Innenansichten Das Bethesda Krankenhaus Eine Abteilung nur für Frauen

Duisburg · Im Gynäkologischen Krebszentrum werden nicht nur Patientinnen mit bösartigen Tumoren behandelt. Die Fakultät hilft zum Beispiel auch Frauen mit Endometriose. Beste Heilungschancen ergeben sich durch Früherkennung.

 Während früher oft ein großer Leibschnitt erforderlich war, erfolgen die meisten Operationen dieser Art am Bethesda heute minimal-invasiv, das heißt durch drei bis vier sogenannte "Schlüssellöcher".

Während früher oft ein großer Leibschnitt erforderlich war, erfolgen die meisten Operationen dieser Art am Bethesda heute minimal-invasiv, das heißt durch drei bis vier sogenannte "Schlüssellöcher".

Foto: Bethesda

Die gynäkologischen Krebserkrankungen haben mit mehr als 25 000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland eine hohe Bedeutung. Betroffen sind auch junge Patientinnen und Frauen mittleren Alters. Beste Heilungschancen ergeben sich durch Früherkennung und eine an aktuellen Leitlinien orientierte Therapie. Das zertifizierte Gynäkologische Krebszentrum am Bethesda Krankenhaus ist das einzige seiner Art in Duisburg. Damit sich eine Klinik "Zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum" nennen darf, müssen bestimmte Standards eingehalten werden, wie der interdisziplinäre Austausch und modernste Operationsverfahren.

Nicht jede Patientin, die in der Gynäkologischen Klinik des Bethesda behandelt wird, ist Krebs-Patientin: "Mindestens die Hälfte aller Fälle, die wir hier behandeln, sind gutartig", sagt Chefarzt Professor inv. Dr. med. Hans-Joachim Muhs. Dazu zählen auch Sterilitäts-, Abort- und Eierstockprobleme. "Insbesondere junge Frauen haben häufig starke Unterleibsschmerzen, die primär nicht erklärt werden können. Meistens sind diese bedingt durch Endometriose", erläutert er. Diese lange Zeit unterschätzte Krankheit sei nicht durch Röntgen oder Ultraschall diagnostizierbar, sondern durch Erfragen. "Wenn der Verdacht besteht, wird per minimal-invasiver Bauchspiegelung die Diagnose gesichert. Die Behandlung erfolgt dann per Lasertherapie", so der Professor. Wenn die Krankheit nicht frühzeitig entdeckt und behandelt würde, sei das Resultat häufig ungewollte Kinderlosigkeit. "Rund elf Prozent der Frauen in Deutschland sind von Endometriose betroffen. Rund die Hälfte davon noch unentdeckt."

Ein ganz anderes Problem macht besonders älteren Frauen zu schaffen, die Kinder geboren haben: ein zu schwacher Beckenboden, der Harn-Inkontinenz und in vielen Fällen auch Stuhl-Inkontinenz zur Folge hat. "Früher ist über solche Themen nicht gesprochen worden. Die modernen Frauen heute kommen zu uns und lassen sich helfen. Es gibt inzwischen sehr gute therapeutische Möglichkeiten" sagt Professor Muhs. "Ziel ist es, dass die Frauen wieder selbstbestimmt ihren Tag durchleben können, sich gut fühlen und keine dicken Binden mehr tragen müssen." Darüber hinaus sei Inkontinenz bei Frauen ein häufiger Grund, warum sie ins Altersheim kämen: "Um Harn-Inkontinenz zu vermeiden, trinken diese Frauen weniger. Durch den Flüssigkeitsmangel wird das Blut zu dick, was wiederum Auslöser für einen Schlaganfall sein kann. Das Ende vom Lied ist, dass sie dann im Altersheim landen. Aber das muss nicht sein, da kann man heute viel machen", mahnt er. Das Beckenbodenzentrum ist ein fester Pfeiler im Bethesda Krankenhaus.

Chefarzt Professor inv. Dr. med. Hans-Joachim Muhs.

Chefarzt Professor inv. Dr. med. Hans-Joachim Muhs.

Foto: Bethesda

Ein weiterer Schwerpunkt der Frauenklinik ist die operative Behandlung der Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Betroffen sein können zum Beispiel der Gebärmutterhals, die Gebärmutter selbst, Eierstöcke, Eileiter oder auch der äußere Genitalbereich. Einer möglichst kompletten operativen Tumorentfernung kommt gerade bei den Krebserkrankungen der Gebärmutter und der Eierstöcke zentrale Bedeutung zu. Meist sind hierfür umfangreiche operative Eingriffe erforderlich, die gegebenenfalls interdisziplinär in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und anderen Kooperationspartnern durchgeführt werden. Während früher oft ein großer Leibschnitt erforderlich war, erfolgen die meisten Operationen dieser Art am Bethesda heute minimal-invasiv, das heißt durch drei bis vier sogenannte "Schlüssellöcher". "Das bietet den Vorteil einer geringeren Narbenbildung, die Verweildauer im Krankenhaus ist geringer, und es werden kaum noch Bluttransfusionen benötigt", erläutert Professor Muhs. Darüber hinaus beheimatet das Bethesda die größte nichtuniversitäre Pathologie Nordrhein-Westfalens. "Noch während der Operation wird dort die entnommene Probe gecheckt, und wir können den betroffenen Lymphknoten gegebenenfalls sofort entfernen."

Die individuell notwendigen Behandlungsschritte werden in regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenzen abgestimmt, an denen zwölf verschiedene Fachgebiete beteiligt sind, wie zum Beispiel Psychoonkologie, Strahlentherapie, Chirurgie und Urologie. "Sie alle geben ihre Einschätzung zum jeweiligen Fall, um für jede Patientin das beste Ergebnis zu erzielen", so der Chefarzt. Da auch bei diesen Tumorarten häufig noch zusätzliche Behandlungsmethoden wie Chemo- und Strahlentherapie erforderlich sind, erfolgt eine fachübergreifende Betreuung der Patientinnen durch Frauenärzte, Strahlentherapeuten und Internisten. Durch ein Team von Spezialisten kann das Gynäkologische Krebszentrum des Bethesda seinen Patientinnen eine umfassende Behandlung anbieten, angefangen bei der Diagnoseerstellung bis hin zur Therapie und Nachsorge.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort