Duisburg Eine Uraufführung und ein Weltstar

Duisburg · Sensationen im jüngsten, dritten Philharmonischen Konzert im TaM waren eine Uraufführung von Thomas Blomenkamp, der Weltklassecellist Steven Isserlis und der kurzfristig eingesprungene Dirigent Rüdiger Bohn.

 Steven Isserlis ließ sein Cello singen, poltern, juchzen und weinen.

Steven Isserlis ließ sein Cello singen, poltern, juchzen und weinen.

Foto: sabine Smolnik

Vor 20 Jahren erhielt der 1955 geborene Düsseldorfer Komponist Thomas Blomenkamp den Musikpreis der Stadt Duisburg in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung, zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Lehrer Jürg Baur. Jetzt im jüngsten dritten Philharmonischen Konzert im gut gefüllten Theater am Marientor (TaM) war es endlich so weit: Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen konnte Blomenkamps Auftragswerk für die Duisburger Philharmoniker uraufgeführt werden.

"Variationen über einen Ländler von Franz Schubert" heißt das 2013 entstandene Stück, das Schuberts Geist geschickt beschwört, Fragmente aus dem kurzen und schlichten Ländler a-Moll D 366 Nr. 3 wehmütig und dunkel zu Klang werden lässt. Das erscheint als durchaus gelungenes Werk, auch wenn es bei seiner Uraufführung kaum vom Fleck zu kommen schien.

Danach kam ein wahrer Weltstar, nämlich der Brite Steven Isserlis als Solist in dem überwiegend elegischen, aber auch mal schwungvollen Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85 (1918/19) von Edward Elgar. Isserlis verlieh dem Solopart lebendige Sprachnähe, ließ sein Stradivari-Cello singen, poltern, juchzen und natürlich auch weinen. Man kann dieses Werk anders spielen, aber nicht besser. Eine erfreuliche Entdeckung war danach noch die stimmungsvolle "Invocation" (Anrufung) für Violoncello und Orchester op. 19 Nr. 2 (1911) von dem gleichfalls englischen und wie Elgar vor 80 Jahren gestorbenen Gustav Holst (bekannt durch seine Orchestersuite "Die Planeten"). Das kurze Stück zeigt Holsts eher romantische Seite, geläutert durch sein Interesse am englischen Volkslied und an indischer Philosophie.

Sein endgültiges Meisterstück lieferte der Dirigent Rüdiger Bohn am Ende mit der Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44 (1928) von Sergej Prokofjew. Bohn, den die Duisburger Philharmoniker schon von der Musiktheater-Produktion "Iokaste" im Juni in Recklinghausen kannten, war hier für Axel Kober eingesprungen. Der Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein hatte dieses Philharmonische Konzert aus persönlichen Gründen absagen müssen. Prokofjew stellte diese Sinfonie aus Elementen seiner fiebrigen, zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführten Oper "Der feurige Engel" zusammen. Rüdiger Bohn, der als Professor für Dirigieren an der Robert-Schumann-Musikhhochschule Düsseldorf lehrt, sorgte für einen unglaublich klaren, durchsichtigen und dabei ausdrucksstarken Klang, was das Orchester zu Höchstleistungen an allen Pulten inspirierte. Die dramaturgischen Bögen dieser in jeder Hinsicht anspruchsvollen Sinfonie wurden zwanglos deutlich. Ein sensationeller Abend.

(hod)
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