Duisburg Einzelhandel klagt über Junkies und Trinker

Duisburg · Alkohol- und Drogenabhängige in der City sind vielen Einzelhändlern ein Dorn im Auge. Jetzt befasste sich auch das Citymanagement mit dem Thema. Eine einfache Lösung ist indes nicht in Sicht.

Duisburg: Einzelhandel klagt über Junkies und Trinker
Foto: dpa, Jens Kalaene

Sie gehören zum Stadtbild einer jeden Großstadt: Menschen, die obdachlos, alkohol- und/oder drogenkrank sind und ihren Tag in der Fußgängerzone verbringen. Sie stehen zusammen, reden, manchmal wird es auch etwas lauter. Gelegentlich wird ihr Verhalten auch aggressiv, und spätestens dann fühlen sich viele Menschen in der Innenstadt gestört.

In Duisburg findet man sie in um den Glaspavillon der U-Bahnstation Rathaus, auf den Bänken des naheliegenden Discounters, aber auch im Bereich der Sparkasse, am Landgericht bis hin zum König-Heinrich-Platz. Im Kantpark oder vor dem Hauptbahnhof ist die "Szene" ebenfalls präsent.

Gelegentlich kommt es auch zu Auswüchsen, wenn es handfeste Auseinandersetzungen innerhalb der Alkohol- und Drogenkranken gibt, wenn sie nicht nur trinken, sondern auch gleich noch im Bereich des Glaspavillons ihre Notdurft verrichten oder wieder einmal eine "hilflose Person" mit dem Rettungswagen geholt werden muss.

Der Einzelhandel beschwert sich

Zuletzt gab es dazu auch Beschwerden aus dem Einzelhandel, die sich direkt mit einem Protestschreiben an Oberbürgermeister Sören Link wandten. Der verwies darauf, dass das Ordnungsamt die bekannten Stellen regelmäßig mit seinen Streifen kontrolliert und nach dem Rechten sieht. In besonderen Fällen, so der OB, könnten sich die Betroffenen direkt an die Kräfte des Ordnungsamtes der Citywache im Averdunkzentrum werden. Der Beirat des Citymanagements hatte sich jetzt ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt, und auch der "Arbeitskreis Sicherheit im öffentlichen Raum" diskutierte das Thema in einer seiner jüngsten Sitzungen.

Dabei wurde eine Vielzahl von Vorschlägen gemacht, die nun von der Stadtverwaltung geprüft werden. Ob sie umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. Ein Vorschlag war unter anderem, den Alkoholverkauf des Netto-Marktes einzuschränken. Dies kann aber im Zweifelsfall nur mit Einverständnis des Discounters erfolgen.

Wird das eben bei Netto gekaufte Bier auf der Bank vor dem Geschäft getrunken, fällt das in den Aufgabenbereich der Stadt. Deshalb gab es auch Vorschläge, die Sitzgelegenheiten in diesem Bereich abzubauen, um es dem Personenkreis nicht noch übermäßig "gemütlich" zu machen.

Auch die DVG ist betroffen

Auch bei der DVG kennt man das Problem. "Wir haben Hausrecht nur im Bereich unter der Erde", erklärte Unternehmenssprecher Helmut Schoofs gestern auf Anfrage. Im Bereich des Glaspavillons an der Haltestelle Rathaus müsse die Stadt für Ruhe und Ordnung sorgen. "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem", so Schoofs. Nur gemeinsam mit dem Ordnungsamt, dem Citymanagement, der Polizei und dem Einzelhandel ließe sich etwas tun.

Dass zum Erscheinungsbild einer Großstadt auch eine solche "Szene" gehört, ist gesellschaftliche Realität. Schließlich dürfen sich in einem freien Land Menschen da aufhalten, wo sie wollen. Urinieren sie dagegen in aller Öffentlichkeit im Innern des Glaspavillons, ist für viele die Toleranzgrenze überschritten.

Die Menschen können nach Auffassung der Stadt auch nicht einfach irgendwie "vertrieben" werden — vor Kindergärten oder auf Spielplätzen wolle man sie schließlich auch nicht antreffen. Das Problem ist auch nicht Duisburg-spezifisch. Die Bahnhofsszene in Düsseldorf oder Essen ist weitaus größer als in Duisburg.

(RP)
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