Interview Wilhelm Bommann, Geschäftsführer Einzelhandelsverband Erst gucken, gekauft wird dann später

Duisburg · Die Duisburger Innenstadt-Händler haben den ersten langen Samstag vor Weihnachten "überlebt" - obwohl der Andrang in der City schon beachtlich war. Was erwartet der Einzelhandelsverband für die kommenden Adventwochen, und wie bewertet er den Start in die "Saison". Wilhelm Bommann ist Geschäftsführer des Verbandes und weiß die Antworten.

 Mal sehen, was es gibt: Der Ansturm auf die City war am Wochenende beachtlich, die Weihnachtsmarkt-Meile rappelvoll. Richtig kräftig eingekauft wird erfahrungsgemäß an den folgenden Wochenenden.

Mal sehen, was es gibt: Der Ansturm auf die City war am Wochenende beachtlich, die Weihnachtsmarkt-Meile rappelvoll. Richtig kräftig eingekauft wird erfahrungsgemäß an den folgenden Wochenenden.

Foto: Reichwein (2), Archiv

Hat Duisburg seinen Wert als Oberzentrum des Niederrheins verloren, oder sieht das in der Vorweihnachtszeit ganz anders?

Bommann Das sieht nicht nur dann ganz anders aus. Wenn Duisburg seine Stärken als Einkaufsstandort richtig ausspielt, zieht die Stadt nach wie vor auch außerhalb der Vorweihnachtszeit Kunden aus Teilen des Ruhrgebietes und vom Niederrhein. Dazu gehört unter anderem ein gutes Marketing. So wie vor einiger Zeit Düsseldorf mit seinem "langweilig shoppen" wirbt man nicht. Werbung muss positiv wirken. Wir erleben das immer wieder mit unserem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt, der zum Beispiel bei den niederländischen Nachbarn erfreulich hoch im Kurs steht. Ich finde, er ist aber auch für uns hier sehr attraktiv. Wichtig ist, immer wieder mit Neuerungen zu kommen.

Am zurückliegenden Wochenende hatte der größte Teil der Innenstadtgeschäfte an beiden Tagen geöffnet. Dennoch wirkte es so, als sei der Anteil der Kunden mit Einkaufstüten vergleichsweise gering. Trifft es zu, dass sich ein Großteil der Kunden offenbar darauf konzentriert hat, sich erst einmal einen Überblick über die Geschenkangebote zu verschaffen?

 Wilhelm Bommann ist Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes.

Wilhelm Bommann ist Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Bommann Das erste Adventswochenende gehört seit eh und je den "Sehleuten" und den Familien. Eingekauft wird dann verstärkt an den kommenden beiden Wochenenden. Und den vierten Adventssamstag nutzen dann vor allem diejenigen, die quasi immer auf den letzten Drücker kommen oder noch was vergessen haben. Daher war es in der Tat so, dass gestern und vorgestern viele Kunden kauften und aber auch zum Bummeln kamen. Zum Glück war das Wetter so, dass es zum Shoppen passte. Ich glaube ja manchmal, dass Petrus ein Duisburger ist.

Haben die Adventswochenenden für den Einzelhandel auch immer noch eine große Bedeutung in Bezug auf die Jahresumsätze?

 Stoßstange an Stoßstange: Wer vor allen Dingen am Samstagmittag unterwegs war, traf auf gutgefüllte Parkhäuser.

Stoßstange an Stoßstange: Wer vor allen Dingen am Samstagmittag unterwegs war, traf auf gutgefüllte Parkhäuser.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bommann Ja, auf jeden Fall. Im November und Dezember werden fast 30 Prozent der Jahresumsätze gemacht. In Duisburg - gesamt - dürften das damit rund 500 Millionen Euro sein. In diesem Jahr könnte der Betrag vielleicht sogar noch etwas höher liegen. Denn bundesweit ist die Kauflaune gut. Die Leute geben das Geld bereitwilliger aus, weil sie für ihr Erspartes auf dem Konto ja kaum noch Zinsen bekommen. Wir rechnen hier damit, dass jeder Kunde im Schnitt 400 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben wird.

Welche Geschenke sind denn in diesem Jahr der Renner?

Bommann Da sind zunächst einmal die Standardartikel, also Schmuck, Uhren, Spielzeug, Bücher, Kleidung und Elektronik. Hinzu kommen in diesem Jahr ferngesteuerte Mini-Hubschrauber - und zwar nicht nur für Kinder. Gefragt sind zudem Brettspiele, die in Kombination mit Smartphones gespielt werden. Und immer größerer Beliebtheit erfreuen sich Gutscheine. Im Gegensatz zu früher wird aber zu unserem Glück kein Bargeld mehr in den Umschlag gesteckt. Sondern die Gutscheine sind in der Regel für bestimmte Läden oder für Unternehmen mit vielen Filialen. Das hat zur Folge, dass auch nach Weihnachten noch eine hohe Frequenz herrscht.

Haben Sie persönlich denn schon alle Weihnachtsgeschenke bekommen?

Bommann Ganz ehrlich: Nein. Aber ich werde sicherlich nicht zu denen gehören, die auf den allerletzen Drücker kommen. Und wenn ich sie dann habe, dann werde ich Ihnen nicht verraten, was ich gekauft habe. Soll ja eine Überraschung werden!

DAS INTERVIEW FÜHRTE HILDEGARD CHUDOBBA

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort