Duisburg Eine laute und heiße Nacht

Duisburg · Heiß: Die "lange Nacht der Industriekultur" auf der Schrottinsel im Duisburger Hafen bei der Firma TSR und anderswo.

 Im HKM-Hafen (von links): Ramona und Manuel Pollak sowie Uwe Wavümer.

Im HKM-Hafen (von links): Ramona und Manuel Pollak sowie Uwe Wavümer.

Foto: Alfons Winterseel

Uwe Waßmer lebt in Süddeutschland in der Nähe von Baden-Baden. Zurzeit macht er Urlaub bei seinem Cousin Manuel Pollak und dessen Frau Ramona in Duisburg. Der 39-jährige Ingenieur für Stahlbau hat schon einiges an Industriebetrieben kennengelernt. Doch was seine Gastgeber für seinen Kurzurlaub in Duisburg geplant hatten, war das Sahne-Häubchen: Sie hatten sich drei Plätze für die "Lange Nacht der Industrie" gesichert.

Und es wurde eine "heiße Nacht", in der man es ganz schön "krachen" ließ: Den Krach erlebten sie auf der Schrottinsel im Duisburger Hafen bei der Firma TSR, und ganz schön heiß wurde ihnen wie allen anderen Teilnehmern bei der anschließenden Besichtigung der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann. Bei Einbruch der Dunkelheit setzen sich die Busse am Startort MSV-Arena in Bewegung. Bei der Recycling-Firma TSR erfahren die staunenden Teilnehmer wenig später, wie heute aus Schrott Geld gemacht werden kann. "130 Mitarbeiter arbeiten hier in drei Schichten", erklärt ihnen der Niederlassungsleiter Ralf Byk. Rund um die Uhr arbeiten zwei Schredderanlagen, die von bis zu 4000 PS-starken Motoren angetrieben werden, Bagger und Kräne, die Material sortieren, eben jene Schredder befüllen oder zu großes Rohmaterial - wie zum Beispiel Teile eines Eisenbahnwaggons - erst einmal zum Brennplatz transportieren, wo zwei Mitarbeiter es im Dauerbetrieb mittels Schneidbrennern in passende Häppchen zerteilen. "Im Durchschnitt verarbeiten wir hier rund 30.000 Tonnen Schrott in einem Monat", schildert Ralf Byk das Tagesgeschäft, bevor er seine Gäste auf die Besichtigungstour schickt.

Und während der Balance-Kran tonnenweise Stahlschrott mit einem ohrenbetäubenden Lärm für den Laien scheinbar sinnlos von A nach B transportiert, erläutert Andreas Kobrow, dass niemand sein altes Schrottauto oder seine kaputte Waschmaschine einfach so hier abgeben kann: "Die müssen zuvor schon fachgerecht auseinander genommen worden sein." Sonst sorgt ein vielleicht noch gefüllter Tank oder ein Airbag für unliebsame Überraschungen. Mit vielen neuen Informationen zum Thema Recycling, Investitionen in den Umweltschutz und geplante Investitionen auf der Schrottinsel verlassen die Teilnehmer tief beeindruckt das Hafengelände, um noch mehr beeindruckt nach weiteren zwei Stunden die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann im Duisburger Süden zu verlassen. Dort hieß es aber zunächst - wie schon bei TSR - "Helm und Warnjacke an", dazu noch Empfänger in die Tasche und Kopfhörer ans Ohr: Denn ohne dies wäre eine Verständigung im Stahlwerk zwischen Führer Claus-Dieter Clasen und seiner Gruppe zwischen Konverter und Kokillen kaum möglich. Wer das letzte Kapitel des Films "Herr der Ringe" gesehen hat, fühlt sich wenig später beinahe zwangsläufig an die Szene im Vulkanberg erinnert, als der Abstich erfolgt und allen trotz der schützenden Fenster die Hitze ins Gesicht schlägt.

Hier sehen die Teilnehmer auch, wie der Schrott, der zuvor bei TSR oder von anderen Firmen aufbereitet wurde, in den Konverter gekippt wird und in kurzer Zeit verschmilzt. Wo mit wieder ohrenbetäubenden Lärm die Sauerstoff-Lanze in den Konverter fährt, um innerhalb von 20 Minuten aus Eisen Stahl zu erzeugen. Und sie erfahren, warum der hier produzierte Stahl so teuer, aber auch so gut ist.

Nicht nur für Uwe Waßmer bot die "Lange Nacht der Industrie" einen unvergesslichen Eindruck, den er mit nach Hause nimmt.

(RP)
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