Rp-Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Ein Baum als Botschafter aus China

Duisburg · Mitten in Duisburger Parkanlagen, auf dem Kaiserberg und an der Sechs Seen-Platte, stehen imposante Urwelt-Mammutbäume. Diese Solitärbäume sollen mehr als 400 Jahre erreichen.

 Der Urweltmammutbaum im Kantpark. Er gehört zu den wenigen Nadelbäumen, die das Laub im Winter verlieren.

Der Urweltmammutbaum im Kantpark. Er gehört zu den wenigen Nadelbäumen, die das Laub im Winter verlieren.

Foto: Küst

Sie kommen aus China, stammen aus einer Urweltzeit und gehören zu den größten Lebewesen der Erde. Mitten in Duisburger Parkanlagen, auf dem Kaiserberg und an der Sechs Seen-Platte stehen imposante Urwelt-Mammutbäume.

 Der Urweltmammutbaum ist auch als Briefmarkenmotiv in China beliebt. Die einzige in der heutigen Zeit lebende Art wurde zum Botschafter Chinas.

Der Urweltmammutbaum ist auch als Briefmarkenmotiv in China beliebt. Die einzige in der heutigen Zeit lebende Art wurde zum Botschafter Chinas.

Foto: Harald Küst

"Wer Bäume pflanzt, wird den Himmel gewinnen", lautet eine Weisheit des Konfuzius. Das spürt der Besucher des Kant-Parks oder im Botanischen Garten Hamborn, wenn er nach oben blickt. Stattliche dreißig Meter ist er hoch, der Urwelt-Mammutbaum (Chinesisches Rotholz, Wassertanne). Diese Solitärbäume sollen mehr als 400 Jahre erreichen. Die Baumgattung bewohnte bereits die Erde mit den Dinosauriern als es noch keine Menschen gab. Allein dieser Gedanke macht den Naturliebhaber ein wenig nachdenklich und neugierig zugleich: Wie sind diese Exoten nach Duisburg gekommen?

Günter Hollweg, ehemaliger Gartenbaudirektor in Duisburg, beschrieb in den 60er Jahren die spannende Geschichte seiner Mammutbaum-Schützlinge: "Die Metasequoia ist im Jahre 1941 von einem Forstbeamten der staatlichen Universität Nanking in Mittelchina, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Chongqing (Tschungking) in der Volksrepublik China durch Zufall entdeckt worden".

Im Jahr 1943 sammelte Wang einige Proben des Baumes für weitere Untersuchungen, aber den wissenschaftlichen Ruhm ernteten später die beiden chinesischen Wissenschaftler Hu und Cheng. Diese Gattung war zuvor nur durch Fossilienfunde in versteinerter Form bekannt. Bisher glaubte man, dass der Baum vor Millionen von Jahren ausgestorben war, aber das war nicht der Fall. 1944 wurde Metasequoia glyptostroboides als "lebendiges Fossil" von Hsen-Hsu Hu (1894-1968) des Fan Memorial Institute of Biology, Peking, mit Hilfe eines Vergleichs mit versteinerten Fundstücken aus dem Mesozoikum und Tertiär identifiziert.

Der ehemalige Gartenbaudirektor Günter Hollweg: "1946 wurden weitere Expeditionen in das Fundgebiet am Yangste Fluss von dem Botaniker Dr. Wanchun Cheng entsandt. Die Suche war ergiebig. Die gewonnenen Samen wurden an das Arnold-Arboretum in Boston, an botanische Gärten in China, Amerika und Europa abgegeben, wo er sich als sehr keimfähig erwiesen hat ". Die einzige in der heutigen Zeit lebende Art der Gattung Metasequoia glyptostroboides wurde zum Botschafter Chinas und verbreitete sich rasch in die USA und Europa.

Als in den 50er Jahren in Duisburg die Entdeckung der Metasequoia bekannt wurde, gelang es dem Duisburger Grünflächenamt, zehn zweijährige Pflanzen durch die Firma Hesse in Weener an der Ems zu erwerben. Ziel des Ankaufs war es, zu testen , ob die Pflanze in der damals von starker Luftverschmutzung geplagten Industriestadt Duisburg, die schlimmer als heute war, gedeihen würde. Man hoffte, mit der Anpflanzung die Sauerstoffproduktion und Feinstaub-Absorption zu verbessern. Daneben wollte man den an Nadelholz armen Stadtwald durch den Urwelt-Mammutbaum bereichern.

Ein Vorteil der Metasequoia war die vegetative Vermehrung durch Stecklinge. Diese wuchsen schnell und erreichten schon im ersten Jahr bis zu 40 Zentimeter. Die Versuchs-pflanzen der Gartenbauexperten übertrafen alle Erwartungen. Die Metasequoia wachsen seither an verschiedensten Standorten in Duisburg, bestätigt Mareike Süselbeck, Landschaftsarchitektin der Stadt Duisburg.

Exemplare findet man an der Sechs-Seen-Platte, am Dickelsbach (Zum Wambachsee 21), auf dem Kaiserberg am Wasserturm bzw. an den Teichanlagen und im Stadtwald. Als Einzelbaum findet man ihn im Kantpark und im Botanischen Garten Hamborn.

Quelle: Der Urwelt-Mammutbaum, Günter Hollweg, Heimat Jahrbuch 1969.

(RP)
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