Studie der Uni Duisburg-Essen Fast jeder dritte Duisburger hält Europawahl für unwichtig

Duisburg · In knapp drei Wochen ist es so weit: Am 25. Mai ist Kommunal- und Europawahl. Doch zumindest letztere hat für viele Duisburger keine große Bedeutung: Laut einer Befragung der Universität Duisburg-Essen hält fast jeder dritte Duisburger die Europawahl für nicht wichtig. Jeder Vierte hat den Begriff "Unionsbürger" noch nie gehört.

Die Wahlplakate 2014 in Duisburg
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Die Studie, die die Universität in Kooperation mit dem Bürgerservice der Europäischen Union "Europe Direct" durchführt, wirft ein gemischtes Bild auf das Verhältnis der Duisburger zur anstehenden Kommunal- und Europawahl. Gleich zu Beginn sei gesagt: Die Studie ist noch nicht abgeschlossen und auch nicht repräsentativ. Das Endergebnis der Umfrage soll erst kurz vor der Wahl, am 22. Mai, im Rahmen einer Diskussionsrunde mit den EU-Kandidaten vorgestellt werden.

Doch nichtsdestotrotz weisen die bisherigen Antworten der Duisburger auf einige Trends in Sachen Kommunal- und Europawahl hin. Und diese sind teilweise positiv, teilweise negativ. So gaben fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) an, an der letzten Europawahl vor fünf Jahren teilgenommen zu haben. Bei der letzten Kommunalwahl vor fünf Jahren haben nach eigener Aussage sogar 65,5 Prozent ihr Kreuzchen gemacht. Die tatsächlich vor fünf Jahren ermittelten Werte weichen von diesen Angaben allerdings ab: Bei der Europawahl 2009 lag die Beteiligung im Duisburger Stadtgebiet bei 33,6 Prozent, bei der Kommunalwahl lag das tatsächliche Ergebnis bei 45,7 Prozent.

Europawahl hat nur eine geringe Bedeutung für die Duisburger

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Gut, nicht jeder gibt bei einer Umfrage zur Kommunal- und Europawahl gern zu, dass er diese beim letzten Mal verschlafen hat. Allerdings: Vor allem wenn es um die Europawahl geht, geben etwa ein Drittel der Befragten offen zu, dieser nur eine geringe Bedeutung beizumessen.

Zwar halten immerhin 36 Prozent der Befragten die Europawahl für "wichtig" und jeder sechste befragte Duisburger misst ihr sogar eine Bedeutung für sich persönlich zu. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass etwa jeder Dritte die Europwahl für unwichtig oder zumindest für "nicht wichtig" halten. Bei der Kommunwalwahl sieht es etwas besser aus: Zwei Drittel der Befragten halten sie für sehr wichtig oder doch zumindest wichtig, etwa 17 Prozent der Duisburger messen ihr nur wenig Bedeutung zu.

Bei den Fakten zur EU haben die Duisburger Nachholbedarf

Dass die Europawahl für die Duisburger nicht so wichtig ist, spiegelt sich in ihrem Faktenwissen zur Europäischen Union wieder, das ebenfalls abgefragt wurde. Hier gab ein Viertel der Befragten an, den Begriff "Unionsbürger der Europäischen Union" noch nie gehört zu haben. Etwas mehr als 40 Prozent haben den Begriff zwar schon einmal gehört, können aber spontan nichts mit ihm assoziieren. Die Idee von einer Europäischen Identität und einem Europa, in dem sich die Bürger nicht mehr als Deutsche oder Duisburger, sondern eben als "Unionsbürger" fühlen, haben die Duisburger scheinbar noch nicht verinnerlicht. Aber sie sind ja bekanntlich nicht die einzigen, die sich damit schwer tun: Ein Paradebeispiel für das Phänomen sind die Briten.

Das "Recht auf Freizügigkeit" ist dagegen immerhin 85 Prozent der Duisburger bekannt. Weiter sehen die meisten von ihnen es positiv, wenn Bürger aus anderen EU-Staaten nach Deutschland kommen. Das in der Diskussion um Zuwanderung immer wieder gern vorgebrachte Argument einer durch Immigration erhöhten Kriminalitätsrate teilen lediglich 17 Prozent der Befragten. Außerdem ist nur jeder zehnte Duisburger der Ansicht, dass zugezogene Bürger aus anderen EU-Staaten eine höhere Belastung für das deutsche Sozialsystem darstellen.

Personen, nicht Positionen entscheiden die Wahl

Trotzdem, nach der Studie der Universität Duisburg-Essen ist das Thema Integrations- und Einwanderungspolitik das wichtigste für die Kommunal- und Europawahl. Insgesamt aber gaben die Duisburger an, dass für sie am Wahltag weniger die Positionen der Parteien zu bestimmten Themen, sondern vielmehr die angetretenen Personen ausschlaggebend dafür sind, für welche Partei und welchen Kandidaten sie sich am Ende entscheiden. Dies gilt sowohl für die Kommunal-, als auch für die Europawahl.

Wie hoch die Wahlbeteiligung am 25. Mai tatsächlich sein wird, wer gewinnt, wer verliert und ob am Ende Positionen oder Personen entscheidend sein werden, ist im Moment noch nicht zweifelsfrei vorherzusagen. Erst nach der Auswertung der diejährigen Wahl wird man wissen, ob das Bild, das die Studie der Uni Duisburg-Essen von den Duisburgern und ihrem Verhältnis zu den Themen der Kommunal- und Europawahl zeichnet, der Wahrheit entspricht. In der Umfrage sagten mehr als ein Drittel der Duisburger, sie wollten in knapp drei Wochen "auf jeden Fall" zur Wahl gehen. Im Sinne der Demokratie bleibt zu hoffen, dass diese Zahl nicht mehr als ein Trend ist und dass am Ende noch viel mehr Bürger wählen gehen, als von der Studie vorausgesagt.

(lsa)
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