Duisburg Eigentumswohnung für 14.600 Euro

Duisburg · In einem der "Weißen Riesen" an der Ottostraße kommen 28 Wohnungen per Zwangsversteigerung unter den Hammer. Die Stadt würde das gesamte Haus gerne sprengen, will um Wohnungen aber nicht mitbieten

 Wohnungsbesitzerin und Verwalterin Beate Schwegmann in ihrem Büro an der Ottostraße 58-64. An den jetzt terminierten Zwangsversteigerungen einiger Wohnungen in dem Haus möchte sie sich mit ihrer Firma beteiligen.

Wohnungsbesitzerin und Verwalterin Beate Schwegmann in ihrem Büro an der Ottostraße 58-64. An den jetzt terminierten Zwangsversteigerungen einiger Wohnungen in dem Haus möchte sie sich mit ihrer Firma beteiligen.

Foto: Pickartz

Wie geht es weiter mit den "Weißen Riesen" in Hochheide? Stand der Dinge: Die Sprengung des ersten Hochhauses Friedrich-Ebert-Straße 10-16 mit 320 Wohnungen wurde kürzlich wegen neuer Asbestfunde auf unbestimmte Zeit verschoben. Offen bleibt auch, wann das zweite städtische Objekt, das Hochhaus Ottostraße 24-30, ebenfalls mit 320 Wohnungen, beseitigt werden soll. Im Falle eines dritten Hochhauses, das angekauft und abgerissen werden soll, geht es momentan auch nicht weiter: Beim "Weißen Riesen" Ottostraße 54-56 mit 160 Wohnungen, der dem Ruhrorter Unternehmer Heinz Fromberger gehört, streiten sich Eigentümer und Stadt um den Verkaufspreis. In einem vierten Hochhaus, Ottostraße 58-64 (320 Wohnungen), gibt es dagegen eine neue Entwicklung.

Im so genannten Schwegmann-Hochhaus sollen in den nächsten Monaten Wohnungen zwangsversteigert werden. Das zuständige Amtsgericht Ruhrort hat dafür 28 Termine angesetzt und öffentlich bekannt gemacht, vom 25. Juli bis zum 29. November. Unter den Hammer kommen dabei Ein- bis Zwei-Raum-Wohnungen mit 14.600 Euro sowie Drei- bis Vier-Raum-Wohnungen mit 18.800 Euro Verkehrswert. Alle Wohnungen sollen bisher einem einzigen Eigentümer gehört haben, der in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist.

Für die Immobilien im Sanierungsgebiet Hochheide gilt ein Vorkaufsrecht für die Stadt Duisburg, nicht aber für die genannten Wohnungen. Hier gilt nur das allgemeine Versteigerungsrecht. Das bestätigt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage der Redaktion: "Ein Vorkaufsrecht zugunsten der Stadt Duisburg ist hier nicht gegeben." Wie wird sich also die Stadt verhalten? Nimmt sie an den Zwangsversteigerungen in den kommenden Monaten teil?

"Nein, die Stadt Duisburg beabsichtigt nicht, sich an der Zwangsversteigerung zu beteiligen", antwortet der Sprecher. Warum nicht? "Aktuell treibt die Verwaltung den Abriss sowie die Gestaltung der Flächen der ersten beiden "Weißen Riesen" mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen voran. Zu einem möglichen Erwerb und Abriss des Objekts Ottostraße 58-64 erarbeitet die Verwaltung aktuell gemeinsam mit dem Sanierungsträger ein Gesamtkonzept zum zukünftigen weiteren Vorgehen."

Klaus Radny, stellvertretender Bürgermeister von Homberg/Ruhrort/Baerl, hält diese Entscheidung für falsch: "Wenn Oberbürgermeister Sören Link es ernst meint mit dem Abriss der Hochhäuser, müsste die Stadt Duisburg diese Wohnungen ersteigern." Beteilige sie sich nicht an den Zwangsversteigerungen, nähme sie sich alle rechtlichen Möglichkeiten für einen späteren Zugriff auf das Schwegmann-Hochhaus Ottostraße 58-64, so Radny. Um diese "weißen Riesen" abreißen zu können, müsse "noch die letzte Wohnung darin erworben werden."

Die Eigentümerstruktur im Hochhaus Ottostraße 58-64 ist komplizierter als im Fall der "weißen Riesen" Friedrich-Ebert-Straße 10-16 und Ottostraße 24-30. Drei Eigentümern gehören 30, 50 und 60 Eigentumswohnungen, so die Wohnungsverwalterin Beate Schwegmann von der Homberger Firma tb data. Schwegmann, die rund 160 der 320 Wohnungen für andere Eigentümer verwaltet, gehören nach eigenen Angaben Eigentumswohnungen in zweistelliger Zahl in dem Haus. Daneben gäbe es auch zahlreiche Eigentümer, denen nur eine einzelne Wohnung gehöre, einige wohnten selbst in dem Haus.

Zwangsversteigerungen sind laut Beate Schwegmann im "Weißen Riesen" Ottostraße 58-64 nicht ungewöhnlich: "Entweder sind die Eigentümer verstorben oder pleite oder eine Zwangsliquidation wurde angeordnet." An den aktuellen Zwangsversteigerungen will sich die Firma von Beate Schwegmann beteiligen.

Jeder Wohnungsverkauf, jeder Kaufvertrag im Sanierungsgebiet müsse der Stadtverwaltung zur Genehmigung vorgelegt werden. Überschreite eine Kaufsumme einen festgelegten Rahmen, könne das Amt einen Kaufvertrag auch ablehnen.

Vor rund zehn Jahren ließ die Eigentümergemeinschaft die Immobilie Ottostraße 58-64 für rund 4,5 Millionen Euro sanieren. Unter anderem wurde der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht...

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort