Duisburg DVG: Null Toleranz bei Vandalismus

Duisburg · Die Duisburger Verkehrsgesellschaft hat alle ihre Busse und Bahnen mit Videokameras ausgestattet. Die Investition hat sich gelohnt: Die Vandalismusschäden gingen erheblich zurück, führen aber dennoch zu Kosten von 206.000 Euro.

 Mit diesem Equipment kann der Fahrer den Überblick im Bus behalten.

Mit diesem Equipment kann der Fahrer den Überblick im Bus behalten.

Foto: DVG

Die Vandalen sollen, historisch gesehen, gar nicht besonders schlimm gewesen sein; aber die Täter, die am 19. Dezember 2013 im Bahnhof "Waldfriedhof" wie die sprichwörtlichen Vandalen gewütet haben, waren es: In einer einzigen Abendaktion hatten sie 22 Glasscheiben zerstört. Die Glasscherben machten das Betreten des Bahnhofs zu einem Sicherheitsrisiko, weshalb er für einen Tag komplett geschlossen werden musste.

 Aufkleber (rechts) weisen auf die Überwachung in den DVG-Fahrzeugen hin.

Aufkleber (rechts) weisen auf die Überwachung in den DVG-Fahrzeugen hin.

Foto: dvg

Der geschätzte Schaden wurde damals mit 20.000 Euro angegeben. Seit diesem Dezembertag sind solche Vorkommnisse nicht mehr vorgekommen. Bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft vermutet man, dass der konsequente Einsatz von Videoüberwachung zu einem deutlichen Rückgang der sogenannten Vandalismusschäden geführt hat. Die Zahlen sprechen für sich. Im Jahr 2013 summierten sich die Schäden durch absichtliche Zerstörungen auf 350.000 Euro. In dem Jahr zählte man bei der DVG etwa 1000 "Vandalismusvorfälle". Eine Sprecherin der DVG teilte gestern die jüngsten Zahlen mit: Im vergangenen Jahr wurden "nur" rund 500 Vandalismusvorfälle registriert. Der finanzielle Schaden wird mit 206.000 Euro angegeben, wobei die Schäden im Busbereich mit 170.000 Euro erheblich höher sind als bei den Straßenbahnen mit 36.000 Euro.

Typische Vandalismusschäden sind zum Beispiel das Herausreißen von Sitzschalen, Schmierereien und Graffiti sowie das Bewerfen oder gar Einwerfen von Fensterscheiben an Haltestellen oder auch in den Fahrzeugen. So mussten im vergangenen Jahr in Straßenbahnen fünf Scheiben ersetzt werden; in Bussen zwei Scheiben. Dafür werden in den Bussen um so mehr Sitze beschädigt: Im Jahr 2016 mussten 145 Sitze in Bussen erneuert werden. In Straßenbahnen dagegen zwölf. Alles deutet darauf hin, dass die offensichtliche Videoüberwachung eine abschreckende Wirkung hat. Es hat sich wohl in entsprechenden Kreisen herumgesprochen, dass die Täter, wenn sie erwischt werden, für die von ihnen verursachten Schäden aufkommen müssen. Bei jugendlichen Tätern werden die Eltern haftbar gemacht. In jedem Fall wird über die Rechtsabteilung der DVG Anzeige gegen die Täter oder gegen unbekannt bei der Polizei gestellt. Wenn kein Verursacher ermittelt werden kann, bleibt die DVG auf den Kosten sitzen. Grundsätzlich praktiziert die DVG eine ähnliche Null-Toleranz-Strategie wie neuerdings die Behörden in Duisburgs "Problemstadtteilen".

Diese Strategie, keine Verfehlungen ungestraft durchgehen zu lassen, zielt nicht nur auf solche, die Sachen beschädigen, sondern auch auf Randalierer oder Gewalttäter. Vor wenigen Wochen hatten Jugendliche eine Kontrolleurin der DVG aus der Straßenbahn gestoßen (die RP berichtete). Die 49-jährige Frau verletzte sich dabei so erheblich, dass sie ambulant im Krankenhaus behandelt werden musste. Kollegen der Kontrolleurin eilten der Verletzten zur Hilfe und konnten einen erst 13-jährigen Täter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Die Eltern der Jugendlichen, die ermittelt werden konnten, müssen zusammen mit ihren Kindern ein Behördenverfahren durchlaufen. Zugleich macht die DVG von ihrem Recht Gebrauch, ein Beförderungsverbot gegen die Täter auszusprechen.

Die Aufnahmen der Kameras dienen ausschließlich dem Zweck der Beweissicherung im Fall von Gewalt, Zerstörung oder Beschädigung von Fahrzeugeinrichtungen und Diebstahl. Die Kameras speichern die Daten in einer sogenannten Blackbox, einem verschlossenen Aufzeichnungsgerät. Die ältesten Daten werden nach 72 Stunden gelöscht, wenn sie nicht zur Beweissicherung gebraucht werden. Klaus-Peter Wandelenus, Technik-Vorstand der DVG, sagt dazu: "Wir sind uns der Sensibilität, die ein Einsatz von Videokameras mit sich bringt, durchaus bewusst. Um alle datenschutzrelevanten Aspekte zu berücksichtigen, haben wir unser Konzept eng mit dem Datenschutzbeauftragten des TÜV Rheinland abgestimmt."

(pk)
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