Duisburg Ein Abend voller Humor und Poesie

Duisburg · Christian Behrens und Thomas Hunsmann von den "Kleinen Welten" und befreundete Musiker waren mit ihrem 13. Bühnenprogramm zu Gast in der voll besetzten Friemersheimer Dorfkirche. Der Abend war ein Erlebnis.

Jedes kleine Eckchen und jede Sitzmöglichkeit wurde am Sonntagabend in der Friemersheimer Dorfkirche genutzt, um die vielen Gäste in die "Kleinen Welten" eintauchen zu lassen. Und diejenigen, die keinen Platz mehr ergattern konnten, blieben eben einfach stehen. Sicher wussten sie genau, dass es sich lohnen würde. Denn das jährliche Benefizkonzert des Künstlerduos Christian Behrens und Thomas Hunsmann ist mittlerweile Tradition geworden.

Der Eintritt samt Wein, Oliven und Käse war frei und Spenden für die Kindernothilfe willkommen. Gemeinsam mit ihren Freunden, der Cellistin Karin Jochums und dem Flötisten Volker Kuinke, präsentierten die beiden ihr 13. Bühnenprogramm "Niederrhein im Dämmerschein – vom Abnehmen der Helligkeit bei zunehmender Dunkelheit". Zu Musik aus der Feder von Hunsmann am Klavier führte Behrens mit Gesang, lyrischen Anekdoten und faszinierenden Bildern aus den kleinen Welten verschiedenster Tiere durch das Jahr.

Seinen Ausgang nahm jedes Kapitel – von Frühling bis Winter – an der großen, einsamen Buche in Moers-Schwafheim. Ein Ort, den Christian Behrens zu allen Tageszeiten besucht, abgelichtet und sich von ihm inspirieren gelassen hatte, wie er erzählte. Von dort aus wanderte er im Traum durch die Jahreszeiten und traf Maikäfer, Rehe, Nachtschwärmer, Wanzen, Gänse und vieles mehr. Sie alle beeindruckten auf der Leinwand in farbenprächtigen und stimmungsvollen Aufnahmen, die viel Geduld erfordert hatten, wie Behrens bemerkte. Mit angenehm warmer Stimme und leidenschaftlichem Ausdruck darin erzählte er zu seinen Bildern wortwitzige, fröhliche und nachdenklich stimmende Geschichten – stets mit lokalem Bezug. Darin wieherten schwarzbraune Pferde, Schafe "määäähten" den Rasen und Storchenmänner warteten treu auf ihre Liebste aus dem warmen Süden. Aber auch der Mond erhielt eine Stimme, die da düster und mahnend fragte: "Nutzt Du den Tag?"

Die eingestreuten Lieder und Melodien der vier Künstler klangen mal fröhlich und animierend, mal schwer und melancholisch, und auch mal donnernd kraftvoll. So beispielweise, als Behrens als Vater Rhein von seiner Macht und Gewalt mit solch lautem Bass sang, dass die Mauern der alten Dorfkirche vibrierten und die Besucher eine Gänsehaut bekamen. Nachdenklich stimmend, aber vor allem anregend sang Behrens gefühlvoll vom Leben, vom Vergehen, von der Liebe und vom Glück. Die Zeilen "Fang Dir Dein Glück und lass es los, denn dann wird es groß" untermalte er mit bunt leuchtenden Bällen, die er jonglierend losließ und immer wieder erneut fing.

Schwer wurde das Programm aber nicht, denn Behrens sorgte mit amüsanten Parodien auf Howard Carpendale (da trug er eine blonde Perücke) und auf Udo Lindenberg (hier mit Hut, Mantel und Sonnenbrille) für viel Heiterkeit. So viel, dass er selbst schon darüber lachen musste: "Ich hab' mich schon den ganzen Abend auf diesen Schwachsinn gefreut", gab er zu. Als aufgekratzter Flachland-Reporter Hilmar von Hönnepel trieb er mit seinen "niederrheinischen Sensationsmeldungen" auch den letzten Gast zu Lachtränen, wenn bei den Gelderner Landfrauen und Weight-Watchern Spurenelemente wieder zu Masseteilchen wurden. Mit der Botschaft als Luftaufnahme "viva brevis – ars longa" (das Leben ist kurz, die Kunst währt lang), und den Worten "Verpasse nicht Dein Lied zu singen bis zu Deinem Abgesang" verließen die vielen Gäste die Kirche – mit der Poesie der "Kleinen Welten" auf besondere Weise und nachwirkend unterhalten.

(amra)
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