Duisburg Englischer Kathedralchor in Salvator bejubelt

Duisburg · Ein Chor aus Salisbury mit meist jungen Sängern gastierte mit großem Erfolg zum Kirchenjubiläum.

Die Chortradition Englands ist eine der führenden der Welt. Alle großen Kathedralen beherbergen Chöre für die Ausgestaltung der täglichen Gottesdienste, eine seit fast 1000 Jahren ungebrochene Tradition. Große Komponisten wie Thomas Tallis (1505-1585) waren Leiter dieser Ensembles und schrieben für sie ihre Musik.

Der Kathedralchor von Salisbury besteht aus jeweils 16 Jungen und Mädchen, die ihre Ausbildung in einer Schule im Schatten der Kathedrale erhalten. 1991, 900 Jahre nach der Gründung des Kathedralchores, kam zum ersten Mal ein Mädchenchor hinzu.

Salisbury ist somit die erste englische Kathedrale, die auch Mädchen das Singen in ihren ehrwürdigen Mauern ermöglichte. Jetzt gastierte der komplette "Salisbury cathedral choir" mit 45 meist jungen Sängerinnen und Sängern auf einer seiner Europatourneen in der Duisburger Salvatorkirche. Das große gotische Gotteshaus am Burgplatz war ganz gefüllt, denn der Chor hatte darauf bestanden, dass kein Eintritt erhoben und alles, was am Ausgang gesammelt wurde, der Turmsanierung zu Gute kam.

Das Programm war natürlich englisch grundiert, von Tallis ("If you love me" und "Loquebantur variis linguis") bis zu Orlando Gibbons (1583-1625) und seinem für elisabethanische Kirchenmusik geradezu schwungvollen "O clap your hands together". Verbeugungen vor dem Aufführungsort waren sicherlich "Salvator mundi" von John Blow (1649-1708) und die vollständige, aber kaum 20 Minuten dauernde Messe für acht Stimmen von Hans Leo Hassler (1564-1612). Es gab aber auch das legendäre, einst sogar geheime "Misere mei" von Gregorio Allegri (1582-1652), würdevoll schreitend, mit einem Vorsänger (hier aus der offenen Tür der Sakristei) und Fernchor (hier vom anderen Ende der Kirche). Unter der Leitung von David Halls klang der Chor metallisch klar und spirituell vertieft. Bewundernswert, wie hier selbst kleine Kinder scheinbar mühelos ein praktisch professionelles Niveau erreichen. Noch magischer als die Alte Musik wirkte "Faire is the heaven" von William Harris (1883-1973).

Dazwischen setzte der Organist John Challenger drei flammende Orgelwerke: zunächst auf dem Orgelpositiv, mit dem er zuvor den Chor unterstützt hatte, eine "Fantasia" von Orlando Gibbons, dann auf der großen Kuhn-Orgel, deren Register er sehr treffsicher einsetzte, das beliebte Präludium in C BuxWV 137 von Dietrich Buxtehude (1637-1707) und "Joie et clarté des corps glorieux" von Olivier Messiaen (1908-1992).

Am Ende war der Jubel groß und der Chor gab eine passende Zugabe.

(hod)
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