Kommentar Es scheint, als gäbe es hier ein Pulverfass

Gut, dass nicht der Stadtrat, sondern der Integrationsausschuss selbst gestern seinen "Lügen"-Beschluss zurücknahm.

Das hätte er ansonsten tun müssen und damit diesen Ausschuss ad absurdum geführt. "Eine Lüge ist eine Lüge und bleibt eine Lüge" - allein bei dieser Überschrift drängt sich schon der Verdacht auf, dass Aufgabe des Ausschusses weniger die Integration als Intrigen sind. (Was würde sich für Migranten eigentlich verändern, wenn es dieses Gremium nicht mehr gäbe? Vermutlich nichts.)

Wer an einer Sitzung mal teilgenommen hat, der wird der Autorin dieser Zeilen - sie hat es mehrfach getan - bestätigen: Es ist selbst bei gutem Willen fast unmöglich, den Diskussionen dort zu folgen, weil dort deutsch-türkisch - nicht geredet - geradebrecht wird. Schon einmal machte der Ausschuss von sich reden, als dort ein Mitglied beantragte, in städtischen Bädern gesonderte Schwimmzeiten für muslimische Frauen einzuführen. Mit dem Armenien-Beschluss und der Abgeordneten-Beschimpfung allerdings hat er die Grenze des Tolerierbaren deutlich überschritten und sich so türkisch-national gezeigt, wie wir es hier unter Demokraten weder hinnehmen wollen noch müssen.

Es scheint, als habe sich unter dem hübschen Mäntelchen der viel gepriesenen gelungenen Integration über die Jahre eine ganze Menge Eigenleben entwickelt, von dem wir kaum was ahnten und das nun Probleme bereitet.

Es scheint, als gäbe es hier ein Pulverfass, dem nur noch die Lunte fehlt. Die Kommunalpolitiker sind gewarnt, der Integrationspolitik sehr viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

HILDEGARD CHUDOBBA

(RP)
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