Rp-Serie Lebenshilfe Duisburg (ii) "Eine absolute Bereicherung"

Duisburg · Die Lebenshilfe Duisburg bietet viele Freizeitaktivitäten für Behinderte und Nichtbehinderte an, etwa Schwimmkurse, eine Theater-AG oder einen Offenen Treff. Drei Ehrenamtler erzählen von ihrer erfüllenden Arbeit.

 Nadine Granderath (vorne links) mit ihrer Schwimmgruppe im Schwimmbad Neudorf an der Memelstraße.

Nadine Granderath (vorne links) mit ihrer Schwimmgruppe im Schwimmbad Neudorf an der Memelstraße.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wenn Nadine Granderath in die vielen strahlenden Gesichter blickt, weiß sie, warum sie sich für das Ehrenamt bei der Lebenshilfe entschieden hat. "Es ist einfach toll zu sehen, wie viel Spaß die Kinder und jungen Menschen haben und wie sie im Wasser über sich hinauswachsen", sagt sie. Die 28-Jährige, die bei der Stadtverwaltung arbeitet, betreut seit knapp sechs Jahren mit vier anderen Kollegen Schwimmgruppen. Derzeit treffen sie sich jeden Dienstagnachmittag im Neudorfer Hallenbad an der Memelstraße - sowohl Kinder als auch Erwachsene.

Schnell umziehen, und schon geht es ins Wasser. Vor allem die Jüngeren können es kaum erwarten, planschen übermütig herum, so dass die Betreuer alle Mühe haben, sie zu bändigen und für ein Ballspiel oder etwas Wassergymnastik zu gewinnen. Richtig geschwommen wird natürlich auch, schließlich wollen so viele wie möglich am Ende des Kurses ihr Seepferdchen in der Tasche haben. "Es macht ihnen einfach eine riesen Freude", sagt Nadine Granderath. Dies sei schön mit anzusehen. "Und ich lerne hier auch viel über das menschliche Miteinander. Das ist eine absolute Bereicherung."

Die 28-Jährige kam damals über eine Freundin zur Lebenshilfe. "Ich schwimme seit dem vierten Lebensjahr, habe auch schon an Meisterschaften teilgenommen und das entsprechende Abzeichen, um überhaupt Kurse wie diese geben zu können", erklärt sie. Damals sei bei der Lebenshilfe gerade eine Schwimmgruppe eingerichtet worden. "Das passte perfekt." Granderath empfiehlt jedem, bei Interesse einfach auf die Lebenshilfe zuzugehen, vielleicht einen Tag zu hospitieren. "Es gibt so viele Möglichkeiten, wo man sich einbringen kann."

In einem ganz anderen Bereich ist Martina Linne tätig: Die Mutter von drei Kindern unterstützt seit mehr als sechs Jahren die Theater-AG der Lebenshilfe. Damals kam ihr behinderter Sohn in die AG. Erst war Linne nur begleitend als Mutter dabei. "Aber ich bin schnell hineingewachsen in die Gruppe, weil sie mich faszinierte", erzählt sie. Heute nimmt die 53-Jährige an jeder Sitzung teil, hilft bei der Konzeption mit, steht bei Aufführungen hinter der Bühne, schickt die Schauspieler raus. "Mir ist diese ehrenamtliche Arbeit sehr wichtig geworden", sagt Linne. "Man lernt ganz viel über sich selbst, seinen eigenen Sohn und auch über das Miteinander in einer Gruppe." Ähnliche Gefühle schildert Thomas Berndt. Der 46-Jährige ist Auditor im Qualitätswesen bei Siemens und seit vier Jahren ehrenamtlich für die Lebenshilfe tätig. "Meine Motivation damals war, der Gesellschaft etwas zurückzugeben", sagt er. "Mir selbst geht es gut. Deshalb will ich mich für die einsetzen, die nicht so viel Glück haben." Fast jeden Freitagnachmittag geht er zum Offenen Treff im Grammatikoff am Dellplatz. Drei bis vier Betreuer treffen sich dort mit rund 15 Menschen zwischen 22 und 60 Jahren mit geistiger Behinderung und oft auch körperlichen Einschränkungen. Sie trinken Kaffee, essen Kuchen, spielen Spiele, unterhalten sich über Fußball, die Arbeit, Urlaube, unternehmen manchmal sogar Ausflüge. "Das macht viel Spaß. Und es gibt mir unheimlich viel. Die Leute umarmen einen, sind sehr herzlich, so warm. Sie freuen sich riesig, mich wiederzusehen, wenn ich mal einen Freitag berufsbedingt nicht da war", sagt Berndt. Er schätzt es, dass die Menschen so "unverfälscht, authentisch und ehrlich" sind. "Sie geben einem sehr viel zurück."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort