Duisburg Europäische Freundschaft gegen Brexit

Duisburg · Der von Peter Bursch vor 24 Jahren ins Leben gerufene Duisburger Eurorock stiftet nach wie vor internationale Begegnungen. Die russischen Bandmitglieder bekamen keine Visa. Heute spielen die Bands im Ruhrorter "Zum Hübi".

 Beim Eurorock-Projekt formieren sich die Bands aus Duisburg, den Niederlanden, Frankreich und England ganz neu, studieren dann in neuer Besetzung Stücke ein, die sie auf mehreren Konzerten aufführen.

Beim Eurorock-Projekt formieren sich die Bands aus Duisburg, den Niederlanden, Frankreich und England ganz neu, studieren dann in neuer Besetzung Stücke ein, die sie auf mehreren Konzerten aufführen.

Foto: christoph reichwein

Das Jahr 2016 ist mit Sicherheit eines der bedeutsamsten in der Geschichte der Europäischen Union und des Kontinents selbst. Die zweifelhafte Ehre gebührt der überraschenden Brexit-Wahl. Auch für das nunmehr 24 Jahre alte Eurorockprojekt von Peter Bursch stehen Änderungen ins Haus - wenn auch noch nicht in diesem Jahr.

 Peter Bursch und Michael Bormann, Sänger von "Bonfire" waren gestern bei den Proben im Meidericher Parkhaus dabei.

Peter Bursch und Michael Bormann, Sänger von "Bonfire" waren gestern bei den Proben im Meidericher Parkhaus dabei.

Foto: Christoph Reichwein

"Wir stören uns nicht daran, solange wir von den jeweiligen Ländern keine politischen und finanziellen Steine in den Weg gelegt bekommen", erklärte Peter Bursch gestern. Im Parkhaus Meiderich bereiteten sich gerade die frisch gegründeten Euro-Bands auf den fünften Projekttag vor, mit jeweils einem Mitglied aus Frankreich, England, Deutschland und den Niederlanden. "Als wir Anfang der 90er Jahre mit dem Projekt angefangen haben, hatten viele Menschen Angst vor Europa", erinnerte sich Bursch, das Projekt sollte europaweit Kontakte knüpfen. Die momentan wieder angespannte Lage in Europa und der EU zeigte sich auch in der Abwesenheit der russischen Band. Deren Leiterin war zwar da, die Bandmitglieder aber keine Visa bekommen hätten, so die Erklärung der einköpfigen Delegation aus Russland.

Dem künstlerischen und sozialen Aspekt der Eurorockwoche tat das allerdings keinen Abbruch, schon beim ersten Aufeinandertreffen der damals Unbekannten am vergangenen Samstag hatte es die ersten Jamsessions gegeben, freute sich Peter Bursch. "Englisch ist zwar die bevorzugte Sprache hier, aber wenn mal etwas nicht verstanden wird, kann die Musik selber helfen." Deshalb laufe alles "total easy", auch die Zeit außerhalb des Parkhauses, in der die jungen Musiker zusammen wohnen. "Die Teilnehmer der vergangenen Jahre halten meistens den Kontakt und spielten gelegentlich sogar noch zusammen. "Das verfolge ich über Facebook mit, solche Freundschaften freuen mich immer sehr", so Peter Bursch, der sich erinnerte, dass schon einige mehrjährige Beziehungen aus dem Eurorock-Projekt entstanden sind. "Wenn sich die Musiker am Ende der Woche mit Tränen in den Augen verabschieden ist das zwar traurig, aber dann war es auch eine super Woche".

Wie in jedem Jahr proben die neuen Euro-Bands aber nicht nur im stillen Kämmerlein. Diverse Konzerte standen und stehen weiterhin an, so war zum Beispiel das Konzert auf dem Stadtfest am Sonntag ein voller Erfolg. Am heutigen Donnerstag sind alle neuen und alten Bands ab 20 Uhr im "Zum Hübi" in Ruhrort zu hören, am morgigen Freitag zur selben Zeit im "Steinbruch" in Neudorf.

Die vielen Shows erfordern selbstverständlich akribische Vorbereitung, die die Musiker aber bereits aus ihren "alten" Bands gewohnt sind. Aus den Bands "EvilSnake" aus Calais, "Veludo Planes" aus Portsmouth, "Taveneer" aus Nijmegen und "Valdetta" aus Duisburg rekrutieren sich die Euro-Bands in diesem Jahr.

Wie in der gesamten Eurorockgeschichte kann laut Peter Bursch auch in diesem Jahr in Trend zu einem bestimmten Stil ausgemacht werden. "Eine Zeit lang kamen nur Heavy-Metal-Bands, dann wieder nur Punkbands. In diesem geht es eher in die Richtung Songwriting, die Instrumente spielen eher eine begleitende Rolle". Einige Musiker setzten bei den Proben gestern im Meidericher Parkhaus zudem stark auf Harmoniegesang, eine Kunst, die in der modernen Rockmusik selten geworden ist.

Damit der Harmoniegesang auch weiterhin funktioniert und die Stimme nicht schlapp macht, gab es einen besonderen Programmpunkt für die Musiker. Michael Bormann, langjähriger Profimusiker und alter und neuer Sänger von "Bonfire", zeigte den jungen internationalen Künstlern Einsing- und Aufwärmübungen und warnte gleich vor. "Ihr müsst dabei doof aussehen, sonst macht ihre die Übungen nicht richtig".

(RP)
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