Duisburg Eine Münchnerin mit Herz in Duisburg

Duisburg · Katrin Weidemann ist für die Arbeit aus ihrer Heimat nach Duisburg gekommen. Sie leitet die Kindernothilfe. Erfahrungen, die sie besonders für den Job qualifizieren, hat sie schon viele gesammelt - und zwar überall auf der Welt.

 Katrin Weidemann, Vorsitzende der Kindernothilfe mit Sitz in Buchholz, engagiert sich schon seit vielen Jahren für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten.

Katrin Weidemann, Vorsitzende der Kindernothilfe mit Sitz in Buchholz, engagiert sich schon seit vielen Jahren für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten.

Foto: Kindernothilfe

In Buchholz sitzt ein Unternehmen, mit dem die Stadt ohne auch nur den geringsten Zweifel positive Imagewerbung machen kann. Denn Jahr für Jahr wird ihm attestiert, dass es verantwortungsvoll mit den zur Verfügung stehenden Geldern wirtschaftet und überall in der Welt Gutes tut. Die Rede ist von der Kindernothilfe am Sittardsberg.

1959 in Buchholz aus der Initiative von engagierten Christen entstanden, ist aus dem einstigen Verein mit Kinderzimmer-Büro längst ein Unternehmen mit eigener Zentrale an der Düsseldorfer Landstraße geworden, das mit wirtschaftlichem Denken und christlicher Grundeinstellung höchst professionell gelenkt wird. Nie gab es üble Spendenskandale, nie auch nur den Hauch eines Zweifels, dass die Gelder dafür verwendet werden, wofür ihre Spender sie überwiesen haben.

Seit zwei Jahren sitzt Katrin Weidemann an der Spitze, eine Münchnerin, die die Arbeit ins Ruhrgebiet gelockt hat. Sie dürfte eine der wenigen, wenn nicht gar die einzige in unserer Stadt ein, die fließend Kiswahili, die Landessprache Tansanias spricht - was übrigens keine Voraussetzung für das Führungsamt war. Überzeugt hat sie vielmehr mit ihrem Lebenslauf: In Tansania arbeitete die heute 53-jährige Pfarrerin für ein bayerisches Missionswerk als Leiterin einer Schule - der "Evangelical Lutheran Church". Wie wichtig es ist, benachteiligten Kindern eine Chance für ein menschenwürdiges Leben zu geben, wie sehr Frauen außerhalb von Europa benachteiligt sind, welche Formen Elend haben kann - alles das hat sie in fünf Jahren Afrika hautnah erlebt. Unter dem Eindruck der Katastrophe im österreichischen Kaprun, als mehr als 100 Menschen bei einem Seilbahnunglück ums Leben kamen, baute sie in ihrer Heimatregion einen seelsorgerischen Notfalldienst auf. Auch die dort gesammelten Erfahrungen mit trauernden und/oder traumatisierten Menschen kommen ihr heute als Kindernothilfe-Chefin zugute. Denn auch wenn die Kindernothilfe ein Wirtschaftsunternehmen ist, so doch eines, bei dem Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und soziales Handeln die Richtschnur sind. Für die Mutter von zwei Töchtern ist das kein Widerspruch. Mit hörbarer Zufriedenheit erzählt sie, dass die Erträge der Kindernothilfe (auch) in 2015 gesteigert werden konnten, die laufenden Kosten weiter gesenkt wurden und den Spendern ein konsolidierter Haushalt präsentiert werden konnte. Und mit der gleichen Zufriedenheit - vielleicht aber ein kleines bisschen leidenschaftlicher - berichtet sie von Projekten, mit deren Hilfe Kinder von der Straße geholt und Mädchen vor Prostitution geschützt werden. Oder sie schildert Fälle, in denen Waisenkinder ein Dach überm Kopf bekamen, zur Schule gehen konnten und heute als Erwachsene erfolgreich im Berufsleben stehen.

Die Kindernothilfe arbeitet in den Einsatzgebieten stets mit örtlichen Partnern zusammen. Vom Wissen und Können der Duisburger Institution profitieren inzwischen aber auch hiesige Organisationen. Gerade erst hat die Kindernothilfe Mitarbeiter vom DRK geschult, die in der Flüchtlingsarbeit mit Kindern eingesetzt werden. Denn wie man mit traumatisierten und misshandelten Kindern umgeht, wie man Frauen, die auf der Flucht alles verloren haben, wieder Hoffnung geben kann, wie man Familien hilft, die hier einen Neuanfang wagen, weil sie in ihrem Heimatland ausgebombt wurden - wer sollte das besser wissen als die Kindernothilfe...

(RP)
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