Duisburg Ein Berliner ist das "Schwarze Schaf"

Duisburg · Sebastian Nitsch hat den Wettbewerb um die niederrheinische Kabarett-Auszeichnung gewonnen. Bei der Finalrunde im Theater am Marientor zeigte er sich als künstlerischer Wesensverwandter von Hans Dieter Hüsch.

 Sebastian Nitsch mit dem Preis. Er erinnert an Hans Dieter Hüsch, der sich selbst als "Das Schwarze Schaf vom Niederrhein" bezeichnet hatte.

Sebastian Nitsch mit dem Preis. Er erinnert an Hans Dieter Hüsch, der sich selbst als "Das Schwarze Schaf vom Niederrhein" bezeichnet hatte.

Foto: Winterseel

Sebastian Nitsch ist "Das Schwarze Schaf" 2016. Vor rund 1200 Besuchern im damit nicht ganz ausverkauften Theater am Marientor überzeugte er die Finaljury um Schauspielerin und Stand-Up-Comedian Mirja Boes. Zwar stammt Sebastian Nitsch nicht vom Niederrhein, sondern aus Berlin, jedoch beeindruckte er die Jury vor allem, weil er dem Werk von Hanns Dieter Hüsch mit seinem Auftritt am nächsten kam, wie Jury-Mitglied Nikolaus Schneider nach der Veranstaltung im Gespräch mit der Rheinischen Post erklärte.

Insgesamt hatten sich 60 Sprachkünstler mit Videos von ihren Auftritten um den niederrheinischen Kabarett-Preis "Das Schwarze Schaf" beworben, zwölf kamen in die engere Auswahl und durften sich in den Vorrunden dem Publikum stellen. Der Preis wurde erstmals 1999 verliehen. Der damalige Preisträger hieß Matthias Brodowy, er schlüpfte am Samstag in die Rolle des Moderators, wissend, wie man einer Preisverleihung die passende kabarettistische Note verleiht.

Die sechs Finalisten waren Marvin Spencer, Katalyn Bohn, Sebastian Nitsch, Christoph Tiemann, Kai Spitzl und De Frau Kühne, die es als gebürtige Frau vom Niederrhein - aus Xanten-Lüttingen - den Sprung ins Theater am Marientor schaffte. Zuvor hatten sich alle in verschiedenen Veranstaltungen die Gunst des Publikums erspielen müssen, das sie fürs Finale nominierte. Dazu mussten die Kandidaten Kurzausschnitte aus ihren aktuellen Programmen bei insgesamt acht Vorrunden in Moers, Emmerich, Wesel und Krefeld zeigen.

Während sich am Samstag die Jury - Mirja Boes, Hartmut Krause (WDR), Martina Linn-Naumann (Theater "Die Säule"), Nikolaus Schneider (ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins) und Volker Weininger (Preisträger 2014) - zur Beratung zurückzog, durfte das Publikum bei Canapés, einem Gläschen Schampus oder einem Bier selbst darüber fachsimpeln, wer denn wohl den Preis mit nach Hause nehmen und mit dem Schwarzen Schaf im Arm einschlafen wird. Der Satz "Schwere Entscheidung, ich möchte nicht in der Haut der Jury stecken" war nicht selten zu hören.

Volker Weininger überreichte nach langer Beratung der Jury den mit 2000 Euro dotierten dritten Preis an Kai Spitzl: "Die Jury honoriert damit seinen Mut, auch in der besonderen Situation eines Wettbewerbs herrlich absurde Geschichten zu erzählen. Auch honorieren wir damit seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit." Die Begründung der Jury für die Verleihung des zweiten Preises (4000 Euro) an Christoph Tiemann lieferte Nikolaus Schneider: "Uns hat überzeugt, wie er die wichtigen politischen Themen unserer Zeit angesprochen hat, dass er durchaus Biss zeigte und Position bezog — Unterhaltung mit Haltung im besten Sinne."

Mirja Boes adelte den Erstplatzierten Sebastian Nitsch: "Der Preis geht an jemanden, der es schafft, Türen zu öffnen, auch vielleicht mal an Schubladen zu klopfen, um zu sagen: Komm mal 'raus, ich nehme dich mit ganz normalen Alltäglichkeiten mit und rege dich an, mal nachzudenken." Der Preisträger musste dem Publikum dann natürlich noch eine weitere Kostprobe aus seinem Programm zeigen. Und wie einst Hanns Dieter Hüsch begleitete er sich dabei musikalisch mit ein paar Akkorden, allerdings auf einem kleinen Keyboard statt Hüsch'scher Orgel.

Vor der Preisverleihung erinnerte Matthias Brodowy an den "Poeten unter den Kabarettisten" Hanns Dieter Hüsch, dessen Familie sich an diesem Abend ebenfalls im Theater am Marientor unters Publikum gemischt hatte. Dabei waren die Zitate aus der Feder von Hüsch gleichsam Ermutigung und Aufforderung, auch in schwierigen Zeiten die menschliche Orientierung nicht zu verlieren.

(awi)
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