Duisburg Güterverkehr wird zur Herausforderung

Duisburg · Das Güterverkehrsaufkommen wird sich bis 2030 um 39 Prozent erhöhen. Schon jetzt sorgen parkende LKW in Gewerbe- und Wohngebieten für Ärger. IHK und Uni haben die Probleme in einer Studie erfasst und Lösungsvorschläge erarbeitet.

 An Wochenenden reiht sich an der Mannesmannstraße in Wanheim Lkw an Lkw. Die Anwohner sind genervt.

An Wochenenden reiht sich an der Mannesmannstraße in Wanheim Lkw an Lkw. Die Anwohner sind genervt.

Foto: Hildegard Chudobba

Anwohner in der Nähe der großen Duisburger Logistikzentren kennen die Probleme schon seit längerer Zeit: Lange Lkw-Staus vor den Werkstoren in der Stadt, verdreckte Straßenzüge und Fahrer, die ihre schweren Wagen wegen überfüllter Parkplätze an den Autobahnen in Gewerbe- und Wohngebieten abstellen, um dort zu übernachten. Ein Blick auf Schätzungen des Bundesverkehrsministeriums lässt zudem Übles erahnen. Bis 2030 rechnet es mit einer Steigerung des Aufkommens im Güterverkehr von 39 Prozent. Die Industrie- und Handelskammer hat diese Entwicklung als Problem erkannt und mit der Uni Duisburg-Essen eine Studie zum Thema erarbeitet. Gestern wurde sie vorgestellt.

Die Forschungsgruppe der Universität hat dabei für Duisburg drei Handlungsschwerpunkte ausgemacht. Der erste betrifft den Bereich Kasslerfeld. "Der Autohof am Schlütershof ist der einzige in der Stadt", sagte Professor Bernd Noche, Leiter der Untersuchung und Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Logistik und Verkehr an der Universität. "Vor allem nachts und am Wochenende wird er weit über Normalauslastung genutzt. Bis zu 130 Lkw teilen sich zu nächtlichen Spitzenzeiten die 100 Stellplätze. Bis zu 20 weitere Zugmaschinen parken in unmittelbarer Nähe des Autohofs." Das Angebot reiche aber trotzdem nicht aus. Fänden Lastkraftfahrer dort keinen Stellplatz, wichen sie regelmäßig in umliegende Gewerbegebiete in Kasslerfeld aus. Vor allem die Straßen Am Blumenkampshof, Kaßlerfelder Straße, Am Schlütershof und Am Alten Flugplatz seien betroffen.

Zweiter Schwerpunkt ist das Logistikareal Logport I in Rheinhausen. Die dort vorgehaltenen Parkbuchten seien nicht auf Lkw-Maße ausgerichtet, heißt es in der Studie. Folglich ragten die dort parkenden Laster regelmäßig auf Straßen und Gehwege. Außerdem fehle es in der Nähe an sanitärer Infrastruktur, was sich durch Verschmutzungen im öffentlichen Raum bemerkbar mache.

Dritter Schwerpunkt auf Duisburger Boden ist Hohenbudberg. Die Situation dort habe sich seit Eröffnung des Zugmaschinenparkplatzes an der Dahlingstraße zwar stark verbessert, sei an Wochenenden aber noch immer angespannt, so dass viele Lkw in umliegende Straßen auswichen. Dadurch komme es regelmäßig zu zugeparkten Straßen, Rettungswegen und Einfahrten. Außerdem fehle es auch hier an sanitären Anlagen.

Neben den genannten, gibt es aber bekanntlich noch weitere Problemstellen in der Stadt - zum Beispiel in Hüttenheim, wo sich an Wochenenden auf der Mannesmannstraße Lkw an Lkw reiht. Die zunehmende Belastung durch diesen Verkehr spielt stadtweit eine Rolle. "Um Duisburg als Logistikstandort attraktiv zu halten, sind hier Lösungen gefragt", sagte Ocke Hamann, Geschäftsbereichsleiter Logistik bei der IHK. Ansonsten dürfe man sich nicht wundern, wenn die Akzeptanz bei der Bevölkerung schwinde.

Nach Auswertung diverser Interviews mit Kraftfahrern werden in der Studie vier Lösungsansätze benannt, für deren Umsetzung Kommune, Land und Unternehmen in Zukunft zusammenarbeiten müssen. Zum einen fordert die Forschungsgruppe die Schaffung optischer Anreize sowie die Umsetzung restriktiver Konzepte. "Hinweisschilder und Informationsbroschüren können Kraftfahrern dabei helfen, geeignete Stellplätze zu finden", erläuterte Noche. "Außerdem halten wir die behördliche Kontrolle von Parkraum für sinnvoll, wo das Abstellen von Lkw unerwünscht ist."

Das zweite Handlungsfeld ist mit dem Begriff Organisatorisches überschrieben. Hierbei geht es unter anderem um die Schaffung von Parkleitsystemen und die Berücksichtigung von Lkw-Stellflächen bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete. Lösungsvorschlag Nummer drei betrifft sogenannte Investive Maßnahmen - zum Beispiel den Ausbau des Parkplatzangebots entlang der Autobahnen, die Schaffung neuer bewirtschafteter Autohöfe im innerstädtischen Bereich sowie die Einrichtung von Lkw-Stellflächen auf Unternehmensgelände. Der letzte Vorschlag befasst sich mit analytischen Methoden. So könne zum Beispiel die Durchführung sogenannter Simulationsstudien Kommunen helfen, die Wirkung von geplanten Einzelmaßnahmen schon im Vorfeld einzuschätzen.

(th)
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