Duisburg Duisburger Senioren machen Politik

Duisburg · Die Belange der Senioren werden häufig von Jüngeren gar nicht wahrgenommen - dabei sind sie oft für alle wichtig.

Die aktuellen Zahlen (Stand 31. Dezember 2015) zum demografischen Wandel zeigen: Das Thema Alter ist in Duisburg von großer Bedeutung. Knapp 42 Prozent der Bürger sind hier älter als 50. Davon sind 26,6 Prozent älter als 60 und 11,1 Prozent sogar älter als 75 Jahre. Umso wichtiger ist es, dass sich auch politisch jemand für die ältere Generation einsetzt. Dafür sind in Duisburg Seniorenbeirat und Seniorenvertretungen der einzelnen Parteien zuständig. "Ein Senior ist nicht aus der Welt und befasst sich auch nicht nur noch mit der Anzahl der Bänke im Stadtpark", sagt Jürgen Holtmann (70), Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Junges Duisburg 40plus. Obwohl es der Parteiname nicht verrät, auch bei diesen jungen Politikern stehen "alte" Themen immer wieder zur Diskussion.

"Wir sind kein Entscheidungsgremium", sagt Marianne Kronwald (SPD), Vorsitzende des Seniorenbeirats. Das würde die 72-jährige Hambornerin gerne ändern, aber auch in seiner Beratungsfunktion, könne der Beirat viel erreichen. Kronwald, die viele Jahre als Bezirksvertreterin und Ratsfrau in der politischen Verantwortung stand, fühlt sich durchaus ernst genommen von der Stadt. "Wir sind schon eine Institution in Duisburg."

Der Seniorenbeirat trifft sich regelmäßig. "Vieles geht zwar über den Rat, doch einiges kann der Seniorenbeirat auch selbst umsetzten - ohne die Zustimmung", sagt Brigitte Parlo, Vorsitzende der Senioren Union, wie Kronwald lange Jahre Ratsfrau und ebenfalls Mitglied im Seniorenbeirat. Zum Beispiel beim Thema öffentliche Verkehrsmittel. "Viele Busfahrer fahren etwa nicht nah genug an die Bordsteinkante - ein Einstieg mit dem Rollator wird dann unmöglich", sagt Parlo. Die Fahrer müssten besser geschult werden. In der nächsten Sitzung am 26. Januar, 15 Uhr, im Rathaus (Saal 100), wird die 70-Jährige dieses Thema zur Diskussion stellen. Häufig werden dafür auch Vertreter der Institutionen in den Seniorenbeirat eingeladen, in diesem Fall wären das zum Beispiel Mitarbeiter der DVG. Viele Themen würden auch jüngere Menschen etwas angehen. "Eine Notfallkarte mit wichtigen Hinweisen für Sanitäter oder Krankenhäuser sollte jeder bei sich tragen", sagt Parlo. So eine Karte hat der Seniorenbeirat erst kürzlich zusammen mit der Sparkasse als Sponsor umgesetzt.

Auch Helmut Aengenheyster (SPD) sieht in der Seniorenarbeit durchaus Berührungen mit Jüngeren. "Themen wie Rente, gehen auch junge Menschen etwas an." Er ist Vorstand der AG 60plus und glaubt: "Mit der Erfahrung der Älteren und dem Elan der Jüngeren können wir vieles bewegen". Aengenheyster ist bereits 80 Jahre alt, doch zur Ruhe setzen möchte er sich nicht. "Ich habe viele Termine, aber meine Arbeit hilft mir gegen das Älterwerden", sagt er. So pflegt er etwa die Homepage des SPD-Ortsvereins Neudorf. "Ich kann nur jedem raten, der älter wird, sich auch mit dem Internet zu beschäftigen. Die Kommunikation geht viel schneller und auch einfacher."

Für Brigitte Parlo, Marianne Kronwald und Jürgen Holtmann kommt Ruhestand ebenfalls vorerst nicht in Frage. Die Arbeit mache einfach zu viel Spaß und sei wichtig. "Man kann sich nicht zur Ruhe setzen, wenn man am eigenen Gemeinwesen interessiert und auch kommunalpolitisch aktiv ist oder war", sagt Holtmann. Er möchte eine Taschengeldbörse im Internet etablieren. Dort sollen Senioren, die Hilfe bei alltäglichen Dingen, wie Einkaufen oder Rasenmähen brauchen, ihre Suchanfrage aufgeben können. Junge Menschen könnten ihnen gegen ein Taschengeld helfen. Aufgrund von mangelndem Personal wurde der Vorschlag jedoch erst einmal abgelehnt. Derzeit wird sowohl von der AG Junges Duisburg 40plus als auch vom Seniorenbeirat geprüft, ob sich die Idee ehrenamtlich aufstellen lässt. "Wir geben nicht auf", sagt Holtmann.

Ein weiteres wichtiges Anliegen für die Senioren-Politiker ist die nun anstehende Reduzierung der Sparkassen-Filialen. Der Seniorenbeirat prüft derzeit die Frage, ob es einen mobilen Bargeldservice für an die Wohnung gefesselte Menschen seitens der Sparkassen geben könnte. "Dieser Wunsch wird aktuell noch diskutiert und hoffentlich auch umgesetzt", sagt Holtmann.

(RP)
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