Duisburg Eine besondere Taufe in der Osternacht

Duisburg · Der 24-jährige Rudolf Richter lässt sich in der Osternacht in der Kirche St. Johannes in Homberg taufen. Erwachsenentaufen wie diese kommen heutzutage nicht mehr sehr häufig vor.

 Täufling Rudolf Richter (l.) mit Taufkerze und Diakon Stefan Ricken vor dem Taufbecken der Kirche St. Johannes, wo Richter am Karsamstag getauft wird.

Täufling Rudolf Richter (l.) mit Taufkerze und Diakon Stefan Ricken vor dem Taufbecken der Kirche St. Johannes, wo Richter am Karsamstag getauft wird.

Foto: Christoph Reichwein.

Am Karsamstag um 21 Uhr ist es für Rudolf Richter soweit: Dann lässt sich der 24-jährige Homberger in der katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist taufen. Im Rahmen eines Gottesdienstes zur Osternachtfeier, den Pfarrer Ludger Funke halten wird, steht für ihn seine Taufe, Firmung und Erstkommunion an. Anschließend lassen er und die anwesenden Gemeindemitglieder und Gäste die Nacht bei Wein, Brot und Eiern in Vorfreude auf das Osterfest im gegenüberliegenden Pfarrheim ausklingen.

Erwachsenentaufen, oder genauer formuliert Glaubenstaufen beziehungsweise Gläubigentaufen, seien im Christentum nach dem Neuen Testament eigentlich die Regel. Die Taufe von Säuglingen und Kindern sei rückblickend betrachtet eher die Ausnahme. Heute sei das umgekehrt, weiß Diakon Stefan Ricken von der Johannes-Gemeinde zu berichten. Ihn nämlich hatte Richter seinerzeit eine E-Mail geschrieben und nach seiner Taufe in der Homberger Kirche gefragt. Das ließ sich der seit 2010 in der Gemeinde als Ständiger Diakon arbeitende Ricken nicht zweimal fragen und antwortete Richter prompt.

Während der vorösterlichen Fastenzeit haben sich beide nun auf die bevorstehende Feierlichkeit am Karsamstag vorbereitet. Für Richter sei seine Taufe eine Möglichkeit, "noch näher an Gott heranzurücken", wie er sagt. Der Tod seines Vaters im Jahre 2012, aber auch die fortwährende öffentliche Debatte um die "richtige" Religion, habe bei ihm den Ausschlag gegeben, sich jetzt für den katholischen Glauben zu entscheiden. "Heute heißt es oftmals, wenn es um Gewissensentscheidungen geht: entweder Atheist oder Moslem", kritisiert Richter. "Das ist nicht meine Alternative. Da möchte ich ein anderes Zeichen setzen." Außerdem habe ihn die intensive Beschäftigung mit der Bergpredigt von Jesus tief beeindruckt. "Die Bergpredigt ist für mich der Schlüssel zum Glauben", sagt Richter.

Schon während seiner Schulzeit auf dem Franz-Haniel-Gymnasium nahm er am dortigen Religionsunterricht teil, obwohl er es eigentlich nicht hätte machen müssen. Doch im Rückblick darauf wäre er, wie er sagt, beim katholischen Unterricht wohl besser aufgehoben gewesen, als beim evangelischen. Denn dieser hätte ihn wegen der stärkeren sozialwissenschaftlichen Ausrichtung wahrscheinlich mehr interessiert.

Nach dem Abitur studierte er zunächst Japanische Geschichte in Bochum. Währenddessen beschäftigte er sich besonders ausgiebig mit der Christenverfolgung im Japan des 16. und 17. Jahrhunderts. Das sei wohl mit ausschlaggebend für ihn gewesen, sagt er, einen Studienwechsel nach Essen vorzunehmen, wo er nunmehr Religionspädagogik und Philosophie auf Lehramt studiert, mit dem Ziel, später als katholischer Religionslehrer zu arbeiten.

Darüber hinaus habe er im Rahmen seines jetzigen Studiums auch das Fach "Vergleichende Religionswissenschaften" belegt, das ihm die Beschäftigung mit anderen Religionen beschert. Besonders beim Studium des Korans im Vergleich zur Bergpredigt sei ihm deutlich geworden, das seine Glaubensheimat nur das Christentum sein kann. "Vor allem die Salafisten", sagt er, "haben ein verklärtes Weltbild", das er nicht teile und auch vehement kritisiere. Er setze dabei aber stets auf den Diskurs, den Dialog und die Mission.

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