Duisburg Einer aus dem Publikum

Duisburg · Veranstalter Eckart Pressler und seine Mission für eine offene Stadtkultur. Eigentlich ist er von Beruf diplomierter Architekt. Er ist streitbarer Visionär und umtriebiger Pragmatiker gleichermaßen.

Er ist Kulturvermittler und -manager, Künstleragent und Konzertveranstalter. Von der Profession her ist er aber diplomierter Architekt. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass ihm die Architektur einer offenen Stadtkultur besonders am Herzen liegt. Die Rede ist von Eckart Pressler, einem streitbaren Visionär und gleichsam umtriebigen Pragmatiker in Sachen Kunst und Kultur in und für Duisburg und darüber hinaus.

Im vierten Jahr bereits veranstaltet er erfreulich erfolgreich im Namen seiner Agentur "pressler-events" eine besonders feine Musik-Reihe unter dem Titel "Säule-Jazz Kabinett" in der gleichnamigen Kleinkunstbühne am Dellplatz. "Musiker finden dort eine intime Spielstätte vor", sagt er, "mit sehr guter Akustik in fast schon kammermusikalischer Qualität sowie ein inzwischen sehr interessiertes bis kundiges Publikum. Wer schon mal da war, ist echt angetan und kommt gerne wieder - Bands ebenso wie Jazzfans." Und der Erfolg gibt ihm Recht. Doch dieser erfordere zuweilen einen langen Atem.

"Als ich 2009 im 'babaSU' im Neudorfer Tectrum begann, Jazz auf die Bühne zu bringen, gab's weit und breit noch nichts Vergleichbares", so Pressler. "Ich verstehe mich als Konzertveranstalter als Teil der freien Szene - nicht nur institutionell frei, sondern auch inhaltlich und gestalterisch. Das ist ganz im Sinne des Jazz, der als Musik auf Improvisation und Innovation sowie auf freie Initiative baut, dabei immer aber auch Ausdruck und Reflektion der gesellschaftlichen Verhältnisse und Bewegungen ist. Meine Veranstaltungen sollen genau das ermöglichen und erlebbar machen. Das ist mein eigentlicher Beweggrund, warum ich das mache."

Dass ihm bei dieser Mission der "Modern Jazz" mit all seinen Facetten intellektuell und emotional am nächsten kommt, wird in der Veranstaltungsreihe der "Säule" besonders deutlich. "Es ist meiner pädagogischen Art geschuldet, dass ich mich in meiner Rolle als Veranstalter stets auch als einer aus dem Publikum verstehe wie auch als sein 'Anwalt'." So gelingt es ihm mit seinen jeweils zehn halbjährlich in der "Säule" veranstalteten Konzerten, die ungeheure Vielfalt des Jazz in der Region auf die Bühne zu bringen und dadurch Anstöße für die hiesige Musikkultur zu schaffen. Unter dem Titel "free Duisburg" wird im kommenden Herbst an gleicher Stelle zudem ein neues Doppelkonzert-Format ins Leben gerufen, das Künstlern Türen öffnen soll in neue, freie musikalische Räume und das zugleich die Sinne des Publikums schärfen will für neue, bisher ungehörte Welten. Neben Duisburger Musikern wie Dirk Friedrich, Freddy Gertges oder den "Trojasprossen" mit Philippe Micol und Friedhelm Pottel sollen dann im zweiten Teil des jeweiligen Konzertabends Kölner oder Ruhrgebiets-Bands auftreten, wie beispielsweise jene aus der Musikszene "rund um die Folkwang Universität der Künste" herum. Die Konzertreihe wird im Übrigen vom Duisburger Kulturbeirat gefördert.

Annähernd 400 Veranstaltungen habe der demnächst 71-jährig Junggebliebene eigenen Angaben zufolge in den vergangenen zehn Jahren organisiert und sich damit eine große Erfahrung angeeignet. Er ist gut vernetzt in der Szene und kennt "Himmel und Menschen", und zwar nicht nur solche aus der Musikbranche, sondern auch aus der Literatur und darüber hinaus. Und sein Name stand und steht mit Initiativen und Einrichtungen in Verbindung wie der "Kulturwerft Ruhrort", den "Traumzeitrettern" (dem heutigen Verein "Kultursprung"), der "Alten Feuerwache" in Hochfeld sowie der Konzertreihe improvisierter Musik "Soundtrips NRW - look inside" und dem "jazzwerkruhr".

Was sich Pressler für das Konzertangebot der freien Szene Duisburgs besonders wünscht, ist mehr Gemeinsames, mehr Abstimmung der Kulturschaffenden untereinander. Pressler: "So wäre ein freundschaftliches Zusammenwirken der verschiedenen Player in jeder Beziehung hilfreich. Jeder gießt seine eigene Pflanze, gönnt dem anderen seine Stärken und arbeitet am eigenen Profil zur Freude des Publikums und der Künstler. Kollegiales Zusammentun ist vor allem auch hilfreich in den Belangen, die mit der Stadt, der Verwaltung und der Politik zu verhandeln sind."

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