Duisburg Kühle Nacht der Industriekultur

Duisburg · Seit nunmehr 15 Jahren gibt es im Ruhrgebiet jeweils in der hellsten Nacht des Jahres eine "Extraschicht". In diesem Jahr waren in Duisburg der Innenhafen und das Ruhrorter Museum der Deutschen Binnenschifffahrt mit dabei.

 Das Feuerwerk um Mitternacht ist immer wieder Höhepunkt der Extraschicht in Duisburg.

Das Feuerwerk um Mitternacht ist immer wieder Höhepunkt der Extraschicht in Duisburg.

Foto: Christoph Reichwein

Offizieller Beginn war um 18 Uhr, und schon gegen 19 Uhr drängten sich die Massen auf der Innenhafen-Promenade zwischen Schwanentor und Küppersmühle, denn zwar waren die Temperaturen kühl, doch blieb es trocken. Die "Extraschicht" ist ein Kulturfest, bei dem man sich die Region Ruhrgebiet niveauvoll anschauen kann. Seit 15 Jahren wird die hellste Nacht des Jahres hier zur Nacht der Industriekultur. Mit inzwischen 45 Spielorten in 19 Städten mit 2000 Künstlern. In Duisburg waren diesmal der Innenhafen und das Ruhrorter Museum der Deutschen Binnenschifffahrt dabei. An den beiden Spielorten gab es ein Pogramm mit, auf, im und über Wasser, mit Hafenrundfahrten, Ausstellungen, maritimen Chorgesängen, Lichtinstallationen, Tango und Höhenfeuerwerk.

Am Innenhafen gab es Architekturführungen, Museumsbesuche, jede Menge Livemusik von Tango bis Rock auf vier Bühnen, Performancekünstler und Illuminationen. Das Ausstellungsschiff "MS Wissenschaft", das auch noch am heutigen Montag bis 14 Uhr am Innenhafen liegt, hat im Wissenschaftsjahr 2015 das Motto "Zukunftsstadt". In der interaktiven und kurzweiligen Ausstellung an Bord dreht sich alles um die nachhaltige Stadt: Wie funktioniert eine Stadt? Wie machen wir die Städte zukunftsfähig? Was können wir alle dafür tun, dass die Stadt der Zukunft lebenswert ist? Es geht um Mobilität und Vernetzung, Energie und Klima, um Natur in der Stadt, neue Wohnformen sowie soziale und wirtschaftliche Entwicklungen. Zum Beispiel kann man selbst ausprobieren, wie das elektrisch betriebene Paketauto der Zukunft seine Energie einteilt.

Ein Höhepunkt des Abends war im Vorhof des Kultur- und Stadthistorischen Museums das 25-minütige Installations-Theaterstück auf Stelzen "Sómente" der im Berliner Kunstquartier Bethanien ansässigen portugiesischen Gruppe Teatro Só. Es erzählt mit der poetisch-skurrilen Geschichte eines sehr alten Mannes (Darsteller und Regisseur: Sérgio Fernandes) auf einer riesigen Parkbank, wie man Einsamkeit überwinden kann. Am Ende saßen auf der Parkbank zwei winzig wirkende Besucher aus dem Publikum. Einen weiteren Höhepunkt zeigt unser Foto, es war das Höhenfeuerwerk um Mitternacht.

Mit der im Eintrittspreis inbegriffenen Hafenrundfahrt kamen die Besucher dann am stilvollsten an den zweiten Spielort. Im Binnenschifffahrtsmuseum interpretierte eine Klang- und Lichtinstallation von Heinz Martin und Tim Ehm in der ehemaligen Herrenschwimmhalle die Architektur der vorletzten Jahrhundertwende neu, bevor die Halle durch junge Menschen mit dem alten Schifferlied "La Paloma" geentert wurde. Das geschah musikalisch durch die Rockband "Ruhrorter Hafenkids" und tänzerisch durch die "Galaxy Dancers". Allmählich verdrängte die Liedfassung der jungen Generation, welche die Industriekultur nicht mehr in Betrieb erlebt hat, die Klanginstallation. Konkret lichtete sich der Nebel um das Flachbodenschiff "Goede Verwachting", dessen Mast bis zur Decke reicht, die Scheinwerfer wechselten von Farbe zu Weiß, und die jungen Tänzer nutzten den schmalen Steg rund um das ehemalige Schwimmbecken, unmittelbar neben den Besuchern. Für einen Moment war hier der Nabel der "Extraschicht".

(hod)
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