prozent der Bevölkerung in den 69 deutschen Großstädten. Wie lebt und arbeitet es sich in deutschen Großstädten? Die drei Partner nutzen eine umfassende Indikatorenbasis, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Das Ranking vergleicht den Status Quo (Niveauranking), die Entwicklung (Dynamikranking) und die Zukunftsfähigkeit (Zukunftsindex) der 69 Großstädte. Das Niveau- und Dynamikranking untersucht die sozio-ökonomischen Strukturen und Entwicklungen anhand von Wirtschaftsstruktur, Lebensqualität Arbeits- und Immobilienmarkt.

Duisburg mit seinen rund 480.000 Einwohnern schneidet bei dem Ranking nicht besonders gut ab. Beim Niveauranking kommt die Stadt gerade mal auf Platz 66 von 69 und verschlechtert sich damit um einen Rang im Vorjahresvergleich. Hinter Duisburg liegen nur noch Bremerhaven, Herne und Gelsenkirchen. Das Niveauranking bewertet die derzeitige Wohn-, Lebens-, Arbeits-, und Wirtschaftssituation der deutschen Großstädte anhand von 52 Indikatoren. So spiegeln beispielsweise die Mietpreise und die Vermarktungszeit die Attraktivität des Wohnungsmarkts einer Stadt wider. Kitaquoten und Gästeübernachtungen lassen wiederum Rückschlüsse auf die Lebensqualität in einer Stadt zu. Um die Leistungsfähigkeit des Arbeitsmarkts einzuschätzen, fließen Pendlerquoten sowie Ingenieursquoten in die Untersuchung ein. Eine wettbewerbsfähige Wirtschaftsstruktur zeigt sich wiederum maßgeblich in der Höhe der Steuereinnahmen. Im Bereich Wohnen liegt Duisburg auf Platz 61, im Bereich Leben auf 69, im Bereich Arbeiten auf dem 66. Platz, die Wirtschaft belegt Platz 54, woraus sich der finale 66. Platz zusammensetzt. In Sachen Produktivität liegt die Stadt auf Rang 22, die Aufklärungsquote belegt Rang 33, was damit die besten Platzierungen sind.

Im Dynamikranking belegt Duisburg den 67. von 69 Plätzen. Oberhausen und Gelsenkirchen liegen dahinter. Das Dynamikranking vergleicht die Entwicklung von 40 Indikatoren des Niveaurankings für die letzten fünf Jahre. Ein solcher Vergleich ist wichtig, um Entwicklungstrends zu identifizieren und den Erfolg von Handlungsmaßnahmen zu überprüfen. So wird deutlich, welche Städte im Standortwettbewerb aufgeholt haben, oder Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Stadt laut Ranking um zwei Plätze verschlechtert.

Der Zukunftsindex prüft, wie gut deutsche Großstädte auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet sind. Die Forschungsstärke ist ein entscheidender Faktor, um künftig innovative Technologien und Prozesse entwickeln zu können. Wichtig hierfür sind eine hohe Dichte an Forschungsinstituten und ausgeprägte Forschungsaktivitäten in den Unternehmen. Aber auch ein hohes Maß an Industrie 4.0-affinen Branchen trägt zur erfolgreichen Standortentwicklung bei. Insbesondere für städtische Räume sind kreative Dienstleistungsunternehmen ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Kultur- und Kreativwirtschaft, deren Stärke sich beispielsweise anhand der relevanten Hochschulabsolventen zeigt, gibt entscheidende Innovationsimpulse für eine Vielzahl von Wirtschaftsakteuren. Hier liegt Duisburg trotz der Universität ebenfalls nur auf einem hinteren Rang - Rang 65. Solingen, Bottrop, Herne und Hamm sind schlechter. Zu den beiden Top-Indikatoren in diesem Feld zählen in Duisburg die Ingenieursquote (Rang 23) und die Forschungsinstitute (Rang 43), die wiederum der Universität zu verdanken sind. Das Mint-Beschäftigungspotenzial mit Rang 63 und der Punkt Beschäftigte in relevanten Branchen (Rang 60) zählen beim Zukunftsindex für Duisburg zu den "Low"-Indikatoren.

In allen drei Rankings schneidet das Ruhrgebiet besonders schlecht ab und hat dabei einen großen Anteil an der insgesamt schwachen Performance Nordrhein-Westfalens. Laut Analyse fand im Ruhrgebiet eine weitreichende Deindustrialisierung statt, wobei die damit einhergehenden Arbeitskraft- und Wohlstandsverluste bisher nicht adäquat kompensiert werden konnten. Auf Platz eins des Rankings befinden sich München (Niveau, Dynamik) und Darmstadt (Zukunft).

(RP)
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