Zelte für Asylbewerber in Duisburg Eine Notunterkunft ohne jeden Komfort

Duisburg · Stadtdirektor Spaniel stellte am Donnerstag die Zeltstadt in Walsum vor, in der ab Montag bis zu 160 Asylbewerber untergebracht werden. Die Stadt prüft, ob sie die alte Jugendherberge und das St. Barbara Hospital belegen kann.

 Auf hölzernen Klappstühlen können die Asylbewerber sitzen.

Auf hölzernen Klappstühlen können die Asylbewerber sitzen.

Foto: REichwein

Das Medieninteresse war groß, als gestern Mittag Sozialdezernent und Stadtdirektor Reinhold Spaniel auf dem Sportplatz an der Römerstraße in Walsum zu erklären versuchte, warum Duisburg als wohl erste Großstadt in Deutschland Asylbewerber in Zelten unterbringt. "Glauben Sie mir, ich bin darauf nicht stolz", versicherte er.

Auf dem großen Gelände hinter dem Walsumer Allwetterbad sowie in Sicht- und Hörweite einer Güterzugstrecke sind 24 Zelte vom DRK dicht an dicht aufgebaut worden. Vier werden als Gemeinschaftseinrichtungen benötigt, in den anderen 20 ist Platz für jeweils acht Personen. Sie werden auf Feldbetten schlafen und können auf hölzernen Klappstühlen an einem Tisch Platz nehmen. Duschen, sich waschen und zur Toilette gehen werden sie ab Montag in Spezialcontainern, die am Donnerstag noch nicht aufgebaut waren.

Die Betten sind - so der Praxistest - unbequem, Rückenprobleme dürfen die, die dort schlafen müssen, auf jeden Fall nicht haben. Die beheizten Zelte stehen so eng beieinander, dass Privatsphäre kein Thema sein dürfte. Man benötige den freien Raum für Freizeitaktivitäten, begründete das DRK diese Aufteilung. Das ganze Szenario auf dem Platz erinnert an Bilder von Flüchtlingslagern aus weit, weit entfernt liegenden Zonen am Rande von Kriegsgebieten.

Spaniel hofft, diese Notlösung in sechs bis acht Wochen wieder aufgeben zu können. So lange werde es mindestens dauern, bis weitere Unterkünfte in festen Häusern beziehbar sind. Wie alle anderen Kommunen in Deutschland muss auch Duisburg nach einem festgelegten Schlüssel Asylbewerber aufnehmen. Rund 130 pro Monat sind es derzeit. Am Ende des Monats werden hier rund 1600 Asylbewerber leben. Die Bezirksregierung hat nach Spaniels Aussage signalisiert, dass ab Oktober die Zuweisungszahlen steigen werden.

Die Zeltstadt ist nach Aussagen des Stadtdirektors die Folge von fehlenden Alternativen. Die Stadt habe bereits hunderte Wohnungen "beschlagnahmt", sprich, bevorzugt bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gebag leerstehende Immobilien angemietet. Sie plant seit Monaten Übergangsheime, deren Realisierung im behördlichen Genehmigungsverfahren (Bausicherheit, Brandschutz etc.) festzustecken scheinen.

Und sie denkt über andere Lösung als die in Zelten nach: Die alte Jugendherberge am Kalkweg wird geprüft, einzelne leerstehende Schulgebäude könnten geeinigt sein. Denkbar ist auch, dass das ehemalige St.-Barbara-Hospital in Neumühl "beschlagnahmt" wird. Spaniel deutete gestern an, dass er genau dies meine, wenn er sagt, es gäbe jetzt keine Tabus mehr.

Die Menschen, die ab Montag in das Zeltlager einziehen, wird das nicht interessieren. Sie kommen zum Teil traumatisiert aus ehemaligen GUS-Staaten, aus Kriegsgebieten in Nahost, aus Afghanistan, aber auch aus dem ehemaligen Jugoslawien - überwiegend Asylbewerber, die schon mal abgelehnt wurden und es nun erneut versuchen.

Sie werden vom Roten Kreuz betreut und bewirtet, werden medizinisch versorgt. Sie erhalten Kleidung und Spielzeug für ihre Kinder. Auch niederschwellige Sprachkurse wird das DRK organisieren.

Den Asylbewerbern sei die Solidarität der Walsumer sicher, sagte Heiko Dringenberg, evangelischer Pfarrer im Stadtteil. Schon jetzt stapelten sich in seinem Pfarrhaus Spenden wie Spielzeug und Winterkleidung.

(RP)
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