Duisburg Ein Gewinn für die Arbeitswelt

Duisburg · Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung können eine Bereicherung sein. Das betont die Agentur für Arbeit - und ruft Duisburgs Unternehmen dazu auf, ihre Vorbehalte ad acta zu legen und mutiger zu sein.

 Elke Blaj (vorne) und Nils Löw (rechts) beweisen, dass eine Behinderung kein Jobhindernis sein muss. Hier sind sie zu sehen mit Manuela Berghaus (Stegmann) und Ulrich Käser (Agentur für Arbeit).

Elke Blaj (vorne) und Nils Löw (rechts) beweisen, dass eine Behinderung kein Jobhindernis sein muss. Hier sind sie zu sehen mit Manuela Berghaus (Stegmann) und Ulrich Käser (Agentur für Arbeit).

Foto: Christoph reichwein

Menschen mit einer Behinderung haben es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht. Viele Personalchefs zögern, wenn es darum geht, Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung einzustellen. Im Zweifelsfall entscheiden sie sich eher dagegen. Dass die Befürchtungen in den meisten Fällen unbegründet sind und eine Einschränkung die Arbeit nicht behindern muss, ja dass Menschen mit einer Behinderung sogar wichtige Stützen eines Unternehmens sein können, darauf macht die Agentur für Arbeit Duisburg aufmerksam.

Anlässlich der Woche der Menschen mit Behinderungen bat sie gestern zum Pressegespräch. Der Ort dafür, die Firma Stegmann Personaldienstleistung an der Königstraße, war mit Bedacht gewählt, denn das Unternehmen geht mit gutem Beispiel voran: Es ist das einzige Unternehmen bundesweit in dieser Branche, das die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Fünf-Prozent-Schwerbehindertenquote erfüllt. Dafür hat es in diesem Jahr den Inklusionspreis erhalten (siehe Kasten rechts).

Laut Ulrich Käser, Chef der Duisburger Arbeitsagentur, gibt es in Duisburg mehr als 2200 schwerbehinderte arbeitslos gemeldete Menschen. "Es gibt eben immer noch viele Vorbehalte." Dem müsse man entgegenwirken. "Wir sind nicht nur gesellschaftlich dazu verpflichtet", sagte er, sondern auch "aus betriebswirtschaftlicher Sicht" sei dies wichtig. "Menschen mit Einschränkungen können auf dem Arbeitsmarkt sehr wohl als vollwertige, produktive Fachkräfte arbeiten", so Käser. Das müsse man den Unternehmen klarmachen. Man müsse ihnen aufzeigen, dass man durch die Einstellung von Menschen mit einer Behinderung letztendlich auch den Fachkräftebedarf bedienen könne. 38 Prozent der Duisburger Betriebe erfüllten die Schwerbehindertenquote nicht, so Käser. "Das ist etwas, woran wir arbeiten müssen. Wir wollen mit dem heutigen Beispiel zeigen, dass es sehr wohl funktioniert, wenn man Menschen mit Behinderungen eine Chance gibt."

Die zwei Beispiele, auf die er anspielte, waren gestern auch vor Ort: Elke Blaj und Nils Löw. Sie sind schwerbehindert und haben dennoch bei der Firma Stegmann Personaldienstleistung einen Arbeitsplatz erhalten und sich als vollwertige Arbeitskräfte bewiesen - die eine intern, der andere extern.

Elke Blaj ist bei Stegmann in Duisburg in der Sachbearbeitung tätig. "Auch wenn sie einen Grad der Behinderung von 70 hat und schon über 50 ist, hindert sie dies nicht daran, jeden Tag bei uns die volle Arbeitsleistung zu bringen. Sie hat sich sehr gut integriert, passt unglaublich gut hier rein, macht einen tollen Job", sagte Niederlassungsleiterin Manuela Berghaus über ihre Mitarbeiterin. Gleiches gilt für Nils Löw, der einen Grad der Behinderung von 80 hat, was ihn aber nicht daran hindert, täglich gut und engagiert zu arbeiten - so gut, dass er zum Jahresbeginn als Chemielaborant bei der Thyssen-Tochter Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern (KBS) fest übernommen wird.

Dr. Klaus Enders, Projektleiter der Firma Stegmann Personaldienstleistung, betonte: "Es gibt bei den Schwerbehinderten ungehobene Schätze, richtig gute Leute. Es ist vor allem auch angesichts der Personalnot, die auch eine Zeitarbeitsfirma mittlerweile hat, nicht mehr akzeptabel, dass wir diese qualifizierten Leute nicht beschäftigen."

Für Arbeitsagenturchef Ulrich Käser zeigen diese Beispiele: "Eine Schwerbehinderung muss nicht zwangsweise am konkreten Arbeitsplatz eine Einschränkung der Arbeitsleistung bedeuten. Der Personaldienstleister Stegmann zeigt mir sehr deutlich, dass mehr Inklusion möglich ist und wir von allen Unternehmen hier mehr erwarten können."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort