Duisburg "Fakir Baykurt"-Preis geht an Mevlüt Asar

Duisburg · Mevlüt Asar erhielt aus den Händen von Duisburgs Bürgermeister Erkan Kocalar den diesjährigen "Fakir Baykurt Kulturpreis".

 Nachdenklich: Preisträger Mevlüt Asar lauscht der Laudatio von Bürgermeister Ercan Kocalar.

Nachdenklich: Preisträger Mevlüt Asar lauscht der Laudatio von Bürgermeister Ercan Kocalar.

Foto: Andreas Probst

Im Rahmen einer Feierstunde vor etwa 40 Gästen fand das Zeremoniell im Mercatorzimmer des Rathauses statt. Vor zwei Jahren erhielt Lütfiye Güzel erstmals die Auszeichnung. Der Preis, finanziell gestiftet von der Sparkasse und vergeben durch die Stadt Duisburg, ist mit 2.500 Euro dotiert.

Schon zum zweiten Mal kam der Preisträger aus dem Bereich der Literatur: 2014 war es die mit türkischen Wurzeln versehene Lyrikerin Lütfiye Güzel aus Marxloh, 2016 ist es nun der türkischstämmige Schriftsteller Mevlüt Asan. "Der Preis wird für eine herausragende kulturelle Leistung im Bereich des interkulturellen Dialogs an Duisburger Kulturschaffende ergeben, die sich um die positive Gestaltung des Miteinanders der Nationen in unterschiedlichen Kulturbereichen verdient gemacht haben. Prämiert werden können Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Film und Video, Fotografie, Literatur, Musik, Tanz, Theater, soziokulturelle und multikulturelle Projekte." So heißt es in den städtischen Vergaberichtlinien des an den 1999 verstorbenen Schriftsteller Fakir Baykurt erinnernden Preis.

Mevlüt Asar ist 1951 rund 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Ankara in Konya in der Türkei geboren. Mit sechs Jahren zog er zu seinem Vater in die Hauptstadt. "Das war ein Kulturschock für mich", erzählte Asar den Rathausgästen. "Denn die Stadt machte mich neugierig auf das Leben. Auf dem Gymnasium wurde ich zur richtigen Leseratte, zu einem wissensdurstigen Bücherwurm."

Später studierte er Politik und kam aufgrund seines politischen Engagements in der kritischen Studentenbewegung in die Fänge des 1971 putschenden Militärs. Er saß im Militärgefängnis und lernte den dort ebenfalls einsitzenden Fakir Baykurt kennen. Aufgrund dieser Begegnung begann er mit dem Schreiben.

1977 wanderte er zusammen mit seiner Frau und seiner noch jungen Tochter nach Deutschland aus. "Deutschland war der zweite Bruch in meine Biografie", sagte er. "Das war wie eine Art 'Stunde null' in meinem Leben." Zunächst studierte er in Köln Deutsch als Fremdsprache.

Er brach das Studium allerdings ab, weil er Arbeiten gehen musste, es aber auch wollte. So kam er 1979 nach Duisburg, wo er bei der damaligen städtischen RAA als Bildungs- und Erziehungsberater angestellt wurde.

"Hier in Duisburg fand ich schnell meine zweite Heimat", verriet er. "In dieser Zeit las ich ganz viel deutschsprachige Literatur ausschließlich deutscher Autoren, die somit gewissermaßen meine ersten deutschen Verwandten wurden." 1986 schuf er sein erstes zweisprachiges Werk, das eine Antwort auf das vermeintliche Dilemma in der Fremdheit geben sollte. Nach dem Tod seines Autorenkollegen Fakir Baykurt übernahm er dann die Leitung des nach ihm benannten Literaturcafés der alten Volkshochschule in der Innenstadt.

Als einer der ersten Vertreter der Gastarbeiterliteratur ist Asar stets um einen Brückenschlag zwischen den Kulturen bemüht. Dabei spielt in seinen Erzählungen wie in seinen Gedichten Duisburg regelmäßig eine zentrale Rolle. "Die Sehnsucht nach Heimat wie aber auch das Fremdsein und die Integration, das sind die Themen, denen der Autor in seinen Schriften nachgeht", würdigte Kocalar den Preisträger. Von daher habe mit der Verleihung des "Fakir Baykurt Kulturpreis" an Mevlüt Asar die Jury einen würdigen Preisträger gefunden.

"Fast 43 Jahre lebe ich nun in Deutschland. Und regelmäßig fahre ich in die Türkei", sagte daraufhin der 65-jährige Preisträger. "Doch weder hier noch dort bin ich fremd. Beheimatet aber bin ich in Duisburg. Hier habe ich mein Haus. Somit bin ich in meiner neuen Heimat angekommen. Und: Wenn man in beiden Sprachen zu Hause ist, hat man mehr Chancen in der Gesellschaft."

(RP)
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