Rp-Serie Lebenshilfe Duisburg (iii) Ehrenamt als gesetzlicher Betreuer

Duisburg · Der Betreuungsverein der Lebenshilfe ist der einzig verbliebene in Duisburg. Dabei ist die Aufgabe so wichtig. Um noch mehr Menschen in der Stadt helfen zu können, sucht der Verein händeringend Ehrenamtliche, die ihn unterstützen.

 Anke Jaletzke ist die Leiterin des Betreuungsvereins der Lebenshilfe. Klaus Frochte (r.) und Helmut Vogt sind ehrenamtliche Vorstandsmitglieder.

Anke Jaletzke ist die Leiterin des Betreuungsvereins der Lebenshilfe. Klaus Frochte (r.) und Helmut Vogt sind ehrenamtliche Vorstandsmitglieder.

Foto: christoph Reichwein

Seit anderthalb Jahren gibt es den Betreuungsverein der Lebenshilfe. Er hat vier ehrenamtliche Vorstandsmitglieder; drei Hauptamtliche teilen sich 1,5 Stellen und kümmern sich derzeit um rund 50 Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, für sich zu sorgen oder ihre Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Das können Menschen mit psychischen Problemen sein, aber auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, Ältere mit einer Demenzerkrankung oder Suchtkranke.

"Da wir mittlerweile der einzige Betreuungsverein in Duisburg sind - die Diakonie hat sich Ende des vergangenen Jahres aus dieser Aufgabe zurückgezogen -, kommen immer mehr Menschen zu uns", sagt Michael Reichelt, Geschäftsführer der Lebenshilfe Duisburg. "Bis auf einen kleinen Obolus bekommen wir aber keinerlei finanzielle Hilfe für unsere Arbeit. Deshalb sind wir dringend auf Ehrenamtliche angewiesen."

Gesucht werden vor allem Ehrenamtler, die gegen eine kleine Aufwandsentschädigung für einen Hilfsbedürftigen die gesetzliche Betreuung übernehmen. "Das wird eingerichtet vom Amtsgericht, wenn ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, seine Belange selbstständig zu regeln, wenn er seinen eigenen Willen nicht mehr bestimmen kann und wenn auch aus der Familie niemand da oder in der Lage dazu ist, ihn zu unterstützen", schildert Anke Jaletzke, Leiterin des Betreuungsvereins. Das Amtsgericht legt in diesem Fall fest, dass ein gesetzlicher Betreuer her muss. Und es definiert auch detailliert die Aufgaben, die er zu erfüllen hat.

"Gesetzliche Betreuer handeln immer im Sinne des Betreuten, nach Rücksprache mit ihm, wenn das noch möglich ist, oder mit der Familie oder Freunden", erklärt Jaletzke. Der gesetzliche Betreuer vermittelt beispielsweise Pflegeleistungen oder Hilfen im Haushalt, eine Unterbringung im Pflegeheim, vertritt den Betreuten bei Vermögens-, Vertrags-, Versicherungs-, Wohnungs- oder behördlichen Angelegenheiten, organisiert die medizinische Versorgung und stellt Kontakte zu Gruppen und Angeboten im Umfeld her. Alles muss detailliert schriftlich festgehalten und dem Amtsgericht gegenüber verantwortet werden.

"Das ist viel Bürokratie, viele Formulare müssen ausgefüllt werden", sagt Vorstandsmitglied Helmut Vogt. Ahnung von solchen Dingen sei schon nötig. Und abgesehen vom Fachlichen brauche es natürlich auch ein gewisses Fingerspitzengefühl. "Es ist wichtig, dass der Betreuer ein Vertrauenverhältnis zum Betreuten aufbaut", so Vogt. "Der Betreuer kann fachlich noch so gut sein. Hat er keine soziale Kompetenz, nützt uns das nichts."

Der Betreuungsverein lässt Angehörige, die selbst Hilfe leisten möchten, und seine ehrenamtlichen Betreuer mit diesen Aufgaben keineswegs alleine. "Wir begleiten Angehörige und Ehrenamtliche dabei", versichert Vorstandsmitglied Klaus Frochte. So gibt der Verein Einführungen in das Betreuungsrecht und die damit verbundenen Aufgaben, bietet jederzeit Unterstützung und Beratungsgespräche an sowie Fortbildungen und Seminare zu Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Und er lädt regelmäßig zum Erfahrungsaustausch mit den hauptamtlichen Betreuern ein.

Wem eine rechtliche Betreuung dennoch zu viel Verantwortung ist, der kann sich auch einbringen, indem er Hilfsbedürftigen durch den Alltag hilft, etwa im Haushalt oder bei Einkäufen, oder sie im Pflegeheim besucht, ihnen vorliest oder mit ihnen ins Konzert geht. "Das können wir ja gar nicht leisten mit unserem kleinen Team und unseren finanziellen Möglichkeiten", sagt Jaletzke. "Da wäre es schön, wenn wir auch in diesem Bereich Hilfe von Ehrenamtlichen bekämen."

Sie kann sich auch noch ganz andere Tätigkeitsbereiche vorstellen. "Gerade hat sich zum Beispiel ein älterer Herr gemeldet, der sich in der Schuldnerberatung gut auskennt. Das ist auch ein Thema, das in der Betreuung oft vorkommt", sagt sie. Auch in der Verwaltung bräuchte der Verein dringend Hilfe, etwa bei der Aktenablage oder Dateneingabe. "Für jeden, der Lust hat, uns zu helfen, wird es etwas geben", wirbt Jaletzke.

(RP)
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