Duisburg Duisburger Kulturrat gefordert

Duisburg · Die Arbeitsgruppen zum Kulturentwicklungsplan haben inzwischen ihre Ergebnisse zusammengetragen. Jetzt ist die Lenkungsgruppe gefragt. Es geht um eine "Kultur des Ermöglichens", aber auch um Freiräume für "Wildwuchs".

 Kulturdezernent Thomas Krützberg.

Kulturdezernent Thomas Krützberg.

Foto: christoph reichwein

Seit März vergangenen Jahres erarbeitet die Stadt einen Kulturentwicklungsplan für Duisburg. Nach der Auftaktveranstaltung im kleinen Saal der Mercatorhalle und einem Workshop im vorigen Mai in der alten Volkshochschule (die RP berichtete), schlossen sich ab Juni für den Rest des Jahres mehrere Sitzungen von fünf Arbeitsgruppen an. Diese gab es zu den Themen "Kulturförderung", "Kultur- und Kreativwirtschaft", "Kulturelle Stadtentwicklung", "Kulturelle Bildung" und "Kulturelle Vielfalt". Jede Arbeitsgruppe hatte zwei beziehungsweise drei Sprecher. Mindestens einen entsandte die Stadt, während der andere aus dem jeweiligen Arbeitsgruppenkreis gewählt wurde. An den Sitzungen nahmen jeweils zwischen 50 und 70 Personen teil, die vor allem aus den Bereichen Politik, Stadtverwaltung und "Freie Szene" kamen.

Die Arbeitsgruppen haben inzwischen ihre Arbeit abgeschlossen, ihre Ergebnisse zusammengetragen und in eine Lenkungsgruppe eingebracht. Dieser gehören die besagten Sprecher aller Arbeitsgruppen unter Vorsitz des Kulturdezernenten an. Als externer Berater mit dabei ist außerdem Dr. Christian Esch, jedoch nicht in seiner Funktion als Direktor des NRW Kultursekretariats, sondern als Privatperson für das Duisburger Kulturdezernat. Mittlerweile hat eine dortige Redaktionsgruppe die wesentlichen Essentials der einzelnen Arbeitsgruppenergebnisse zu einem Abschlussbericht zusammengefasst.

 Uni-Rektor Prof. Radtke: "Dies ist ein schönes Zeichen für das weitere Zusammenwachsen der beiden Universitätsstandorte".

Uni-Rektor Prof. Radtke: "Dies ist ein schönes Zeichen für das weitere Zusammenwachsen der beiden Universitätsstandorte".

Foto: jochen Tack (UDE)

Darüber, wie über das weitere Vorgehen, sei nun zu sprechen, sagte der Duisburger Kulturbeigeordnete Thomas Krützberg im Gespräch mit dieser Zeitung. "Das ist der derzeitige Diskussionsstand." Weiter betonte er: "Auch wenn in der damaligen Mitteilungsvorlage für den Kulturausschuss noch von einer Beschlussfassung des Kulturentwicklungsplans durch den Rat der Stadt von Ende 2015 die Rede war, dieses Datum konnte und wollte niemand in den Arbeitsgruppen halten - auch ich nicht -, zu groß war die Beteiligung aller gesellschaftlich-relevanten Gruppen an dem Entwicklungsprozess, einschließlich des dazugehörigen Diskussionsbedarfs." Wie schon andernorts, gehe ihm auch hier "Seriosität vor Schnelligkeit". Nichtsdestotrotz wolle er gleich nach der Sommerpause den Diskussionsprozess im Lenkungskreis beenden, um eine entsprechende Ratsvorlage über die zu beteiligenden Ausschüsse an den Rat der Stadt zur Beschlussfassung noch in diesem Jahr auf den Weg zu bringen.

"Aus diesem Grund erarbeiten wir gerade eine sogenannte Managementvorlage, die den derzeitigen Stand der Diskussion wieder- und die Handlungsweise für das weitere Vorgehen vorgibt", führte Krützberg weiter aus. "Dieses Papier soll zudem eine Information für die Öffentlichkeit wie auch für die Stadtspitze sein. So werden die bisher gemachten Erfahrungen mit dem äußerst konstruktiv geführten Dialogprozess aller Beteiligten gewiss in der Forderung münden, einen 'Duisburger Kulturrat' zu gründen", ließ Krützberg durchblicken. "Aber auch ein städtischer 'Kulturkümmerer', nach dem Muster der bereits etablierten 'Bezirkskümmerer', soll manifestiert werden, ebenso wie die Idee eines 'Sponsorenpools' für Duisburger Kulturaktivitäten jenseits städtischer Kulturarbeit."

Dass das Arbeitsklima der bisherigen Gespräche von den "freien" Gruppensprechern ähnlich gesehen wird wie vom Kulturdezernenten, ließen zwei von ihnen die RP auf Anfrage wissen. "Die Atmosphäre in den Arbeitsgruppen war hervorragend", hieß es in der einen Stellungnahme. "In der Lenkungsgruppe ist diese jetzt etwas formaler, was sicherlich auch den Räumlichkeiten im Rathaus geschuldet ist. Leider ist das öffentliche Interesse am Diskurs über den Kulturentwicklungsplan, trotz Facebook und dem eigens dafür geschaffenen Internet-Blog, eher gering."

Die zweite Stellungnahme lobte zwar die Leitsatz-Formulierung von einer "Kultur des Ermöglichens", doch dazu gehöre es auch, "dass Raum für Wildwuchs, Unangepasstes und Alternatives erhalten und geschaffen wird". Dabei ginge es vor allem um Freiräume und selbstverwaltete Kulturorte wie Bauwagenplätze, soziokulturelle Zentren oder autonome Bürgerhäuser. Noch mehr Sorgen bereite aber die steigende Tendenz, Kunst und Kultur fast ausschließlich noch kreativwirtschaftlich einzusortieren und umsatzabhängig als Standortfaktor zu definieren. "Dies ist eine gefährliche Entwicklung, der Einhalt geboten werden muss." Ob diese Befürchtungen einen entkräftenden (schriftlichen) Niederschlag im Duisburger Kulturentwicklungsplan finden, bleibt abzuwarten. Für Krützberg ist das in Arbeit befindliche kulturpolitische Regelwerk jedenfalls Ziel und Chance zugleich, der Kunst und Kultur einen gebührenden Rahmen in der Stadt zu bieten, um Duisburg lebensfähig zu halten und zukunftsfähig zu machen. Von daher decke der neue Kulturentwicklungsplan zugleich den Leitbildbereich "Kultur" der großangelegten Stadtkampagne "Ihre Ideen - unsere Stadt", über den derzeit ebenso stadtweit diskutiert wird, mit ab, so der Kulturdezernent.

(RP)
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