Duisburg Ein wahres Orchesterfest

Duisburg · Giordano Bellincampi verabschiedete sich mit dem umwerfenden jüngsten, zwölften und für diese Saison letzten Philharmonischen Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle als Duisburgs Generalmusikdirektor.

 Giordano Belllincampi verabschiedete sich mit einem wahren Orchesterfest.

Giordano Belllincampi verabschiedete sich mit einem wahren Orchesterfest.

Foto: Andreas Köhring

Die bekannteste Werkgruppe von Ottorino Respighi (1879-1936) ist die "Römische Trilogie" aus den drei sinfonischen Dichtungen "Die Brunnen von Rom" ("Fontane di Roma", 1913-16), "Die Pinien von Rom" ("Pini di Roma", 1923/24) und "Römische Feste" ("Feste di Roma", 1927/28). Das ist nicht unbedingt als Zyklus gedacht, aber die seltene Gelegenheit ist erfreulich, wenn alle drei in einem Konzert gespielt werden, so wie jetzt zum Abschied des gebürtigen Römers Giordano Bellincampi als Duisburgs Generalmusikdirektor.

Diese Musik ist teils sehr feinsinnig, teils fast grobschlächtig. Getadelt wurden zeitweise zwei Aspekte der "Pinien", nämlich die überraschende Tonbandeinspielung einer Nachtigall als "geschmacklose Entgleisung" und der Marsch des antiken römischen Heeres als Bild für den Zug der Faschisten von Benito Mussolini. Bei den Gladiatorenkämpfen, welche die "Feste" eröffnen, meint man manchmal, gleich müsste Peter Ustinov als Hollywood-Kaiser Nero um die Ecke kommen.

Bellincampi flocht im Philharmonischen Konzert persönliche Erinnerungen ein, so ist die von Respighi in seinen "Pinien" beschworene Villa Borghese 200 Meter von jener Schule entfernt, die der spätere Dirigent bis zu seinem zehnten Lebensjahr besuchte, und zum Fest der Epiphanias-Hexe Befana bekamen die Kinder in Italien früher ihre Geschenke, nicht zu Weihnachten, daran kann sich auch der 1965 geborene Bellincampi noch erinnern. Vor die "Feste" war hier noch ein anderes, fast ähnliches Werk gesetzt, nämlich jene "Escales" ("Anlegeplätze"), die Jacques Ibert (1890-1962) von 1920 bis 1922 in eben jener Villa Medici, der französischen Künstler-Residenz in Rom komponierte, die Respighi in seinen "Brunnen" in der Abenddämmerung beleuchtete. Das sind bei Ibert drei Sätze, ein "italienischer" (ausgehend von Rom), ein "nordafrikanischer" und ein "spanischer".

Das sind farbenreiche Kompositionen, mit denen ein großes Orchester (bis zu zehn Schlagzeuger sowie Sonderinstrumente wie Mandoline und Orgel, außerdem zusätzliche Blechbläser) und auch ein Dirigent zeigen können, was sie drauf haben.

Das wurde dann auch hier zu einem wahren Orchesterfest, bei dem die Duisburger Philharmoniker sich selbst übertrafen - mit Feinzeichnung und Klangballung. Stilles hatte eine unglaubliche Ruhe, ohne auf der Stelle zu treten, Kraftvolles hatte eine faszinierende Energie, ohne zu dröhnen. Die Freude der Orchestermusiker an den ausgefeilten Klängen war geradezu mit Händen zu greifen. Es war eine geschlossene Ensembleleistung, dennoch müssen einige besonders zauberhafte Solopassagen erwähnt werden, nämlich von Stephan Dreizehnter (Flöte), Imke Alers (Oboe), Dalia El Guindi (Englischhorn), Christoph Schneider (Klarinette) und nicht zuletzt Magdalena Ernst (Horn).

Kulturdezernent Thomas Krützberg erntete viel Beifall, als er in seinem Grußwort sagte, Bellincampi habe das Musikleben unserer Stadt in seinen fünf Jahren als Generalmusikdirektor entscheidend beeinflusst und sei hier jederzeit als Gast willkommen. Im Konzert am Donnerstag trug sich Bellincampi dann in das Goldene Buch der Stadt Duisburg ein und erhielt die Mercatorplakette, hernach wurde im Foyer noch gefeiert.

Das erste Philharmonische Konzert der neuen Saison 2017/18 am 20. und 21. September, jeweils um 20 Uhr, bestreiten drei Niederländer: Erik Bosgraaf ist der Solist im Konzert für Blockflöte und Orchester von dem 1959 geborenen Willem Jeths, die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Anthony Hermus außerdem die Sinfonie Nr. 5 cis-Moll von Gustav Mahler.

Einzelkarten gibt es ab dem 10. Juli, am einfachsten unter der Telefon-Nummer 0203 283 62 100 an der Kasse des Stadttheaters.

(hod)
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