Zoo Duisburg Pathologische Untersuchung soll Tod des Definbabys klären

Duisburg · Nur eine Woche nach der Geburt ist das Jungtier von "Pepina" überraschend gestorben. Für eine Krankheit gab es laut Zoo keine Anzeichen. Die Mitarbeiter seien schockiert. Tierschützer fordern einen Nachzuchtstopp.

 Das kleine Delfinbaby, hier neben seiner Mama "Pepina", war erst am 17. August zur Welt gekommen.

Das kleine Delfinbaby, hier neben seiner Mama "Pepina", war erst am 17. August zur Welt gekommen.

Foto: Zoo Duisburg

Es sah alles nach einem Glücksfall aus: Bei dem kleinen Delfin, der vor einer Woche im Duisburger Zoo geboren wurde, schien alles zu passen. Atemfrequenz, Milchaufnahme, Antikörperspiegel — "alle Werte waren absolut top", sagt Zoodirektor Achim Winkler. Mehr als drei Kilo hatte das Jungtier innerhalb der Woche zugelegt, auch das ein Indiz für beste Gesundheit. Entsprechend schockiert war die Zoo-Belegschaft über den plötzlichen Tod des Delfins. Am Sonntag war das Tier schnellatmend an die Wasseroberfläche gekommen und unmittelbar danach gestorben. Versuche, das Delfinkalb wiederzubeleben, scheiterten. Eine pathologische Untersuchung soll klären, was zum Tod des Tieres geführt hat.

Für das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) bietet der Fall hinreichenden Anlass, erneut einen Nachzuchtstopp und die Beendigung der "katastrophalen Delfinhaltung" zu fordern. WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller mutmaßt, dass der Lärm einer Ferrari-Show vor dem Delfinarium mit zum Tod des jungen Delfins beigetragen haben könnte. Das grenze an Tierquälerei. Für Zoo-Direktor Winkler sind diese Vorwürfe "vollkommen abwegig". Nicht ein einziger Ferrari sei in der Nähe des Delfinariums gewesen; im übrigen müssten sich die Tiere, wenn sie denn Lärm beeinträchtige, vor allem durch die Autobahn gestört fühlen. "Die Diskussion wird von seiten der Tierschützer sehr schnell unsachlich geführt", sagt Winkler.

Tatsächlich ist die Aufzucht von Delfinen nicht einfach. Jungtiere besitzen kein Immunsystem, schon ein an sich harmloser Virus kann den Tod herbeiführen, etwa ein durch Zoo-Besucher hereingetragener Schnupfen. Vor allem der Nürnberger Zoo musste das leidvoll erfahren. Allein zwischen 2004 und 2007 starben dort sieben junge Delfine. Das Ende Oktober geborene Jungtier "Namu" erfreut sich aber bester Gesundheit. Auch Winkler hoffte in Duisburg mit der Tochter von "Pepina" auf eine Erfolgsgeschichte. Wegen der Anfälligkeit für Krankheiten wurde das Kalb mit der Mutter in Quarantäne gehalten, mit Aufbaupräparaten zugefüttert und rund um die Uhr beobachtet. "Letztendlich muss es sich doch irgendwie einen Virus eingefangen haben", bedauert Winkler.

Auch in der Natur ist die Sterblichkeitsrate junger Delfine hoch. Weil die Tiere keine natürlichen Feinde besitzen, wird die Population über das sich allmählich herausbildende Immunsystem reguliert. "Nur die fittesten und härtesten Kälber überleben", erklärt Winkler. Im Zoo werden die Tiere daher über Wochen in der Quarantäne und damit von Besuchern ferngehalten. Winkler: "Ginge es uns, wie oft vorgeworfen, nur um den Kommerz, müssten wir die jungen Delfine viel schneller präsentieren."

Tierschützern werden die Erklärungen kaum ausreichen. Sie fordern ein Verbot der Delfinhaltung, weil diese ihrer Ansicht nach nicht artgerecht ist. Bis Frühjahr 2016 wollen Tierrechtler einen Bericht zum Tod der Nürnberger Jungtiere vorlegen, basierend auf 22.000 Seiten Aufzeichnungen der Tierärzte und -pfleger. Ersten Ergebnissen zufolge sollen sich die Tiere in Gefangenschaft aggressiv gegeneinander verhalten. Winkler hält diese Aussagen für unqualifiziert. "Aggressionen gegen Jungtiere gibt es nicht", sagt er. Zudem handele es sich bei "Pepina" um eine erfahrene Mutter. Und trotz der Trauer um das Kalb sieht Winkler die Nachzucht nicht grundsätzlich in Frage gestellt. "Wo Leben ist, ist auch Tod."

(RP)
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