Duisburg Evonik-Chef Engel will Praktika für Flüchtlinge

Duisburg · Öffentliche "Gedanken zur Solidarität in Europa, Deutschland und dem Ruhrgebiet" machte sich Klaus Engel, der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns Evonik, als Kanzelredner in der Salvatorkirche.

 Klaus Engel ist gebürtiger Hamborner. Bei seiner Kanzelrede lobte er die Integrationskraft des Ruhrgebiets.

Klaus Engel ist gebürtiger Hamborner. Bei seiner Kanzelrede lobte er die Integrationskraft des Ruhrgebiets.

Foto: Sabine Merkelt-Rahm

Pfarrer Martin Winterberg begrüßte den Manager, der in Hamborn geboren wurde, "in der größten und schönsten evangelischen Kirche Duisburgs". Engel sei dem Ruhrgebiet durch seine ganze Laufbahn immer besonders verbunden geblieben, betonte Winterberg. "Füreinander einstehen und gemeinsam Verantwortung tragen?" war seine Kanzelrede überschreiben und Winterberg zeigte sich gespannt, ob der promovierte Chemiker das Fragezeichen am Ende seiner Rede in ein Ausrufungszeichen verwandeln würde.

Engel hob auf die große Integrationskraft ab, die das Ruhrgebiet seit 180 Jahren unter Beweis stelle. "Im Ruhrgebiet sind auf der Suche nach Perspektive und verbessertem Wohlstand alle irgendwann von irgendwo her gekommen", stellte er fest und verglich die Migrationsbewegung dieser Tage mit der Lage der Arbeiter im 19. Jahrhundert. Man habe schon damals menschenunwürdige Behandlung nicht auf Dauer gegen den Widerstand der Menschen gewaltsam durchsetzen können und auch heute zwinge die neue Migrationsbewegung, sich von einigen Lebenslügen zu verabschieden, so Engel.

Etwa von der Vorstellung, der Nationalstaat sei eine Art Container, der "uns vor allen unerwünschten Entwicklungen auf der Welt abschotten könnte". Der Kanzelredner sah die Gefahr, dass an den Rändern der Gesellschaft die Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum und gering qualifizierte Beschäftigungsmöglichkeiten durch Zuwanderung verschärft wird.

Er warb für eine Absenkung von bürokratischen Hürden bei der Beschäftigung von Flüchtlingen. Und sprach sich für die schnelle Einrichtung von sechs-bis zwölf monatigen Betriebspraktika durch die deutsche Wirtschaft aus. Nach zwölf Monaten Erfahrung ließe sich feststellen, dass kleine und mittelständische Unternehmen deutlich mehr Flüchtlinge integrieren könnten, als Großunternehmen, gab der Vorstandsvorsitzende des Spezialchemieunternehmens mit über 33.000 Mitarbeitern selbstkritisch zu bedenken.

Er berichtete über 50 Hilfs- und Sprachförderprojekte, die der Konzern an Evonik Standorten unterstütze. Und wies auf neu geschaffene Plätze im "Start in den Beruf"-Programm hin, mit dem Evonik unterprivilegierte Jugendliche unterstützt. Von den 15 aufgenommenen Flüchtlingen hätten inzwischen zwei Drittel eine Ausbildungszusage in der Tasche, so der Konzernchef.

In der Kirchengemeinde, der Stadt und der Region gehöre es zu den Erfahrungen, dass Solidarität immer auch harte und beharrliche Arbeit an sich selbst und mit anderen bedeute, betonte Engel zu Abschluss seiner Kanzelrede.

(RP)
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