Rp-Serie Backstage Einmaliges nach dem Starlight-Express

Duisburg · Mit neun Jahren beschloss der kleine Andy, Schlagzeuger zu werden. Aus seinem Wunsch ist längst Wirklichkeit geworden. Andy Pilger ist nicht nur Profi-Musiker: er lebt und liebt das Schlagzeugspiel. Nebenbei legt er vier Musikreihen auf.

 Andy Pilger in seinem Element.

Andy Pilger in seinem Element.

Foto: alfons winterseel

Es war eine dieser großen Samstagabend-Shows im Fernsehen, bei denen Max Greger mit seinem Orchester spielte. Am Schlagzeug mit der Doppel-Bassdrum saß Charly Antolini. Für den damals neun Jahre alten Andy Pilger war das ein Schlüsselerlebnis: Er wollte Schlagzeuger werden, so einer wie Charly Antolini. Aus seinem Wunsch ist längst Wirklichkeit geworden. Andy Pilger ist nicht nur Profi-Musiker: er lebt und liebt das Schlagzeugspiel. Überzeugen kann man sich davon mehrmals im Monat im Steinbruch an der Lotharstraße 318, wo er gleich vier unterschiedliche Musikreihen aufgelegt hat: "Smooth Attack" heißt es an jedem ersten Sonntag im Monat, "Groove Attack" an jedem zweiten Mittwoch, "Girl Attack" an jedem vierten Mittwoch eines Monats und "Brendas Night" an jedem ersten Dienstag im Monat.

Zu verwirrend? Dann führen Sie mal ein Interview mit jemandem, der Namen, Daten und Fakten wie 64.stel-Noten aus dem Handgelenk schüttelt, vom Laternenumzug seines Sohnes erzählt, dabei die Reste des Abendessens verputzt, zwischendurch noch ein Gespräch mit Steinbruch-Chef Rolf Stanietzki führt und allen Ernstes behauptet, dass man ja jetzt zum Glück Ruhe habe...

Spaß beiseite und der Reihe nach: Aufgewachsen ist Andy Pilger in einem musikalischen Elternhaus, er lernte Klavier, Akkordeon und diverse Percussion-Instrumente. Nach seinem Entschluss, Schlagzeuger zu werden, hieß das nächste Fahrtziel für den Krefelder Jungen die Niederrheinische Musikschule in Duisburg. Hier lernte er das Schlagzeugspiel von Grund auf, absolvierte an der Musikschule auch die Studienvorbereitung und Auftritte mit dem Landesjugendorchester. Dazu nahm er später noch Privatunterricht bei Sperie Karas (WDR Bigband) und Ronnie Stephenson (SFB-Bigband, Paul Kuhn). Studiert hat er klassisches Schlagzeug und Jazz-Schlagzeug anschließend in Köln. Er ging für eine Zeit in die USA - natürlich um zu lernen und sein Spiel zu perfektionieren.

Zurück in Deutschland spielte er u.a. für Catarina Valente, Joy Flemming, Shirly Bassey und Götz Alsmann. Es folgten zahlreiche Engagements von der Deutschen Oper am Rhein bis zu Musical-Produktionen. Seit 1988 gehört er zur (Erst-) Besetzung beim Starlight-Express.

Soweit die Kurzfassung. Wer noch mehr wissen will - und da gibt es noch viele interessante Begegnungen - sei auf die Homepage des Musikers verwiesen.

Was aber treibt Andy Pilger an, neben seinen festen Engagements auch noch eigene Musikreihen zu veranstalten? "Wenn ich beim Starlight-Express bin, sehe ich das für mich als ,Dienstleistungsspielplatz'. Auch da habe ich noch meine kleinen Freiheiten am Schlagzeug. Aber ich habe mich schon immer von der Musik, die höre, gerne inspirieren lassen." Konsequenz: die Jam-Sessions seiner Attack-Reihen. "Es gibt dabei kein Konzept, keine verabredeten Melodien oder Strukturen. Wir lassen uns von dem treiben, was die anderen Musiker in diesem Moment machen."

Und die "anderen Musiker" spielen wie Andy Pilger auf einem hohen Niveau und sind mit ihm auf gleicher Wellenlänge. Bei unserem Besuch der Jam-Session "Groove Attack" quälten sich Tobi Philippen (Keyboarder u.a. bei Stefanie Heinzmann und Bosse), Heavy-Tones-Gitarrist Hanno Busch (Stephan Raab) und Bassist Claus Fischer (spielte u.a. mit Larry Carlton und war Musik-Direktor der Stefan Raab Band) und Sängerin Aniko (Tony Mono) durch die Staus im abendlichen Berufsverkehr. Mit leichter Verspätung begann ein Konzert, bei dem die Musiker am Anfang nicht wissen, was am Ende aus den Lautsprechern gekommen sein wird. Für Sängerin Aniko eine besondere Herausforderung, die sie aber mit Bravour meisterte.

"Manchmal werden wir nach der Jam-Session gefragt, ob wir auch eine CD haben", schmunzelt Andy Pilger. Aber da muss er die Leute enttäuschen. Denn das, was sie gerade erlebt haben, war im wahrsten Sinne des Wortes: Einmalig.

(awi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort